Auf dem Weg nach Windhoek
Es wird ruhiger und ruhiger und mein Urlaub rückt immer näher. Björn kann es kaum noch erwarten und kann von nichts anderem mehr reden. Jeden Tag will er früher losfahren, am Anfang war es noch 8 Uhr, mittlerweile sind wir bei 6 Uhr angekommen. Hier an der Lodge habe ich an manchen Tagen auch schon halben Urlaub, da sie mich z. B. nicht an der Rezeption brauchen, dann hab ich den ganzen Tag frei und muss erst um 18 Uhr zum Dinner anfangen. Da man bei so viel Freizeit auf dumme Ideen kommt ist vorprogrammiert. Mein Komplize, Ronny mein Kollege von der Rezeption. Unser Vorhaben, Vögel schießen! Aber nicht mit einem Gewehr, sondern mit einer der beliebtesten Waffen hier im Land, der Steinschleuder. Scheinbar hat hier so gut wie jeder als Kind eine Steinschleuder gehabt, dementsprechend kann Ronny auch schießen. Vielleicht liegt es bei ihm auch in den Genen, da er zur Hälfte vom Buschmannstamm abstammt (zur anderen Hälfte ist er Nama). Ich bekomm die Schleuder von Jörg (hier heißt es Ketti schießen). Jörg gibt uns den Auftrag die schwarzen Stare und die Mausvögel abzuschießen, da es von diesen hier zu viele gibt und diese alles vollscheißen. Ronny und ich machen uns also auf die Jagd. Leider dürfen wir nur im Privatbereich jagen, da die Gäste nicht sehen sollen, dass wir auf Vögel schießen. Auf einer großen Tanne sehen wir 3 Stare, unsere ersten Ziele. Meine ersten Versuche sind kläglich gescheitert, Ronny hingegen hat sie immer nur um haaresbreite verpasst. Einen hat er dann entweder getroffen oder so knapp verfehlt, dass der Vogel vom Schock gestorben ist, da nun einer der Stare kopfüber mit einem Bein im Ast verfangen nach unten hängt. Durch den Wind baumelt das ganze Ding nun im Baum wie eine Christbaumkugel. Als Jörg das sieht, muss selbst er lachen, sowie alle anderen, die es mitbekommen haben.
Wir gehen weiter und Ronny sieht ein neues Opfer, diesmal aber keiner der abschussfreien Vögel. Ronny will ihn trotzdem schießen, gesagt getan. Es hat sich dann rausgestellt, dass es ein Kolibri war, was Jörg nicht so gefallen hat, da das hier einer der schönsten Vögel ist. Das krasse war, wie er den Vogel geschossen hat, aus ca 2 Meter Entfernung ... der Vogel ist natürlich sofort umgefallen lag aber noch auf dem Ast. Kurz darauf sehe ich, wie ein Tropfen Blut aus dem Schnabel kommt, als Ronny den anderen den Vogel zeigt sagen alle nur "Oh shame Ronny!" Doch unsere Jagd geht weiter, ich will schließlich auch noch was treffen. Jörg meint wir sollen noch etwas weiter gehen, da hinter den Häusern der Parkplatz ist, nicht, dass wir noch ein Auto treffen. Wir stellen uns an den Rand der Lodge und feuern in die Bäume außerhalb, hier können wir nichts falsches treffen. 20 Meter vor uns landet eine Taube auf dem Boden. Ronny meint ich soll versuchen sie zu treffen. Nach einigen Versuchen verfehle ich die Taube immer nur knapp und man sieht wie die Steine im Staub neben der Taube einschlagen wodurch sie immer wild fladdert und ein Stück weiterfliegt. Ronny trifft sie leider auch nicht und dann wird unsere Jagd unterbrochen, da Ronny's Schleuder gerissen ist. Wir beenden unsere Jagd, aber bald gehts wieder weiter.
Doch jetzt steht unser Urlaub vor der Tür. Der letzte Abend ist angebrochen, achja mittlerweile ist Abfahrt auf 5 Uhr morgens gesetzt. Packen ist also wieder angesagt, diesmal soll ich ,Björn nach, alles mitnehmen, da ich dann alles waschen lassen kann, praktisch. Wir nehmen auch 2 Flaschen Weiswein mit, als kleines Geschenk für Björn's Vater und Mutter. Den Wecker auf 4 Uhr gestellt leg ich mich zu Bett und freu mich unheimlich. RRRRRING, der Handyalarm ertönt und ich realisiere, das ist der Weckruf zum Urlaub! Schnell duschen und dann schlepp ich meine ganzen Sachen zu Björn's Zimmer. Björn hat mich extra gewarnt ich soll pünktlich sein, sonst fährt er ohne mich los. Um halb 5 steh ich ich wie vereinbart vor seiner Tür, doch alles ist stock dunkel. Ich klopfe und klopfe bis sich endlich was regt. Er öffnet die Tür, mit verwüsteten Haaren, geschwollenen Augen und nur in Boxershort sagt er zu mir, "es ist erst 4 Uhr was machst du schon hier?" Ich antworte nur, dass er auf seine Uhr schaun soll, mit einem Schreck war er dann wach, da er erkannt hat, dass er komplett verpennt hat. Hastig macht er sich fertig und wir kommen schließlich um viertel 6 los. In kompletter Dunkelheit fahren wir los, dem Sonnenaufgang entgegen. Der erste Teil der Strecke ist mir noch bekannt, dann biegen wir auf eine neue Strecke ab. Wir müssen über einen Pass fahren und hoffen, dass wir bis Sonnenaufgang ganz oben sind. Der Weg nach oben ist schonmal unfassbar. Ob man hier überhaupt mit einem normalen Wagen hochkommt ist fraglich, gelgentlich mal ein Stück gepflastert, sonst nur Staub und Geröll. Doch dieser Weg sollte sich lohnen. Ganz oben ist eine Aussichtsplattform und man schaut runter ins Thal, bis alles im Morgennebel verschwimmt. Im Rücken geht die Sonne auf, klettert langsam über die Bergspitze und flutet das ganze Thal mit goldenem Licht. Doch hier in Namibia geht nicht nur die Sonne auf, sondern auch der Mond. Wenn hier der Vollmond aufgeht, kann man jeden Sonnenuntergang und -aufgang in die Tonne treten, das scheint nämlich nicht von dieser Welt zu sein. Der Mond kommt ganz langsam über dem Naukluftgebirge hoch, da er direkt am Horizont ist, nimmt man ihn doppelt so groß wie gewöhnlich wahr. Hinzu kommt, dass er richtig orange farben ist. Sowas bekommt man in Deutschland leider niemals zu sehen.
Doch zurück zu unserer Fahrt. Nachdem wir uns am Ausblick satt gesehen haben, was kaum möglich ist, fahren wir weiter. Vor uns liegen noch 300 Km reinster Staub. Die Teerstraße fängt hier leider erst kurz vor Windhoek an. Doch die Qualen der Fahrt vergisst man, wenn man die Umgebung betrachtet. Alles scheint der Umgebung zu ähneln, die ich auf der Fahrt zur Farm damals gesehn habe, aber bei genauerer Betrachtung ist es doch etwas komplett anderes. Man sieht wieder andere Tiere auf dem Weg und neue Pflanzen, was allerdings bleibt ist die unverwechselbare Weite, die den zu bewältigenden Weg unendlich erscheinen lässt. Hinter jedem Hügel kommt eine neue Fläche, bis wir zum letzten Hügel kommen. Diesen bewältigt erstreckt sich endlich ganz Windhoek vor unseren Füßen. Von einer Sekunde auf die andere steht man plötzlich an einer Kreuzung und hunderte Autos fahren an einem vorbei. Nach mehreren Minuten wilden Abbiegens durch die Stadt stehen wir schließlich vor Björns Haus. Ein elegantes Eisentor öffnet sich auf Knopfdruck und 2 Hunde begrüßen uns herzlichst. In der Einfahrt stehen bereits 3 Autos, dh ich bin schon auf das Haus gespannt, Björns Familie scheint wirklich Geld zu haben. Björn Senior heißt uns ebenfalls willkommen, mich natürlich mit "Guten Tag Deutschland!!!" Nun zeigen sie mir erstmal das Haus und mein Zimmer. Da es hier ja keine Platzprobleme im Land gibt, wir selten mehrstöckig gebaut, dafür ist der eine Stock umso größer und verzweigter. Zu meinem Missgunsten, da ich mich am ersten Tag ständig verlaufe und überlegen muss wo ich jetzt genau hinlaufen muss. Nachdem sie mir alles im Haus gezeigt haben, gehen wir nach Draußen. Eine super Sache ist, dass das Haus fast Übergangslos ins freie geht, dh es gibt keine Wand und keine Tür nach Draußen, sondern der letzte Teil ist einfach nur überdacht. Angekommen finde ich eine Lapa vor, also eine Fläche, die mit einem Grasdach überdacht ist. Darunter befindet sich ein Steinofen, ein Grill und eine Barecke. Hier kann man wirklich entspannen! Dann kommen wir als letztes zu meinem Schlafzimmer. Zimmer kann man nicht sagen, da es komplett von der Hauptwohnung ausgeschlossen ist, also ein richtiger Gästetrakt mit eigener Toilette und Dusche und einem rießigen Doppelbett, das zum ausruhen einlädt.
Doch Ausruhen steht noch nicht auf unserem Zeitplan, denn zunächst ist Einkaufen angesagt. Wir fahren los Richtung Stadtmitte, auf dem Weg muss ich feststellen, dass Björn sehr ungeduldig mit anderen Verkehrsteilnehmern ist und sich die komplette Fahrt nur aufregt. Jetzt versteh ich auch, warum er sagt, dass er es in Windhoek nichtmehr aushält. Die Taxifahrer hier und auch sämtliche andere fahren wirklich dermaßen schlecht, dass man sich fragt, wie diese ihren Führerschein bekommen haben. Genervt kommen wir endlich an der Mall an und schaun in die ersten Geschäfte. Björn braucht Schuhe, ich brauch Fellis (typisch namibische Schuhe aus Rooben- oder Kuduleder) für meinen Vater und mich, außerdem halt ich noch Ausschau nach Klamotten, da hier Markenware billiger sein soll. Leider stell ich fest, dass das nur bei manchen Marken der Fall ist. Am Ende habe ich dann aber doch noch ein paar Sachen bekommen, für die ich in Deutschland über das Doppelte gezahlt hätte.
Nun geht es zurück nach Hause, endlich relaxen, denn so langsam wird man doch etwas müde, wenn man um 4 Uhr morgens aufsteht. Auf dem Sofa vor dem Tv angekommen ploppt dann auch der erste Kronkorcken von der Bierflasche. Das Fernsehen hier ist wirklich der Hammer. Es ist 2 Uhr Nachmittags und wir schauen "Bat Man the Dark Knight", danach kam dann "Stirb langsam 4.0". Gegen Nachmittag kam dann auch Björns Mutter Charleen und Björns Bruder Kim nach Hause. Sie spricht nur englisch, Kim kann deutsch, doch irgendwie wird doch immer alles gemischt, mal englisch, mal deutsch und dann auch wieder mal afrikaans. Im Hintergrund meldet sich dann noch jemand. Gerry, der neue Vogel, den sie sich angschafft haben. Gerry ist noch sehr jung und unbeholfen, aber sau komisch. Wir setzen ihn ins Wohnzimmer auf seinen Kletterbaum. Ständig versucht er zu fliegen, aber sie haben ihm die Federn gestutzt, damit er nicht davonfliegen kann, wodurch er als Ventilator dient. Eine lustige, aber auch nervende Sache ist, dass er ständig Paddys drückt, dh er muss ständig kacken. Aber nicht normal, sondern immer schön flüssig. Deshalb kann man ihn auch kaum auf die Schulter setzen, Björn hat es einmal gemacht und kurze Zeit später ist ihm die Soße über die Brust gelaufen. Daraufhin ist er natürlich wieder in den Käfig gekommen.
Nach dem ganzen Schreiben übers Kacken gehn wir jetzt mal zum Thema Essen über. Charleen hat uns wunderbares Abendessen gemacht, was nach diesem Tag dringend notwendig war. Danach gings wieder auf die Couch, heute nehmen wir uns nochmal eine Erholungspause, aber morgen geht dann Abends Party. Auf dem Tv laufen nebenbei wieder Filme wie "Harry Potter und der Orden des Phoenix". Lange halten wir heute allerdings nicht durch und gehen relativ früh schlafen, damit wir morgen fit sind.
Der nächste Morgen bricht an und ich bin erholt wie lange nichtmehr. Der Vergleich von diesem Bett hier zu meinem 80x1,90 Bett ist wie Tag und Nacht. Hier kann ich meine Arme ausbreiten, ohne an eine Wand zu schlagen und meine Füße hängen unten nicht heraus.
Wir brechen auf in die Stadt und machen noch einige Besorgungen bevor wir uns auf den Abend vorbereiten. Der Tag ging ruck zuck vorbei und Björn macht aus, wo wir mit wem hingehen. Die Wahl fällt auf Joe's Beerhouse. Endlich komm ich in die wohl bekannteste Bar in ganz Namibia. Wir wollen uns mit Klyde treffen (auf dessen Farm wir waren) und scheinbar kommen ein paar andere Freunde später noch nach. Gleich am Eingang schon ein erstklassiges Schild "Unser Hauswein ist Jägermeister" dh es kann nur gut werden! Ich lauf weiter und der Boden ändert sich von Teer zu Kieselsteinen. Wir laufen an vereinzelten Tischen vorbei und stehen dann im Zentrum. Man kann sich die ganze Bar wie ein kleines Dorf vorstellen. Alles ist unter freiem Himmel, bis auf einige Hütten, die mit Grasdächern gedeckt sind. In der Mitte ist ein größerer Teich mit Fischen und einer Windmühle. Alles ist mit Jägermeisterflaschen dekoriert und unheimlich viele kleine Details verleihen dem Ganzen eine beeindruckende Atmosphäre. Etwas abgetrennt vom Hauptteil ist dann noch ein Abteil, das komplett rund ist. Außen an der Wand sind Tische, an denen man Essen kann, wieder überdacht mit einem Grasdach und in der Mitte ist eine rießen Feuerstelle, in der Abends Feuer gemacht wird. Die erste Stunde bin ich garnicht zum Trinken gekommen, weil man überall wieder etwas neues entdeckt. Als Klyde dann dazukam haben wir mit der Bestellung angefangen. Später kam dann noch Kalli und seine Freundin und noch einige weitere Bekannte von Björn. Wir bestellen immer eine Runde Bier gefolgt von einer Runde Jägermeister, der halbe Liter Bier vom Fass kostet hier übrigends nur 1,40€ und das in der bekanntesten Bar, dh es geht noch günstiger. Nach und nach verlassen uns die ersten, im Gegensatz zu uns müssen die anderen am nächsten Tag immerhin arbeiten. Am Ende sind nur noch Klyde Björn und ich übrig. Nachdem der Barkeeper dann die letzte Runde ausgerufen hat rufen wir Björns Vater an, dass er uns holt. Dann kam das Merkwürdige, als wir gehen wollten, konnte Björn plötzlich nichtmehr laufen. Klyde und ich mussten ihn dann, jeder an einer Schulter, bis zum Auto hinaustragen. Wir schmeißen ihn ins Auto und fahren nach Hause, wo ich ihn dann wieder aus dem Auto ziehen musste, weil er keinen Muckser mehr gemacht hat.
Am nächsten Morgen liegt Björn wie ein Sandsack in seinem Bett, blutrote Augen und kein Plan was gestern abging. Er vermutet, dass jemand seinen Drink gespiced hat, also irgend eine Pille oder Pulver reingekippt hat, da er von jetzt auf nachert nichtmehr laufen konnte und kurz vorher haben wir uns noch normal unterhalten. Das kommt hier scheinbar öfters vor, um dann der Person Sachen zu klauen woran sie sich dann am nächsten Tag nichtmehr erinnern kann. Komischerweise hat Björn an dem Abend auch sein Handy verloren. Da ich auch einiges getrunken habe, habe ich auch mit ein bisschen Barberlas (Kater) zu kämpfen. Dementsprechend verbringen wir den Tag über dann auch nur auf dem Sofa. Björn geht es Abends immernoch nicht gut, dh er möchte nichts trinken. Da es mir aber wieder gut geht und es Freitag Abend ist, schlägt er vor, dass er den Fahrer spielt. Wir fahren also in einen nahegelegenen Club, in dem wir uns wieder mit den anderen treffen. An diesem Abend sind aber alle da. Dh ich treffe alle von Klyds Farm und auch alle von gestern Abend wieder. Nachdem ich alle begrüßt habe wird die erste Runde bestellt, diesmal allerdings Whisky Cola. Björn hingegen bleibt tapfer bei seinem Wasser. Es macht rießen Spaß sich wieder mit allen unterhalten zu können und nach mehreren Wochen wieder mit gleichaltrigen Party zu machen. Gegen 2 Uhr verlassen wir dann den Nachtclub und machen uns auf den Heimweg. Ich will Björn ja nicht all zu lange quälen ...
Endlich ist der Samstag angebrochen, heute ist die MX Freestyle Worldchampionship in Windhoek und wir haben TICKETS!!!! Heute ohne Barberlas komm ich um 12 Uhr aus meinem Zimmer, Björn kommt mir entgegen und sagt" Bist du fertig ? Wir fahren gleich los" ich wusste nicht was er meint bis er mich aufklärt. Wir treffen uns mit Klyde, seiner Mutter und Hendrik zum Lunch, dh ich habe nicht nur die Freunde von Klyds Farm wieder getroffen sondern auch Andrea und Hendrik, also ALLE. Als wir dann im Supermarkt ankommen frag ich mich warum wir genau hier her kommen. Dann meinen alle hier gibt es die besten Brötchen und als ich sehe, was Klyde ist, kann ich meinen Augen kaum trauen. Hier gibt es METTBRÖTCHEN MIT ZWIEBELN !!!!! und Bier dazu ... noch deutscher gehts wohl kaum, ich bestell mir natürlich sofort eins und es schmeckt wirklich gut. Das Bier um halb 1 dazu bringt einen dann auch gleich in gute Stimmung für das bevorstehende Event. Doch das hier sollte nicht der einzige Stop gewesen sein. Es geht weiter zu Joe's Beerhouse, denn es ist Samstag und da wir mit dem Mettbrötchen Deutschland ein Stück näher gekommen sind, machen wir richtig deutsch weiter. Samstag bei Joes's Beerhouse bedeutet Frühschoppen, ja du liest richtig, die werben mit Frühschoppen! Gut der Inhalt des Frühschoppens ist nicht gerade wie in Deutschland, da dieser hier erst um 12 Uhr anfängt. Schoppen gibts dann auch nicht, sondern Jägermeister mit Live Musik im Hintergrund. Schaut man sich dann in der Bar um, denkt man, dass die Leute hier nichts besseres zu tun haben, als Samstag Mittag zu saufen. Die Bar ist gerammelt voll, alle mit Bier oder Schnaps in der Hand und der Mittelpunkt des Frühschoppens war dann die "Beat the Knuckle Competition". 8 Auserwählte Teilnehmer waren an einem Tisch gesessen, jeder hat ein Eisbein bekommen, also ca 1 Kg Fleisch, ein bisschen Soße dazu und ein Maß (Ja ein richtiger Maßkrug!!!!) Bier. Nun ging es darum, wer als erster mit allem fertig war. Unter den Teilnehmern waren 2 Freunde von Björn, die am Anfang nur Mist gemacht haben. Einer der beiden nimmt diesen rießen Knochen mit dem KG Fleisch und knallt ihn dem anderen erstmal auf die Schulter woraufhin der seine Hand in die Soße taucht und dem anderen eine Schelle gibt. Beide sehen also bevor sie angefangen haben zu essen schon aus wie die größten Schweine. Je näher sie dem Ende kommen desto mehr Leute versammeln sich um den Tisch. Zum Endspurt hin feuern sie dann den angehenden Sieg an bis er alles komplett vertilgt hat. Zweiter wurde dann einer von Björns Freunden. Sein Preis, 6 Flaschen Jäger, mit wem trinkt er das? Mit uns natürlich! Es geht also schon Samstag Mittag weiter. Gegen 14 Uhr kommt man dann kaum noch bis zu den Toiletten durch. Auf meinem Weg dort hin seh ich plötzlich einen Grill aufgebaut mit dem Schild "Rostbratwürste zu verkaufen", jetzt dachte ich, dass ich wieder in Deutschland bin!
Nun wird ein Jägermeister nach dem anderen ausgeschenkt und die Stimmung steigt. Wie es aussieht gehen von hier aus sehr viele zu dem MX Event. Aus diesem Grund brechen wir dann auch um halb 4 auf und machen uns auf den Weg. Wir fahren mit Hendriks Landcruiser mit dem wir damals schon die Dünenfahrt gemacht haben. Da vorne nur ein Platz für Andrea ist, fahren Klyde Björn und ich hinten auf der Ladefläche mit (das ist wohl auch nur in Namibia legal auf der Hauptstraße bei 100 Sachen auf der Ladefläche zu stehen). Schließlich kommen wir am Eingang an und müssen uns erstmal einen Parkplatz suchen. Leider ist alles vollgeparkt doch Hendrik hat eine Idee. Er fährt bis zum Eingang des Geländes, wo natürlich kein Parkplatz frei sein dürfte. Hendrik erblickt einen Erdhaufen und fährt darauf zu. Um den Haufen herum sind kleine Büsche, wo natürlich keiner geparkt hat. Doch wir haben einen 4x4 Landcruiser, dh nun wird auf Namibiaart geparkt. 4x4 rein und schon gehts rückwärts den halben Hügel hoch durch die Büsche. Wir steigen aus und schaun uns das ganze von vorne an. Das Heck ragt in die Luft, es sieht aus als ob der Wagen gleich umkippt, aber wir haben einen der besten Parkplätze bekommen. Die Leute schauen zum Teil entsetzt, zum Teil lächelnd zu uns herüber. Als ob nichts gewesen wäre gehen wir dann auf das Gelände und suchen uns einen Platz, von dem wir gut sehen. Kurz darauf geht es dann auch schon los. Die ersten Fahrer fahren vor und machen sich für die Sprünge bereit. Dann kommt der erste angeschossen, über den Hügel und durch die Lüfte. Mit Backflips kombiniert mit sonst was fliegen die Fahrer über die Hügel und landen teilweise freihändig. Um sowas zu machen muss man glaub ich einfach durchgeknallt sein oder irgendwas muss falsch sein, denn was die hier machen ist einfach unglaublich. Man kennt es immer nur aus dem Tv aber das mit eigenen Augen zu sehen ist irre. Das blöde war, dass wir scheinbar etwas spät gekommen sind, denn wir haben nur das Finale mitbekommen. Dh die ganze Veranstaltung hat um 14 Uhr Mittags begonnen, aber sich bei der Mittagshitze hier rauszustellen ist ehrlich gesagt sau dumm, da haben wir lieber Frühschoppen gemacht. Die Sprünge waren dann so gegen halb 8 schon zu Ende, dh die Sonne war noch nicht mal untergegangen, obwohl es "Night of the Jumps" geheißen hat. Dann ging es zur Aftershow Party über, das Problem war, dass eigentlich nichts geboten war. Das letzte mal hat Scooter gespielt, da muss dann die Hölle losgewesen sein, doch dieses mal war leider nichts. Aus dem Grund haben die Menschen auch nach kurzer Zeit den Heimweg angetreten. Dem sind wir dann auch gefolgt und wir sind zu Björn nach Hause gefahren, da Andrea Björns Mutter wieder mal sehen wollte.
Wir hingegen haben uns den Bauch vollgeschlagen, da wir seit 12 Uhr außer Flüssignahrung nichtsmehr hatten und es mittlerweile schon 21 Uhr war. Da der Abend noch jung war, haben wir beschlossen wieder in den Club zu gehen. Dort angekommen war ich zunächst geschockt, da vielleicht 20 Leute im ganzen Club waren. Doch nach und nach sind dann alle vom MX Event auch hier in den Club gekommen, wodurch dann doch noch geile Stimmung aufkam. Da Alkohol ja bekanntlich die Hemmungen lockert hab ich erstmal etwas Sulzthal auf die Tanzfläche gebracht. Im Tanzstil aller Daniel Diez habe ich die Tanzfläche durchstreift (einige von euch können sich jetzt genau vorstellen wie lustig das ausgesehen hat) Es hat richtig gut getan den ganzen Stress der Arbeit rauszutanzen und es hat rießen Spaß gemacht.
Gegen späterer Stunde habe ich dann Hendrik auch im Club getroffen. Wir standen neben einem Tisch auf dem 2 Polster befestigt waren. Wie geschaffen um Armdrücken zu machen. Ich hatte natürlich von Beginn an keine Chance gegen ihn, da er den Körper einer Maschine hat! aber er wollte wissen wie stark ich bin. Wir fangen an und ich geb von der ersten Sekunde an alles, wodurch ich mich in der Mitte halten kann. Hendrik gibt zu, dass er überrascht ist von mir, doch nach ca einer Minute konnte ich nichtmehr dagegenhalten. Mit unserem Armdrücken haben wir dann etwas angezettelt, seit dem Moment wo Hendrik und ich Armdrücken gemacht haben war dieser Tisch nichtmehr leer gestanden. Plötzlich haben wildfremde Leute gegeneinander Armdrücken gemacht.
Es wurde später und später und langsam wurde ich müde und der Club leerte sich. Björn hat sich die ganze Zeit mit einer Freundin unterhalten und war scheinbar am überlegen ob er sie mit heim nehmen sollte. Da er sich scheinbar nicht entscheiden konnte drängte ich ihn langsam, dass wir nach Hause gehen. Es war bereits 4 Uhr morgens und auch der Dj hat durchgesagt, dass nun die letzte Runde ausgeschenkt wird. Endlich verlassen wir den Club, doch nun ist die Frage wie wir heim kommen. Björns Ersatzhandy ist leer, dh wir müssen laufen, doch um die Uhrzeit zu zweit durch halb Windhoek zu laufen ist wohl nicht die beste Idee. Glücklicherweise habe ich die Handynummer von Björns Mutter eingespeichert, sie ist nun unsere letzte Möglichkeit. Björn ruft sie von meinem Handy aus an, ich möchte nicht wissen wie viel mich dieser Anruf gekostet hat... doch es hat sich gelohnt, sie ist gekommen und hat uns geholt. Am nächsten morgen hab ich mich erstmal bedankt, da das nicht selbstverständlich ist. Als Björn mich sieht meint er nur " gestern ist noch was passiert", das kann nichts Gutes bedeuten. So war es auch, er erzählt mir, dass Klyde überfallen wurde, als er vor dem Club gestanden hat. 5 Schwarze haben ihn scheinbar zu Boden geschmissen und dann Schuhe Handy Geldbeutel, einfach alles, was etwas wert war geklaut. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, denn das hätte auch sehr böse ausgehen können. Wären wir heim gelaufen, wär uns das vermutlich auch passiert, aber hier geht es eben etwas anders zu wie in Deutschland.
Dieser Sonntag hat ja schonmal gut angefangen. Da man Sonntags in der Stadt nichts machen kann, beschließen wir nach dem ganzen Feiern und Ereignissen nochmal zu relaxen, damit man nicht total gemolken zur Arbeit zurück kommt. Ich leg mich draußen unter die Lapa in einen der Liegestühle und genieße das Wetter. Viel mehr ist dann auch nichtmehr passiert und wir müssen daran denken, dass es morgen schon wieder zurück geht. Doch wir müssen noch Fleisch für die Lodge mitnehmen. Wir fahren also am nächsten Tag beim Headoffice vorbei und laden das Fleisch auf die Ladefläche. Während dessen habe ich mich mit Michael verabredet ( der Sohn von dem Kollegen meins Vaters, durch die ich das hier überhaupt erst machen konnte). Dieser hat das Paket meiner Eltern erhalten, in dem mein Fussball und meine Laufschuhe sind. Jetzt kann ich für mich endlich etwas trainieren.
Nachdem ich von Michael alles erhalten habe und das Fleisch auf den Jeep geladen war, treten wir unsere Rückreise zur Lodge an. Die Fahrt ist reibungslos verlaufen und der Höhepunkt war erneut die Spitze des Passes. Diesmal waren wir aber gegen Nachmittag dort, dh durch die Lichtverhältnisse war die Aussicht nochmals komplett anders und fast noch schöner!
Der interesannte Teil der Fahrt war dann diesen Pass heil runter zu kommen. Fehlende Leitplanken und fehlender Straßenbelag lassen ein leicht mulmiges Gefühl aufkommen. Doch mit dem Jeep von Björn war das kein Problem und wir sind heil unten angekommen. Nach einiger Zeit haben wir dann auch schonwieder die versteinerten Dünen von weitem gesehen und wussten, jetzt ist unser Uralbu vorbei. Am Tor angekommen ist Dawid der erste der uns willkommen heißt. Nun noch schnell das Fleisch in den Kühlraum bringen, dass es nicht schlecht wird und dann ist auch schon bald wieder Zeit fürs Abendessen. Als ich dann Abends draußen sitze und in den Sternenhimmel blicke, ist es irgendwie auch wieder schön raus aus dem Stress der Stadt und zurück auf der Lodge zu sein. Ich genieße noch meinen freien Abend, das köstliche Abendessen und ein abschließendes kühles Blondes. Dann geht es Richtung Zimmer, zurück in mein Miniaturbett und zu meinem Haustier Gerry den Gecko. Diesen halte ich mir seit kurzem in meinem Zimmer, damit er alle Spinnen und Krabbelzeug frisst. Seit heute heißt er Gerry, der gleiche Name wie Björn Seniors Vogel.
Nun ist es aber Zeit zum schlafen, die Arbeit steht wie gewohnt morgen wieder um die Ecke vor der Tür.
Somit ein wunderschönes gute Nacht nach einem wunderschönen Urlaub Namibia, Julian.
Sonntag, 6. Dezember 2009
November
November.
Montag Morgen, Urlaub zu Ende und die Arbeit steht wieder vor der Tür und das buchstäblich, da es ja gerade mal 20 Meter bis zur Rezeption sind. Mittlerweile ist es schon November und die Zeit scheint hier zu rennen. In Deutschland geht es schon schwer auf Winter zu, hier rücken die großen Ferien und das Badewetter näher. Da es hier dann einfach zu heiß wird ist bald auch das Ende der Reisesaison erreicht, wodurch es hier um einiges ruhiger wird. Zur Zeit ist aber noch ordentlich zu tun und Ende November bricht es dann ab, meint Michael.
Nun ja nun muss ich wieder Gäste willkommen heißen und immer schön Grinsen. Scheinbar hab ich das sehr gut drauf, da mir vor kurzem ein Gast gesagt hat, dass ich eine unglaublich liebevolle Ausstrahlung besitze und den Check In sehr gut gemacht habe. Anja hat das mitgehört und mit einem Grinsen sagt sie nur, "na also, ist doch ein schönes Gefühl oder?" Das ist es allerdings, das 2., was der Gast zu mir gesagt hat war jedoch etwas merkwürdig. Sie meint zu mir, dass mir niemals jemand ins Gesicht schlagen wird, wenn ich lächle. Mit einem fragenden Gesicht gehe ich dann weiter und bin etwas verwirrt, aber ich denke es war nur positiv gemeint.
Nachdem ich nun wieder meine erste Woche gearbeitet habe ist Pius, unser Restaurant Manager, in Urlaub gegangen. Ein Tag zuvor kommt Anja auf mich zu und sagt mir direkt ins Gesicht, " also Julian nachdem Pius jetzt für 3 Wochen im Urlaub ist, bist du für die Zeit der neue Restaurant Manager!" Mir hat es komplett die Sprache verschlagen und ich frage nochmal nach, ob sie das ernst meint. Es war ihr voller Ernst, scheinbar hab ich sie durch meine Bemühungen hier einen guten Eindruck hinterlassen, wodurch ich nun ihr volles Vertrauen habe. Mit starren Blick gehe ich zu meinem Zimmer und lass mir durch den Kopf gehen, was das nun bedeutet. Ich bin hier als Praktikant hergekommen, arbeite 2 Monate und darf nun alle Kellner einteilen, bin dafür verantwortlich, dass das Dinner reibungslos abläuft und werde Restaurant Manager genannt. Zwar nur für 3 Wochen, aber ich kann es kaum glauben, ich bin 20 Jahre alt und der nächst jüngere Kellner ist 24 ... und Anja gibt mir die Verantwortung. Zum einen bin ich geschockt, verängstigt, nervös, doch zum anderen unheimlich stolz, da es wohl keine bessere Bestätigung für meine Anstrengungen gibt und ich freu mich, mich an dieser neuen Herausforderung zu messen.
Dann ist auch schon der erste Abend gekommen, an dem ich als Restaurant Manager zum Dinner gehe. Ich weise jedem Kellner seine Tische zu, begrüße die Gäste, führe sie zum Tisch und achte, dass jeder seine Bestellungen und Speisen bekommt. Anja kommt später und fragt, ob ich hier alles unter Kontrolle habe. Alles ist glatt gelaufen und ich konnte mit einem sehr zufriedenen und stolzen "JA!" antworten. Das komische Gefühl dabei war nur, dass genau ich diese Position machen darf. Da alle anderen Kellner viel länger als ich dabei sind, hinzu kommt noch, dass alle anderen schwarz sind, dh. vielleicht denken sie, dass ich das nur bin, weil ich weiß bin. Diese Gedanken teile ich auch Anja mit, doch sie sagt, dass sie mir die Aufgabe gegeben hat, weil sie sieht, dass ich weiterkommen will und nicht wie die anderen kein Interesse zeige. Zum Glück haben es die anderen Kellner auch angenommen, dass ich nun der Supervisor bin und somit läuft jeder Abend reibungslos ab.
Ein paar Tage später dann die nächste Überraschung. Agnes kommt zu mir an die Rezeption und fragt mich, wie man meinen kompletten Namen schreibt. Fragend schreib ich es ihr auf ein Stück Papier. Sie grinst mich an und sagt nur, " for your pocket money". Meine Hoffnungen haben sich bestätigt! Ich bekomm etwas Taschengeld. Den Tag über hab ich mir vorgestellt, wie viel es wohl sein wird und dann meint Agnes, ich soll ihr ins Office folgen. ZAHLTAG! Sie legt mir einen Zettel vor die Nase und sagt, dass ich nur unterschreiben muss. Ich lese mir alles durch und sehe die Zahlen. 3x1000 N$. Ich habe also nachträglich 1000 N$ pro Monat bekommen. Rechnet man es um wären es ca. 100 Euro pro Monat, was sich nicht viel anhört, hier in Namibia gleicht das allerdings dem Gehalt eines Kellners. Somit habe ich 3000N$ Bar auf die Hand bekommen. Mit einem rießen Batzen Geld in der Hand und strahlenden Augen gehe ich wieder an die Rezeption. Dafür, dass ich mich damit abgefunden habe, dass ich hier umsonst arbeite, war das eine unglaubliche Überraschung. Als ich später am Tag Anja über den Weg laufe, grinst sie mich an und fragt, ob ich mein Taschengeld erhalten habe. Ich nicke und frage nur warum aufeinmal ? Sie sagt erneut, dass sie sieht, wie ich mich anstrenge und das muss belohnt werden. Nun bin ich also Restaurant Manager auf Zeit und habe einen Lohn bekommen. Mit diesen Aussichten war es dann nicht all zu schwer nach dem ersten Urlaub weiterzuarbeiten.
Da alle guten Dinge bekanntlich 3 sind, fehlt noch die 3. Überraschung. Diese bekomm ich von Björn überbracht. Björn bekommt Ende November 6 Tage frei und fährt nach Windhoek, die Überraschung war, dass Anja von sich aus gesagt hat, dass ich mit darf, damit ich die Stadt mal richtig sehe. Ich komm garnicht mehr vom Freuen weg, doch nach all den schlechten Nachrichten vor einiger Zeit musste irgendwann ja wieder was Gutes kommen.
Ich werde dann also bei Björn zu Hause wohnen und mit ihm die Stadt unsicher machen. Bis dahin sind es aber noch einige Tage und deshalb bleib ich erstmal im Hier und Jetzt. Björn hingegen zählt schon die Tage, bis wir wieder Party machen können. Er fragt mich ständig , "bist du recht? Denn wir gehn sauuuufen, dass das gut geht". Er stellt schon einen kompletten Zeitplan zusammen, an welchem Tag wir in welchen Club gehen, wann wir einkaufen und wann ausruhen. Neben dem Saufen gehen wir auch maaaaß einen wegchillen meint er. " Wir legen uns in Boxershort vor den Tv, Bier in der Hand und machen einfach NICHTS und Abends gehn wir dann in n Club und ordentlich Party machen!" Je mehr er erzählt, desto mehr freue ich mich auf den nächsten Urlaub.
Doch wie gesagt, kommen wir in die Gegenwart zurück. Weil wieder ein neuer Fahrer angestellt wurde, hab ich zur Zeit kaum noch die Möglichkeit eine Dünenfahrt zu machen. Doch vor 3 Wochen hatten wir den Tourguide Maja mit ihrer Gruppe bei uns. Sie hat einen Morning Drive gebucht. Das war meine Chance wieder mal rauszukommen, da ich zu dieser Uhrzeit noch frei habe. Leider darf ich hier nur als Gast mit, da die Strecke durch die Dünen zu schwer für mich als "offroadanfänger" ist. Also setz ich mich zu den Gästen hinten auf den Jeep und los gehts. Als ich mir so die Gesichter der restlichen Gäste anschaue, wird mir klar, dass ich den Altersdurchschnitt auf unserem Jeep deutlich senke! Alle werden um die 60-70 sein, zu meiner Überraschung aber sehr abenteuerlustig. Ich komm mit einer Dame ins Gespräch und erfahre, dass sie mit ihren 2 Brüdern hier im Urlaub ist, die ebenfalls auf unserem Jeep saßen. Ich fand das verdammt cool, in dem Alter einfach nochmal alle zusammentrommeln und gemeinsam Urlaub machen.
Wir fahren dieses mal nicht die gewöhnliche Route, sondern in die entgegegesetzte Richtung. Für mich also auch Neuland und was für eins sag ich dir. Ich dachte die Sicht, die man auf der normalen Dünenfahrt hat ist einmalig, aber verglichen mit diesem Weg .... Pfff. Je weiter wir fahren, desto mehr Bäume erstrecken sich im Thal bis zu den Bergen am Horizont. Jetzt der krasse Gegensatz, dreh ich meinen Kopf nach Links, erstreckt sich das komplette Flussbett, gespickt mit unzähligen Bäumen bis zu den rießigen Naukluftmassiv. Drehe ich meinen Kopf nach Rechts verläuft mein Blick den goldenen Grasteppich entlang, bis er die kupferroten Dünen erreicht. Doch in diesem Teil des Parks sind die Dünen um einiges gewaltiger wie die Dünen, die ich kenne. Wie ein Gebirge bilden sie rießige Spitzen und verlaufen ineinander wie ein einziger Komplex. Jede Düne ist mit grünen Grasbüschel bedeckt, wodurch es ein wunderschönes Farbenspiel ergibt. Doch genug von der Distanz, nun geht es mitten rein. Nun versteh ich, warum sie nicht wollten, dass ich fahre. Jeder Hügel wird zur Herausforderung, da hier die komplette Padd nur aus feinstem Sand besteht. Mit Gefühl und der Kraft des Landcruisers erklimmen wir jede Düne (wir sitzen immerhin auf 4,5 Liter V6!). Ich kann garnichtmehr aufhören zu Grinsen, da selbst das mitfahren Spaß macht, die Gäste genießen die Fahrt allerdings nicht so wie ich. Jedes mal, wenn es eine Düne hinunter geht, schaun sie nach oben in den Himmel und warten, bis jemand sagt, dass wir unten sind.
Einige Dünen rauf und runter später sind wir nur noch von Dünen umgeben und stehen nun vor einer Monsterdüne, jetzt muss sogar der lower 4x4 eingeschaltet werden, dh es wird steil. Mit jaulendem Motor, kreischenden Gästen und einem grinsenden Julian kämpft sich der Jeep die Düne hoch und sdchafft es letztendlich über den Kupp, auf dem wir dann auch halten und aussteigen. Der Grund? Noch nicht bekannt, aber Jörg wird schon wissen warum. Nun heißt es erstmal das letzte Stück hochklettern. Für mich kein Problem, für die Rentnerfraktion war es dann doch schon etwas anstrengender. Noch ein paar Meter und ich steh auf der Spitze und jetzt wurde mir klar, warum wir gehalten haben. Zuerst vom Ausblick fast erschlagen, dann besorgt, dass keiner der übrigen Gäste einen Herzstillstand bekommt steh ich mit offenen Augen, offenem Mund und geschlossenem Hosenstall vor diesem makellosen Vorzeigebeispiel eines Landschaftsbildes. Ich weiß, dass ich schon öfters so etwas geschrieben habe, aber vergesst alles, was ihr bis jetzt gelesen habt über unglaubliche Aussichten. Das hier, kann man nicht beschreiben. Nun gut, weil ich so lieb bin versuch ich dir das Bild in deinen Kopf zu malen. Jetzt vermischt sich quasie der Kontrast, den ich oben beschrieben habe zu einem vollkommenen Bild. Man blickt zuerst die Sanddüne hinunter über die Spitzen der kleinere Dünen. Ein einmaliges rot prägt sich in die Augen, gelgentlich die saftig grünen Grasbüschel, blickt man weiter vermischt sich das Grün und Rot mit dem Gelb des Steppengrases. Der Blick geht noch weiter, bis zum Flussrevier, nun kommt das Braun der Bäume und Sträucher hinzu. Die Augen gehen weiter und weiter, bis ans Ende des Thals, bis man den Fuß des Gebirges erreicht, nun geht es nach oben. Das durch die Morgensonne herrschende Licht und Schattenspiel im zerklüfteten Stein gibt verschieden Grau-, Schwarz- und Beigetöne, die sich durch die Schluchten des Gesteins bis zu den Spitzen ziehen. Lässt man den Blick dann noch etwas nach oben rutschen, erkennt man den kristallklaren, blauen Himmel, der sich über dieses ganze Bild wie ein Dach spannt und mit seinem Blau die letzte Krönung der Farben bringt. Zählt man nun alle Farben zusammen, die man hier mit einem Blick wahrnimmt, kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass man mitten in der Wüste steht.
Nachdem alle ihre Bilder gemacht haben erklärt Jörg noch einiges zur Geschichte der Dünen und dann gehts weiter auf den Jeeps. Nach einigen weiteren steilen Auf und Abs kommen wir dann wieder auf die normale Strecke, die wir auch mit den anderen Gästen fahren. Unser Ziel ist die bekannte Sundownerdüne, auf der wir dann die Snacks haben werden. Als kleine Überraschung haben wir Sekt dabei und jetzt gibt es erstmal Sektfrühstück auf der Düne. Mittlerweile ist es 11 Uhr, dh wir sind seit 3 1/2 Stunden unterwegs, was sich an meinen Armen bemerkbar macht. Diese sind bereits feuerrot ... obwohl ich mich eingecremt habe ... der Sonne hier ist das scheinbar egal. Endlich haben alle ausgetrunken und wir können Richtung Lodge fahren. Doch nicht auf dem normalen Weg, sondern erneut ein Spezialweg, dh ich muss noch etwas länger in der Sonne aushalten. Dann sehen wir endlich die roten Dächer der Lodge, meine Arme schimmern bereits im gleichen Rot. Gegen 12 Uhr kommen wir dann an der Lodge an, dh ich kann gleich in die Rezeption und arbeiten. Trotz schmerzender Arme und der direkten Übergabe in die Arbeit hat sich die Fahrt voll und ganz gelohnt und ich habe wieder unglaubliche Bilder bekommen.
Bleiben wir gleich beim Thema Dünenfahrten, denn in letzter Zeit durfte ich wieder einige selber fahren. Dabei habe ich jedes mal einen anderen Jeep genommen, um herauszufinden, welcher der Stärkste ist. Ich gehe zu den Stellplätzen der Jeeps und schau mir die Schriftzüge der Wagen an, wie viel Liter sie haben usw. und da ist mir ein Jeep ins Auge gefallen. Zunächst musste ich mich kaputt lachen als ich ihn gesehn habe. Warum? Tja, dieser Jeep sieht so aus wie aus einem Spielfilm geklaut. Die Form ist schon einmalig, da es ein sehr altes Modell ist, dann kommt die Krönung, er besitzt kein Dach und keine Türen, an Sicherheitsgurte darf man garnicht erst denken. Sitzt man "drinnen", was ja im Prinzip schon fast draußen ist, muss man sich entweder sehr gut an dem Lenkrad festhalten, das wie ein rießiges Traktorlenkrad aussieht oder man verklässt sich auf eine kleine Eisenkette, die man provisorisch für die fehlenden Türen schließt um nicht herauszurutschen. Kurz gesagt, das Ding sieht aus wie ein Jeep von irgendeiner Rebellengruppe. Das positive an diesem Gefährt ist, dass man direkten Kontakt zu den Gästen hat, bei den anderen Jeeps sagen wir immer zu den Gästen, dass sie aufs Dach klopfen sollen, wenn sie ein Bild machen wollen. Hier können sie dir entweder auf die Schulter klopfen oder direkt auf den Kopf. Mein erster Gedanke als ich diesen Schatz gefunden habe war "dich muss ich fahren!" Gedacht, getan. Dieser Jeep kommt nur zum Einsatz, wenn alle Autos benötigt werden, aber heute war dies der Fall, dh ich durfte den Jeep vorfahren. Reinsetzen danke fehlender Türen schonmal kein Problem. Das Lenkrad ist einfach weltstark, nicht nur, weil es, von vorn betrachtet, zur Hälfte über die Motorhaube des Jeeps ragt, sondern weil es mich an meinen geliebten Golf 2 erinnert. Es ist genauso schlicht und man muss sich im Stand genauso tod kurbeln, dass sich diese rießen Schlappen vorne bewegen. So nun die Handbremse lösen. Naja erstmal suchen ... das muss sie sein! Links unter dem Lenkrad ist eine lange Stange, die einen Richtung Bauch zeigt. Kurz ziehen, drehen und das komplette Ding mit Gewalt nach vorne knallen. Nun die Zündung, erster Versuch zu starten ... fehlgeschlagen. Wie bei meinem Golf muss man hier mit Gefühl, Geduld und guten Worten vorgehen. Nach einem weitern Versuch hats dann geklappt und der Opa's Motor blubbert vor sich hin. Die Gänge sind auf einer Tafel vor dem Beifahrersitz beschrieben, da man auf der Gangschaltung nichts mehr erkennen kann.
Nun vorsichtig ausparken und dann kanns losgehen (die Kupplung ist auch ein Fall für sich). Endlich kann ich Gas geben und schaun, was der Alter drauf hat. Mit Erstaunen, zieht er von unten rauf dermaßen an, dass ich erneut nur grinsen kann. Mit wehendem Haar im Wind und ettlichen Fliegen im Gesicht fahr ich dann zur Rezeption, ich hab noch nicht erwähnt, dass die Windschutzscheibe ebenfalls nicht vorhanden ist. Angekommen erfahr ich dann von den anderen Fahrern, dass dieser olle Jeep hier am meisten Kraft hat. Ist zwar nicht der Schnellste, aber die Fahrer meinen immer, dass dich das Ding im Standgas die Sundownerdüne hochzieht. Mit Gästen möchte ich dieses Ungetüm allerdings nicht fahren, erstens, weil ich danach vermutlich einen Sonnenstich habe und weil man ständig geblendet wird. Da setz ich mich lieber wieder in meinen 3L Hilux mit Direkteinspritzung, dieser ist zwar nicht so stark wie der 4,5L V6 Landcruiser, dafür hat er aber Klimaanlage (einer der beiden Hilux, die AC haben, alle anderen müssen leiden). Springen wir einen Tag weiter, an diesem Tag hatten wir 72 Gäste für die Dünenfahrt gebucht, dh alle verfügbaren Autos mussten raus, diesmal auch Jörgs umgebauter Privatjeep. Zum Glück war er nicht da, sonst wär er ausgeflippt, weil er nicht möchte, dass diesen jemand fährt. Wie es das Schicksal will, muss ich am Ende Jörg's Auto fahren, weil keiner Schuld sein will, wenn was damit passiert. Das Auto an sicht ist erste Klasse, die Fahrerkabine ist mit bequemen Sitzen ausgestattet, die mit einem roten Zottelstoff überzogen sind (so 80er Jahre Stil... voll Porno !). Das Highlight für die Gäste sind die 3 Sitzreihen. Sie haben nicht simple Bänke mit etwas Polster rum, sondern immer einzelne Sitze zu einer Reihe zusammengebaut (die Sitze sehen aus wie aus einem uralten Flugzeug ausgebaut, grün und mega gepolstert, Fahrkomfort garantiert!). Die Fahrt an sich ist super verlaufen ohne Probleme, zurück an der Lodge park ich dann Jörgs Auto wieder an seinen gewohnten Platz. Da der Stellplatz aber durch einen Baum schwer anzufahren ist, steh ich beim ersten Versuch recht krumm in der Lücke. Ich setze also zurück um besser zu stehen. Beim Zurücksetzen kann ich nicht ganz einschätzen wie weit ich noch bis zum Busch hinter mir habe, dann plötzlich ein Knall. Ich bin auf eine Eisenstange gefahren, die im Busch steht. Ich fahr wieder vor, park den Wagen und schau ob irgendwas verbeulst ist. Doch die Stange war so lose im Boden gesteckt, dass ich sie einfach umgeschubbst habe und an der Stoßstange war auch nichts zu sehen. Ich geh also zurück zum Restaurant und dann ins Bett.
Am nächsten Morgen klopft es plötzlich an meiner Tür. Björn und Michael standen vor der Tür. Da Michael dabei stand hatte ich irgendwie ein komisches Gefühl, das sich nur verstärkt hat als er sagte, "Jörg möchte mit dir sprechen". Darauf ist mir das Herz in die Hose gerutscht und ich überlegte, ob vielleicht doch etwas am Auto zu sehen war. Wir gehen Richtung Jörgs Auto und ich wurde immer nervöser. Am Auto angekommen jagen meine Augen von Links nach Rechts über die Stoßstange um die Delle zu erkennen, doch dort war nichts. Dann meint Michael, " komm hier rum", ich lauf weiter und schaue auf die Seite des Autos an der eine rießen Delle klafft. Der komplette Eisenramen, an dem die Leiter immer angestellt wird, ist soweit eingedrückt, dass auch das Blech des Autos eingedrückt wurde. Neben dem Auto das passende Loch and der Ecke der Wand. Da ich der letzte war, der das Auto gefahren hat, musste ich wohl der Übeltäter sein. Mit aufgerissenen Augen stehe ich vor dem Auto und kann mir nicht erklären wie ich das geschafft haben soll. Ich kann mich auch nicht daran erinnen, dass ich irgendwas gemerkt habe, denn so eine Delle reinzufahren hätte man merken müssen! Zu allem Überfluss kommt nun auch noch Jörg. So stinksauer und wütend habe ich Jörg noch nie erlebt. Er fängt an zu fluchen und warum wir das Auto überhaupt benutzt haben usw. Ich war sooo klein mit Hut und konnte im nur sagen, dass ich mich weder an einen Aufprall erinnern kann, noch kann ich mir erklären wie ich das geschafft haben sollte. Jörg war das natürlich egal, er wollte wissen, wer das gemacht hat. Dann schießt mir der Knall durch den Kopf, den ich gestern gehört habe und dachte, ob das vll nicht die Eisenstange war, sondern die Ecke? Ich geh zurück in mein Zimmer und kann an nichts anderes mehr denken, immerwieder gehe ich genau durch, wie ich eingeparkt habe und wie ich ausgestiegen bin und geschaut habe, aber nichts erkannt habe. Die Geschichte verfolgt mich bis zum Dinner, das ganze Dinner hindruch und dann musste ich mich an Jörgs Tisch setzen, was ein ungutes Gefühl hervorrufte. Seltsamerweise lässt sich Jörg nichts anmerken und redet ganz normal mit mir. Dann halt ich es nicht mehr aus und meine zu Jörg, dass ich mich wohl schuldig erkennen muss und mich entschuldigen möchte, aber ich kann mir trotzdem nicht erklären, wie ich das geschafft habe. Dann meint Jörg, "du musst es dir nicht erklären, weil du es garnicht warst, es stimmt du warst der letzte, der mit dem Wagen gefahren ist, aber die Delle ist anders verursacht worden". Am Ende hat sich dann rausgestellt, dass ein Mitarbeiter beim Müllwegfahren mit dem Lkw an das Eisengestell der Leiter gefahren ist. Da das Gestellt sehr stabil ist und der Mitarbeiter aus welchem Grund auch immer mehr Gas gegeben hat, hat er das komplette Heck des Jeeps mit einem Ruck so heftig an die Mauerkante gedrückt, dass diese Delle entstanden ist. Als Jörg mir das mitgeteilt hat, ist mir fast das Essen wieder aus dem Mund gefallen und ich hätte Jörg am liebsten umarmt. Wär das nicht rausgekommen, hätte ich ernsthaft an meinem Verstand und an meiner Fahrfähigkeit gezweifelt. Mit einem Grinsen meint Jörg dann nur, aber er ist nur hingefahren, weil du das Auto so kack geparkt hast.
Genüsslich kann ich mein Abendessen beenden, nachdem mir der rießen Stein vom Herzen gefallen ist und guten Gewissens mach ich mich dann auf den Heimweg zu meinem Zimmer.
Erleichter fall ich in mein Bett und wünsche eine gute Nach Namibia, Julian.
Montag Morgen, Urlaub zu Ende und die Arbeit steht wieder vor der Tür und das buchstäblich, da es ja gerade mal 20 Meter bis zur Rezeption sind. Mittlerweile ist es schon November und die Zeit scheint hier zu rennen. In Deutschland geht es schon schwer auf Winter zu, hier rücken die großen Ferien und das Badewetter näher. Da es hier dann einfach zu heiß wird ist bald auch das Ende der Reisesaison erreicht, wodurch es hier um einiges ruhiger wird. Zur Zeit ist aber noch ordentlich zu tun und Ende November bricht es dann ab, meint Michael.
Nun ja nun muss ich wieder Gäste willkommen heißen und immer schön Grinsen. Scheinbar hab ich das sehr gut drauf, da mir vor kurzem ein Gast gesagt hat, dass ich eine unglaublich liebevolle Ausstrahlung besitze und den Check In sehr gut gemacht habe. Anja hat das mitgehört und mit einem Grinsen sagt sie nur, "na also, ist doch ein schönes Gefühl oder?" Das ist es allerdings, das 2., was der Gast zu mir gesagt hat war jedoch etwas merkwürdig. Sie meint zu mir, dass mir niemals jemand ins Gesicht schlagen wird, wenn ich lächle. Mit einem fragenden Gesicht gehe ich dann weiter und bin etwas verwirrt, aber ich denke es war nur positiv gemeint.
Nachdem ich nun wieder meine erste Woche gearbeitet habe ist Pius, unser Restaurant Manager, in Urlaub gegangen. Ein Tag zuvor kommt Anja auf mich zu und sagt mir direkt ins Gesicht, " also Julian nachdem Pius jetzt für 3 Wochen im Urlaub ist, bist du für die Zeit der neue Restaurant Manager!" Mir hat es komplett die Sprache verschlagen und ich frage nochmal nach, ob sie das ernst meint. Es war ihr voller Ernst, scheinbar hab ich sie durch meine Bemühungen hier einen guten Eindruck hinterlassen, wodurch ich nun ihr volles Vertrauen habe. Mit starren Blick gehe ich zu meinem Zimmer und lass mir durch den Kopf gehen, was das nun bedeutet. Ich bin hier als Praktikant hergekommen, arbeite 2 Monate und darf nun alle Kellner einteilen, bin dafür verantwortlich, dass das Dinner reibungslos abläuft und werde Restaurant Manager genannt. Zwar nur für 3 Wochen, aber ich kann es kaum glauben, ich bin 20 Jahre alt und der nächst jüngere Kellner ist 24 ... und Anja gibt mir die Verantwortung. Zum einen bin ich geschockt, verängstigt, nervös, doch zum anderen unheimlich stolz, da es wohl keine bessere Bestätigung für meine Anstrengungen gibt und ich freu mich, mich an dieser neuen Herausforderung zu messen.
Dann ist auch schon der erste Abend gekommen, an dem ich als Restaurant Manager zum Dinner gehe. Ich weise jedem Kellner seine Tische zu, begrüße die Gäste, führe sie zum Tisch und achte, dass jeder seine Bestellungen und Speisen bekommt. Anja kommt später und fragt, ob ich hier alles unter Kontrolle habe. Alles ist glatt gelaufen und ich konnte mit einem sehr zufriedenen und stolzen "JA!" antworten. Das komische Gefühl dabei war nur, dass genau ich diese Position machen darf. Da alle anderen Kellner viel länger als ich dabei sind, hinzu kommt noch, dass alle anderen schwarz sind, dh. vielleicht denken sie, dass ich das nur bin, weil ich weiß bin. Diese Gedanken teile ich auch Anja mit, doch sie sagt, dass sie mir die Aufgabe gegeben hat, weil sie sieht, dass ich weiterkommen will und nicht wie die anderen kein Interesse zeige. Zum Glück haben es die anderen Kellner auch angenommen, dass ich nun der Supervisor bin und somit läuft jeder Abend reibungslos ab.
Ein paar Tage später dann die nächste Überraschung. Agnes kommt zu mir an die Rezeption und fragt mich, wie man meinen kompletten Namen schreibt. Fragend schreib ich es ihr auf ein Stück Papier. Sie grinst mich an und sagt nur, " for your pocket money". Meine Hoffnungen haben sich bestätigt! Ich bekomm etwas Taschengeld. Den Tag über hab ich mir vorgestellt, wie viel es wohl sein wird und dann meint Agnes, ich soll ihr ins Office folgen. ZAHLTAG! Sie legt mir einen Zettel vor die Nase und sagt, dass ich nur unterschreiben muss. Ich lese mir alles durch und sehe die Zahlen. 3x1000 N$. Ich habe also nachträglich 1000 N$ pro Monat bekommen. Rechnet man es um wären es ca. 100 Euro pro Monat, was sich nicht viel anhört, hier in Namibia gleicht das allerdings dem Gehalt eines Kellners. Somit habe ich 3000N$ Bar auf die Hand bekommen. Mit einem rießen Batzen Geld in der Hand und strahlenden Augen gehe ich wieder an die Rezeption. Dafür, dass ich mich damit abgefunden habe, dass ich hier umsonst arbeite, war das eine unglaubliche Überraschung. Als ich später am Tag Anja über den Weg laufe, grinst sie mich an und fragt, ob ich mein Taschengeld erhalten habe. Ich nicke und frage nur warum aufeinmal ? Sie sagt erneut, dass sie sieht, wie ich mich anstrenge und das muss belohnt werden. Nun bin ich also Restaurant Manager auf Zeit und habe einen Lohn bekommen. Mit diesen Aussichten war es dann nicht all zu schwer nach dem ersten Urlaub weiterzuarbeiten.
Da alle guten Dinge bekanntlich 3 sind, fehlt noch die 3. Überraschung. Diese bekomm ich von Björn überbracht. Björn bekommt Ende November 6 Tage frei und fährt nach Windhoek, die Überraschung war, dass Anja von sich aus gesagt hat, dass ich mit darf, damit ich die Stadt mal richtig sehe. Ich komm garnicht mehr vom Freuen weg, doch nach all den schlechten Nachrichten vor einiger Zeit musste irgendwann ja wieder was Gutes kommen.
Ich werde dann also bei Björn zu Hause wohnen und mit ihm die Stadt unsicher machen. Bis dahin sind es aber noch einige Tage und deshalb bleib ich erstmal im Hier und Jetzt. Björn hingegen zählt schon die Tage, bis wir wieder Party machen können. Er fragt mich ständig , "bist du recht? Denn wir gehn sauuuufen, dass das gut geht". Er stellt schon einen kompletten Zeitplan zusammen, an welchem Tag wir in welchen Club gehen, wann wir einkaufen und wann ausruhen. Neben dem Saufen gehen wir auch maaaaß einen wegchillen meint er. " Wir legen uns in Boxershort vor den Tv, Bier in der Hand und machen einfach NICHTS und Abends gehn wir dann in n Club und ordentlich Party machen!" Je mehr er erzählt, desto mehr freue ich mich auf den nächsten Urlaub.
Doch wie gesagt, kommen wir in die Gegenwart zurück. Weil wieder ein neuer Fahrer angestellt wurde, hab ich zur Zeit kaum noch die Möglichkeit eine Dünenfahrt zu machen. Doch vor 3 Wochen hatten wir den Tourguide Maja mit ihrer Gruppe bei uns. Sie hat einen Morning Drive gebucht. Das war meine Chance wieder mal rauszukommen, da ich zu dieser Uhrzeit noch frei habe. Leider darf ich hier nur als Gast mit, da die Strecke durch die Dünen zu schwer für mich als "offroadanfänger" ist. Also setz ich mich zu den Gästen hinten auf den Jeep und los gehts. Als ich mir so die Gesichter der restlichen Gäste anschaue, wird mir klar, dass ich den Altersdurchschnitt auf unserem Jeep deutlich senke! Alle werden um die 60-70 sein, zu meiner Überraschung aber sehr abenteuerlustig. Ich komm mit einer Dame ins Gespräch und erfahre, dass sie mit ihren 2 Brüdern hier im Urlaub ist, die ebenfalls auf unserem Jeep saßen. Ich fand das verdammt cool, in dem Alter einfach nochmal alle zusammentrommeln und gemeinsam Urlaub machen.
Wir fahren dieses mal nicht die gewöhnliche Route, sondern in die entgegegesetzte Richtung. Für mich also auch Neuland und was für eins sag ich dir. Ich dachte die Sicht, die man auf der normalen Dünenfahrt hat ist einmalig, aber verglichen mit diesem Weg .... Pfff. Je weiter wir fahren, desto mehr Bäume erstrecken sich im Thal bis zu den Bergen am Horizont. Jetzt der krasse Gegensatz, dreh ich meinen Kopf nach Links, erstreckt sich das komplette Flussbett, gespickt mit unzähligen Bäumen bis zu den rießigen Naukluftmassiv. Drehe ich meinen Kopf nach Rechts verläuft mein Blick den goldenen Grasteppich entlang, bis er die kupferroten Dünen erreicht. Doch in diesem Teil des Parks sind die Dünen um einiges gewaltiger wie die Dünen, die ich kenne. Wie ein Gebirge bilden sie rießige Spitzen und verlaufen ineinander wie ein einziger Komplex. Jede Düne ist mit grünen Grasbüschel bedeckt, wodurch es ein wunderschönes Farbenspiel ergibt. Doch genug von der Distanz, nun geht es mitten rein. Nun versteh ich, warum sie nicht wollten, dass ich fahre. Jeder Hügel wird zur Herausforderung, da hier die komplette Padd nur aus feinstem Sand besteht. Mit Gefühl und der Kraft des Landcruisers erklimmen wir jede Düne (wir sitzen immerhin auf 4,5 Liter V6!). Ich kann garnichtmehr aufhören zu Grinsen, da selbst das mitfahren Spaß macht, die Gäste genießen die Fahrt allerdings nicht so wie ich. Jedes mal, wenn es eine Düne hinunter geht, schaun sie nach oben in den Himmel und warten, bis jemand sagt, dass wir unten sind.
Einige Dünen rauf und runter später sind wir nur noch von Dünen umgeben und stehen nun vor einer Monsterdüne, jetzt muss sogar der lower 4x4 eingeschaltet werden, dh es wird steil. Mit jaulendem Motor, kreischenden Gästen und einem grinsenden Julian kämpft sich der Jeep die Düne hoch und sdchafft es letztendlich über den Kupp, auf dem wir dann auch halten und aussteigen. Der Grund? Noch nicht bekannt, aber Jörg wird schon wissen warum. Nun heißt es erstmal das letzte Stück hochklettern. Für mich kein Problem, für die Rentnerfraktion war es dann doch schon etwas anstrengender. Noch ein paar Meter und ich steh auf der Spitze und jetzt wurde mir klar, warum wir gehalten haben. Zuerst vom Ausblick fast erschlagen, dann besorgt, dass keiner der übrigen Gäste einen Herzstillstand bekommt steh ich mit offenen Augen, offenem Mund und geschlossenem Hosenstall vor diesem makellosen Vorzeigebeispiel eines Landschaftsbildes. Ich weiß, dass ich schon öfters so etwas geschrieben habe, aber vergesst alles, was ihr bis jetzt gelesen habt über unglaubliche Aussichten. Das hier, kann man nicht beschreiben. Nun gut, weil ich so lieb bin versuch ich dir das Bild in deinen Kopf zu malen. Jetzt vermischt sich quasie der Kontrast, den ich oben beschrieben habe zu einem vollkommenen Bild. Man blickt zuerst die Sanddüne hinunter über die Spitzen der kleinere Dünen. Ein einmaliges rot prägt sich in die Augen, gelgentlich die saftig grünen Grasbüschel, blickt man weiter vermischt sich das Grün und Rot mit dem Gelb des Steppengrases. Der Blick geht noch weiter, bis zum Flussrevier, nun kommt das Braun der Bäume und Sträucher hinzu. Die Augen gehen weiter und weiter, bis ans Ende des Thals, bis man den Fuß des Gebirges erreicht, nun geht es nach oben. Das durch die Morgensonne herrschende Licht und Schattenspiel im zerklüfteten Stein gibt verschieden Grau-, Schwarz- und Beigetöne, die sich durch die Schluchten des Gesteins bis zu den Spitzen ziehen. Lässt man den Blick dann noch etwas nach oben rutschen, erkennt man den kristallklaren, blauen Himmel, der sich über dieses ganze Bild wie ein Dach spannt und mit seinem Blau die letzte Krönung der Farben bringt. Zählt man nun alle Farben zusammen, die man hier mit einem Blick wahrnimmt, kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass man mitten in der Wüste steht.
Nachdem alle ihre Bilder gemacht haben erklärt Jörg noch einiges zur Geschichte der Dünen und dann gehts weiter auf den Jeeps. Nach einigen weiteren steilen Auf und Abs kommen wir dann wieder auf die normale Strecke, die wir auch mit den anderen Gästen fahren. Unser Ziel ist die bekannte Sundownerdüne, auf der wir dann die Snacks haben werden. Als kleine Überraschung haben wir Sekt dabei und jetzt gibt es erstmal Sektfrühstück auf der Düne. Mittlerweile ist es 11 Uhr, dh wir sind seit 3 1/2 Stunden unterwegs, was sich an meinen Armen bemerkbar macht. Diese sind bereits feuerrot ... obwohl ich mich eingecremt habe ... der Sonne hier ist das scheinbar egal. Endlich haben alle ausgetrunken und wir können Richtung Lodge fahren. Doch nicht auf dem normalen Weg, sondern erneut ein Spezialweg, dh ich muss noch etwas länger in der Sonne aushalten. Dann sehen wir endlich die roten Dächer der Lodge, meine Arme schimmern bereits im gleichen Rot. Gegen 12 Uhr kommen wir dann an der Lodge an, dh ich kann gleich in die Rezeption und arbeiten. Trotz schmerzender Arme und der direkten Übergabe in die Arbeit hat sich die Fahrt voll und ganz gelohnt und ich habe wieder unglaubliche Bilder bekommen.
Bleiben wir gleich beim Thema Dünenfahrten, denn in letzter Zeit durfte ich wieder einige selber fahren. Dabei habe ich jedes mal einen anderen Jeep genommen, um herauszufinden, welcher der Stärkste ist. Ich gehe zu den Stellplätzen der Jeeps und schau mir die Schriftzüge der Wagen an, wie viel Liter sie haben usw. und da ist mir ein Jeep ins Auge gefallen. Zunächst musste ich mich kaputt lachen als ich ihn gesehn habe. Warum? Tja, dieser Jeep sieht so aus wie aus einem Spielfilm geklaut. Die Form ist schon einmalig, da es ein sehr altes Modell ist, dann kommt die Krönung, er besitzt kein Dach und keine Türen, an Sicherheitsgurte darf man garnicht erst denken. Sitzt man "drinnen", was ja im Prinzip schon fast draußen ist, muss man sich entweder sehr gut an dem Lenkrad festhalten, das wie ein rießiges Traktorlenkrad aussieht oder man verklässt sich auf eine kleine Eisenkette, die man provisorisch für die fehlenden Türen schließt um nicht herauszurutschen. Kurz gesagt, das Ding sieht aus wie ein Jeep von irgendeiner Rebellengruppe. Das positive an diesem Gefährt ist, dass man direkten Kontakt zu den Gästen hat, bei den anderen Jeeps sagen wir immer zu den Gästen, dass sie aufs Dach klopfen sollen, wenn sie ein Bild machen wollen. Hier können sie dir entweder auf die Schulter klopfen oder direkt auf den Kopf. Mein erster Gedanke als ich diesen Schatz gefunden habe war "dich muss ich fahren!" Gedacht, getan. Dieser Jeep kommt nur zum Einsatz, wenn alle Autos benötigt werden, aber heute war dies der Fall, dh ich durfte den Jeep vorfahren. Reinsetzen danke fehlender Türen schonmal kein Problem. Das Lenkrad ist einfach weltstark, nicht nur, weil es, von vorn betrachtet, zur Hälfte über die Motorhaube des Jeeps ragt, sondern weil es mich an meinen geliebten Golf 2 erinnert. Es ist genauso schlicht und man muss sich im Stand genauso tod kurbeln, dass sich diese rießen Schlappen vorne bewegen. So nun die Handbremse lösen. Naja erstmal suchen ... das muss sie sein! Links unter dem Lenkrad ist eine lange Stange, die einen Richtung Bauch zeigt. Kurz ziehen, drehen und das komplette Ding mit Gewalt nach vorne knallen. Nun die Zündung, erster Versuch zu starten ... fehlgeschlagen. Wie bei meinem Golf muss man hier mit Gefühl, Geduld und guten Worten vorgehen. Nach einem weitern Versuch hats dann geklappt und der Opa's Motor blubbert vor sich hin. Die Gänge sind auf einer Tafel vor dem Beifahrersitz beschrieben, da man auf der Gangschaltung nichts mehr erkennen kann.
Nun vorsichtig ausparken und dann kanns losgehen (die Kupplung ist auch ein Fall für sich). Endlich kann ich Gas geben und schaun, was der Alter drauf hat. Mit Erstaunen, zieht er von unten rauf dermaßen an, dass ich erneut nur grinsen kann. Mit wehendem Haar im Wind und ettlichen Fliegen im Gesicht fahr ich dann zur Rezeption, ich hab noch nicht erwähnt, dass die Windschutzscheibe ebenfalls nicht vorhanden ist. Angekommen erfahr ich dann von den anderen Fahrern, dass dieser olle Jeep hier am meisten Kraft hat. Ist zwar nicht der Schnellste, aber die Fahrer meinen immer, dass dich das Ding im Standgas die Sundownerdüne hochzieht. Mit Gästen möchte ich dieses Ungetüm allerdings nicht fahren, erstens, weil ich danach vermutlich einen Sonnenstich habe und weil man ständig geblendet wird. Da setz ich mich lieber wieder in meinen 3L Hilux mit Direkteinspritzung, dieser ist zwar nicht so stark wie der 4,5L V6 Landcruiser, dafür hat er aber Klimaanlage (einer der beiden Hilux, die AC haben, alle anderen müssen leiden). Springen wir einen Tag weiter, an diesem Tag hatten wir 72 Gäste für die Dünenfahrt gebucht, dh alle verfügbaren Autos mussten raus, diesmal auch Jörgs umgebauter Privatjeep. Zum Glück war er nicht da, sonst wär er ausgeflippt, weil er nicht möchte, dass diesen jemand fährt. Wie es das Schicksal will, muss ich am Ende Jörg's Auto fahren, weil keiner Schuld sein will, wenn was damit passiert. Das Auto an sicht ist erste Klasse, die Fahrerkabine ist mit bequemen Sitzen ausgestattet, die mit einem roten Zottelstoff überzogen sind (so 80er Jahre Stil... voll Porno !). Das Highlight für die Gäste sind die 3 Sitzreihen. Sie haben nicht simple Bänke mit etwas Polster rum, sondern immer einzelne Sitze zu einer Reihe zusammengebaut (die Sitze sehen aus wie aus einem uralten Flugzeug ausgebaut, grün und mega gepolstert, Fahrkomfort garantiert!). Die Fahrt an sich ist super verlaufen ohne Probleme, zurück an der Lodge park ich dann Jörgs Auto wieder an seinen gewohnten Platz. Da der Stellplatz aber durch einen Baum schwer anzufahren ist, steh ich beim ersten Versuch recht krumm in der Lücke. Ich setze also zurück um besser zu stehen. Beim Zurücksetzen kann ich nicht ganz einschätzen wie weit ich noch bis zum Busch hinter mir habe, dann plötzlich ein Knall. Ich bin auf eine Eisenstange gefahren, die im Busch steht. Ich fahr wieder vor, park den Wagen und schau ob irgendwas verbeulst ist. Doch die Stange war so lose im Boden gesteckt, dass ich sie einfach umgeschubbst habe und an der Stoßstange war auch nichts zu sehen. Ich geh also zurück zum Restaurant und dann ins Bett.
Am nächsten Morgen klopft es plötzlich an meiner Tür. Björn und Michael standen vor der Tür. Da Michael dabei stand hatte ich irgendwie ein komisches Gefühl, das sich nur verstärkt hat als er sagte, "Jörg möchte mit dir sprechen". Darauf ist mir das Herz in die Hose gerutscht und ich überlegte, ob vielleicht doch etwas am Auto zu sehen war. Wir gehen Richtung Jörgs Auto und ich wurde immer nervöser. Am Auto angekommen jagen meine Augen von Links nach Rechts über die Stoßstange um die Delle zu erkennen, doch dort war nichts. Dann meint Michael, " komm hier rum", ich lauf weiter und schaue auf die Seite des Autos an der eine rießen Delle klafft. Der komplette Eisenramen, an dem die Leiter immer angestellt wird, ist soweit eingedrückt, dass auch das Blech des Autos eingedrückt wurde. Neben dem Auto das passende Loch and der Ecke der Wand. Da ich der letzte war, der das Auto gefahren hat, musste ich wohl der Übeltäter sein. Mit aufgerissenen Augen stehe ich vor dem Auto und kann mir nicht erklären wie ich das geschafft haben soll. Ich kann mich auch nicht daran erinnen, dass ich irgendwas gemerkt habe, denn so eine Delle reinzufahren hätte man merken müssen! Zu allem Überfluss kommt nun auch noch Jörg. So stinksauer und wütend habe ich Jörg noch nie erlebt. Er fängt an zu fluchen und warum wir das Auto überhaupt benutzt haben usw. Ich war sooo klein mit Hut und konnte im nur sagen, dass ich mich weder an einen Aufprall erinnern kann, noch kann ich mir erklären wie ich das geschafft haben sollte. Jörg war das natürlich egal, er wollte wissen, wer das gemacht hat. Dann schießt mir der Knall durch den Kopf, den ich gestern gehört habe und dachte, ob das vll nicht die Eisenstange war, sondern die Ecke? Ich geh zurück in mein Zimmer und kann an nichts anderes mehr denken, immerwieder gehe ich genau durch, wie ich eingeparkt habe und wie ich ausgestiegen bin und geschaut habe, aber nichts erkannt habe. Die Geschichte verfolgt mich bis zum Dinner, das ganze Dinner hindruch und dann musste ich mich an Jörgs Tisch setzen, was ein ungutes Gefühl hervorrufte. Seltsamerweise lässt sich Jörg nichts anmerken und redet ganz normal mit mir. Dann halt ich es nicht mehr aus und meine zu Jörg, dass ich mich wohl schuldig erkennen muss und mich entschuldigen möchte, aber ich kann mir trotzdem nicht erklären, wie ich das geschafft habe. Dann meint Jörg, "du musst es dir nicht erklären, weil du es garnicht warst, es stimmt du warst der letzte, der mit dem Wagen gefahren ist, aber die Delle ist anders verursacht worden". Am Ende hat sich dann rausgestellt, dass ein Mitarbeiter beim Müllwegfahren mit dem Lkw an das Eisengestell der Leiter gefahren ist. Da das Gestellt sehr stabil ist und der Mitarbeiter aus welchem Grund auch immer mehr Gas gegeben hat, hat er das komplette Heck des Jeeps mit einem Ruck so heftig an die Mauerkante gedrückt, dass diese Delle entstanden ist. Als Jörg mir das mitgeteilt hat, ist mir fast das Essen wieder aus dem Mund gefallen und ich hätte Jörg am liebsten umarmt. Wär das nicht rausgekommen, hätte ich ernsthaft an meinem Verstand und an meiner Fahrfähigkeit gezweifelt. Mit einem Grinsen meint Jörg dann nur, aber er ist nur hingefahren, weil du das Auto so kack geparkt hast.
Genüsslich kann ich mein Abendessen beenden, nachdem mir der rießen Stein vom Herzen gefallen ist und guten Gewissens mach ich mich dann auf den Heimweg zu meinem Zimmer.
Erleichter fall ich in mein Bett und wünsche eine gute Nach Namibia, Julian.
Dienstag, 3. November 2009
Die Farmparty !
Letzte Oktoberwoche.
Die Woche meines gewünschten Urlaubs bricht an. In Gedanken bin ich immer wieder durchgegangen wie viele Leute an der Rezeption und an der Bar sind, wenn ich nicht da bin und ob es genug sind, dass ich gehen darf. An der Bar ist zur Zeit nur Ambole und ich und an der Rezeption nur Melani, es sieht bis jetzt also seeehr schlecht für mich aus. Wegen der Unterbesetzung beginne ich am Montag und Dienstag schon ab 12 Uhr mittags in der Bar. Da Ambole an beiden Abenden zum Sundowner Drive raus muss, bin ich der einzige an der Bar, dh ich arbeite an beiden Tagen 12 Stunden ohne Pause.
Dann ist es endlich Mittwoch, Ingrid kommt heute zurück, sodass wir wieder 3 an der Bar sind. Doch zu früh gefreut. Björn kommt mit der Nachricht, dass Ingrid im Krankenhaus liegt (wegen einem eingerissenen Zehnagel). Ich muss mir meine Wut unterdrücken, da ich deshalb wieder länger arbeiten muss und die Chance auf meinen Urlaub schwindend gering wird. Anja und Jörg arbeiten seit heute wieder und ich trau mich kaum Anja um Erlaubnis zu fragen. Mit mieser Laune und fester Mimik stehe ich an der Bar und starre den Dienstplan an. Dann seh ich wie Anja auf mich zukommt und ich dachte mir, jetzt musst du sie fragen! Ich geh auf sie zu und erklär ihr, was Björn und ich vorhaben und wie wichtig es mir ist. Ich habe fast das stottern begonnen, weil ich nicht wusste, wie ich mich ausdrücken soll. Doch ohne zu zögern meint Anja, dass es kein Problem sein sollte, solange wir bis Sonntag wieder zurück sind. Mit offenem Mund und dem Herz in der Hose schaue ich sie an und dachte mir, dass das irgendwie zu einfach war. Die ganzen Tage des Zweifelns und Kopfzerbrechens waren also umsonst. Kurze Zeit später kommt Björn auf mich zu und bestätigt mir nochmal, dass ich morgen wirklich fahren darf. Mit einer unglaublichen Arbeitsmoral gehe ich zurück an die Bar und gleich heißt es PACKEN!
Donnerstag Morgen 7 Uhr Abfahrt! Wir machen uns auf den Weg zur Farm von Klyde. Auf die Fahrt hab ich mich genauso gefreut wie auf die Feier selbst. Nach einigen Minuten sind wir bereits im Naukluftgebirge und ich schau mir mit noch verschlafenen Augen die unglaublichen Formen der Berge an. Da es kurz nach Sonnenaufgang ist, herrscht im Gebirge ein spektakuläres Schattenspiel, was einen nur noch mehr staunen lässt. Aus dem Gebirge heraußen fahren wir Richtug Kalahariwüste. Als wir einen langegezogenen Hügel hinauffahren sagt Björn zu mir, "Check die Landschaft hinter dem Hügel" und ich hab sie gecheckt. Die Kalahari erstreckt sich in ihrer ganzen Schönheit vor unseren Füßen. Da es eine Halbwüste ist, wachsen hier viel mehr Bäume und Sträucher. Der Blick geht bis zum Horizont und die Weite kann man sich kaum vorstellen. Die Bäume werden immer kleiner und irgendwann sieht es nur noch aus wie schwarze tupfer in der roten Erde. Kurz darauf kommen wir in der ersten Stadt an, Maltahöhe. Björn muss tanken und ich brauch Alkohol! In der Tankstelle hol ich mir meinen ersten Sixer. Mit einem eiskalten Bier in der Hand geht die Fahrt weiter, es ist halb 9 morgens. In Marienthal, der nächsten Stadt, kaufe ich dann den Alkhol, den ich am Wochenende trinken will. Komplett versorgt und voller Vorfreude geht der Weg weiter durch die Kalahari. Vom ganzen Staunen wird man verdammt durstig, wodurch der Biervorrat rapide abnimmt. Es wird Zeit, dass wir bei der Farm ankommen! Nachdem wir an Stampriet, der letzten Stadt, vorbei sind beginnt wieder die Sandpiste.
Nun kann Björn auch endlich anfangen zu trinken. Mit dem ersten Bier in der Hand heißt es noch 40 Km Sandpiste bewältigen. Dank Björns Heckantrieb haben wir verdammt viel Spaß auf dem Weg, da wir durch jede Kurve driften und eine rießen Staubwolke hinter uns herziehen. Dann sehen wir endlich das Schild der Farm. Ich öffne das Tor und wir betreten das Farmgelände. Vor uns liegen die kupferroten Dünen, die wir noch bezwingen müssen, bevor wir am Haus ankommen. Mit durchdrehenden Reifen und Vollgas brettert Björn die Düne hoch um nicht steckenzubleiben. Das Problem dabei ist, dass man nicht weiß, wie es nach der Düne weitergeht. Jede Düne wird mit angehaltenem Atem bezwungen und sobald man sieht wie es weiter geht, kann man wieder durchschnaufen. Typisch für die Kalahariwüste ist das konstante Auf und Ab zwischen den einzelnen Dünen, wodurch man nach jeder Düne in ein neues Thal blickt, wobei eines schöner als das andere ist. Dann nach 10 Minuten Fahrt sehen wir das Farmhaus als wir über die Düne schießen. Um das Famnhaus scharen sich hunderte Schafe und Ziegen vereinzelt dann noch Rinder und Pferde. Den ersten Tag sind wir alleine hier mit Andrea und Hendrik, den Inhabern. Als erstes erkunden wir das ganze Haus, was sehr groß ist und dann kommen wir in den Garten. Umgeben von Sand stehen wir auf einem dichten grünen Rasen, umgeben mit Palmen und bunten Blumen, in der Ecke sogar ein Swimmingpool. Ich muss mir die Augen reiben um zu glauben auf was für einer Oase wir gelandet sind. Beim Mittagessen unterhalten wir uns mit Hendrik und Andrea über die Farm. Mit meinen Hunderten lag ich falsch, da sie hier auf der Farm 4000 Schafe haben und um die 1000 Ziegen. Für einen Deutschen Bauer wohl unvorstellbar. Was ebenfalls unvorstellbar ist, ist die Größe der Farm. 5600 Hektar, die alleine Hendrik gehören. Das ist ca ein Gebiet, wie die Fläche zwischen Sulzthal über Ramsthal, Wirmsthal nach Euerdorf und vermutlich noch größer. Am Nachmittag haben wir eine Fahrt durch das Farmgebiet unternommen. Da vorne nur 2 Plätze sind, muss ich mich hinten auf die Ladefläche stellen. Hendrik schießt mit 80 über die Dünen und ich steh hinten mit zusammengekniffenen Augen. Schließlich kommen wir an einem speziellen Baum an, dessen Wurzeln so gewachsen sind, dass es eine Bank ergibt. Wir nehmen Platz und genießen das nächste Bier. Mittlerweile ist es ca. das 10. sonst hät ich mich vermutlich auch nicht hinten drauf gestellt. Hendrik fragt uns, ob wir Lust auf eine richtige Dünenfahrt oben auf den Dünen entlang haben. Ohne zu zögern springen wir auf den Jeep und los gehts. Wir driften um Büschel, an Bäumen vorbei, die Dünen hoch und runter. Das nenn ich mal Spaß haben! Nach einigen Mannövern auf den Dünen und an den Hängen sind Björn und ich davon überzeugt, dass es Hendrik richtig drauf hat Offroad zu fahren.
Zurück an der Farm sind Björn und ich etwas geschlaucht, zum einen von der Padd(Fahrt) zum anderen von den mittlerweile 12 Bieren. Aus dem Grund legen wir uns erstmal auf die Couch und schaun Tv, ja du liest richtig, ich kann nach 8 Wochen endlich wieder mal gemütlich Tv schaun, was für ein Gefühl. Viel mehr haben wir an diesem Tag dann auch nichtmehr unternommen und sind früh ins Bett, um mit Klyde und den anderen ordentlich Party machen zu können.
Am nächsten Tag ist es endlich soweit und Klyde trifft ein zusammen mit 4 anderen. Ich lern alle erstmal kennen und wer häts gedacht, bis auf ein Mädchen können alle perfekt deutsch.
Das interessante ist, dass sich alle aber meistens auf englisch unterhalten. Zwischendurch kommen dann ein paar Sätze in deutsch, dann auch mal Afrikaans, sehr verwunderlich, aber amüsant. Nachdem alle ihre Zelte aufgebaut haben wird erstmal richtig gebreyt, wenn man hier grillen sagt, bekommt man eine ins Gesicht. Hendrik kommt mit einem kompletten Gerippe von einem Schaf und und knallt es auf den Grill. Ich schätze das Ding mal auf so 2 Kg Fleisch. Dank den Breykünsten von Shawn haben wir alle köstlich gespeist und hatten die Grundlage für das folgende Besäufnis. Nach 8 Wochen Arbeit kann man ruhig mal so direkt reden, es war einfach wieder mal nötig richtig die Sau rauszulassen und zu entspannen. Dementsprechend haben wir dann auch bis 4 Uhr gefeiert. Zwischendurch musste ich Björn ins Bett bringen, da er kaum noch laufen konnte. Als er aufsteht und um die Ecke läuft, fängt er plötzlich an zu rennen und springt über die Mauer in den Garten. Dort streckt es ihn quer aufs Fressbrett. Doch er bleibt liegen und schläft auf dem Rasen einfach wieder ein. Ich heb ihn wieder auf und schmeiß ihn ins Bett. Genauso wie er ins Bett gefallen ist, liegt er am nächsten Morgen auch noch. Mit einem rießen Baberlas (Kater) sitzen wir zusammen beim Frühstück. Doch die ersten Kronkorcken ploppen schonwieder von Bierhälsen und es geht weiter! Den Tag über unternehmen wir mit allen die gleiche Tour, die wir einen Tag zuvor schon alleine mit Hendrik gemacht haben. Erneut läd uns Hendrik zur Dünenfahrt ein. Diesmal sind wir aber 8 Leute auf der Ladefläche. Darunter 4 Mädls, wodurch die ganze Fahrt noch lustiger war. Wie die wilden kreischen sie rum und halten sich verzweifelt an uns fest.
Durchgeschüttelt und von der Sonne aufgebrannt kommen wir zur Farm zurück und nun ist relaxen am Pool angesagt. Nun sieht man alle Mädls endlich in Badesachen, auch das darf ich schreiben, weil ich 8 Wochen lang nur Gammelfleisch anschaun durfte! Wir liegen unter den Palmen und genießen einfach den Tag. Das ist ein Leben hier, einfach wahnsinn. Ich genieße jeden Moment hier an der Farm und kann garnichtmehr aufhören zu grinsen. Es ist einfach wunderschön hier und das ganze noch mit so netten, lustigen und auch noch so schönen weiblichen Gästen zu teilen ist die Krönung. Am Nachmittag war dann das Finale im südafrikanischen Rugbypokal, worauf alle hier schon sehr gespannt waren. Das Wohnzimmer wurde also zum Rugbystadion umfunktioniert. Da Fans beider Mannschaften anwesend waren, gab es eine rießen Schreierei wenn die jeweilige Mannschaft den Ball hatte. Ich saß nur auf dem Sofa und hab genossen, wie sich die Leute freuen, aufregen und Spaß haben. Es war vergleichbar mit dem WM-Studio bei Kurmet in der Scheune.
Der 2. Abend ist angebrochen und die 2. Flasche Rum wird geöffnet. Ich trinke meinen Rum zusammen mit Björns Vater, der ebenfalls Björn heißt, also Björn Junior und Senior. Björn Senior ist exakt genauso wie sein Sohn, dass er nebenbei ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt ist, kann ich an diesem Wochenende eigentlich nicht glauben. Er läuft mit Badeshorts herum, die auf halb 8 hängen und betrinkt sich mit uns, das war das perfekte Beispiel, um den Leuten hier zu erklären, was wir in Sulzthal lässich nennen. Lustigerweise nennt er mich immer nur "DEUTSCHER!" und sagt ständig " DEUTSCHER! du musst essen, DEUTSCHER! du musst trinken", einfach ein verdammt lässicher Mensch! An diesem Abend haben wir mit Trinkspielen begonnen, was die ganze Stimmung noch besser gemacht hat. Da das heimische Ring of Fire meiner Meinung nach immernoch mit Abstand das lustigste Trinkspiel ist, habe ich den Namibiern gleich mal erklärt, wie es geht. Für ihren Geschmack war das allerdings etwas zu viel trinken, weshalb wir bei ihrem Spiel geblieben sind.
Da es ohne Musik aber auf Dauer etwas ruhig wurde, hat Hagen sein Auto vorgefahren. Er war hier mit einem VW Käfer, ja du liest richtig, er ist mit diesem Käfer über die Sanddünen gebretter, dass es gut geht. Hinter der Sitzbank liegt dann die Anlage, ein 9 Inch 800 Watt subwoofer. Ich war Käfer am Steuer gesessen und Hagen hat die Anlage aufgedreht, ich kann dir sagen, das ist ein geiles Gefühl. Massagesessel sind ein Witz dagegen. Da das ganze noch in einem Käfer war, kann es kaum noch getoppt werden. Jetzt war die Feier voll im Gang und alle hatten einen heiden Spaß. Zwischendrin gab es dann noch etwas Zoff, wegen einer Beziehungsgeschichte, aber ich wollte mir deswegen die Stimmung nicht vermießen lassen und hab weitergemacht. Wie immer verstreicht die Zeit umso schneller je mehr Spaß man hat und so auch hier. Ruck Zuck war der nächste Morgen angebrochen und somit der Tag der Abreise. Ein letztes gemeinsames Frühstück und dann mussten alle auch schon aufbrechen, da es eine lange Rückfahrt wird. Ich verabschiede mich von allen und hoffe, dass ich sie nochmal in Windhoek treffe, weil die Leute hier echt super sind! Im Konvoy machen wir uns dann auf den Weg. Vor uns fährt Hagen und kaum auf der Sandpiste angekommen, fangen alle an zu spielen. Jeder lässt sein Heck ausbrechen und wir sliden über die Piste. Dementsprechend hat es auch gestaubt! Ein letzter Halt an der nächsten Tankstelle und dann trennen sich unsere Wege, da alle Richtung Windhoek fahren bis auf uns.
Ich genieße erneut die unendlichen Weiten der Wüste auf der Rückfahrt und bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass das Wochenende schon vorbei ist. Was allerdings gut ist, ist die Tatsache, dass Björn Dank Anja wieder an der Lodge arbeiten darf, wodurch wir zusammen nach Windhoek können und es nicht langweilig auf der Lodge wird. Nun habe ich knapp 2 Stunden mit meinem Bericht verbracht und freu mich auf das Essen, das es gleich gibt. Das hier war ein Weekend Special Bericht, ich hoffe er hat dir gefallen.
Ich schließe meine Aufzeichnungen mit einem guten Appetit und einer wundervollen Nacht Namibia, Julian.
Die Woche meines gewünschten Urlaubs bricht an. In Gedanken bin ich immer wieder durchgegangen wie viele Leute an der Rezeption und an der Bar sind, wenn ich nicht da bin und ob es genug sind, dass ich gehen darf. An der Bar ist zur Zeit nur Ambole und ich und an der Rezeption nur Melani, es sieht bis jetzt also seeehr schlecht für mich aus. Wegen der Unterbesetzung beginne ich am Montag und Dienstag schon ab 12 Uhr mittags in der Bar. Da Ambole an beiden Abenden zum Sundowner Drive raus muss, bin ich der einzige an der Bar, dh ich arbeite an beiden Tagen 12 Stunden ohne Pause.
Dann ist es endlich Mittwoch, Ingrid kommt heute zurück, sodass wir wieder 3 an der Bar sind. Doch zu früh gefreut. Björn kommt mit der Nachricht, dass Ingrid im Krankenhaus liegt (wegen einem eingerissenen Zehnagel). Ich muss mir meine Wut unterdrücken, da ich deshalb wieder länger arbeiten muss und die Chance auf meinen Urlaub schwindend gering wird. Anja und Jörg arbeiten seit heute wieder und ich trau mich kaum Anja um Erlaubnis zu fragen. Mit mieser Laune und fester Mimik stehe ich an der Bar und starre den Dienstplan an. Dann seh ich wie Anja auf mich zukommt und ich dachte mir, jetzt musst du sie fragen! Ich geh auf sie zu und erklär ihr, was Björn und ich vorhaben und wie wichtig es mir ist. Ich habe fast das stottern begonnen, weil ich nicht wusste, wie ich mich ausdrücken soll. Doch ohne zu zögern meint Anja, dass es kein Problem sein sollte, solange wir bis Sonntag wieder zurück sind. Mit offenem Mund und dem Herz in der Hose schaue ich sie an und dachte mir, dass das irgendwie zu einfach war. Die ganzen Tage des Zweifelns und Kopfzerbrechens waren also umsonst. Kurze Zeit später kommt Björn auf mich zu und bestätigt mir nochmal, dass ich morgen wirklich fahren darf. Mit einer unglaublichen Arbeitsmoral gehe ich zurück an die Bar und gleich heißt es PACKEN!
Donnerstag Morgen 7 Uhr Abfahrt! Wir machen uns auf den Weg zur Farm von Klyde. Auf die Fahrt hab ich mich genauso gefreut wie auf die Feier selbst. Nach einigen Minuten sind wir bereits im Naukluftgebirge und ich schau mir mit noch verschlafenen Augen die unglaublichen Formen der Berge an. Da es kurz nach Sonnenaufgang ist, herrscht im Gebirge ein spektakuläres Schattenspiel, was einen nur noch mehr staunen lässt. Aus dem Gebirge heraußen fahren wir Richtug Kalahariwüste. Als wir einen langegezogenen Hügel hinauffahren sagt Björn zu mir, "Check die Landschaft hinter dem Hügel" und ich hab sie gecheckt. Die Kalahari erstreckt sich in ihrer ganzen Schönheit vor unseren Füßen. Da es eine Halbwüste ist, wachsen hier viel mehr Bäume und Sträucher. Der Blick geht bis zum Horizont und die Weite kann man sich kaum vorstellen. Die Bäume werden immer kleiner und irgendwann sieht es nur noch aus wie schwarze tupfer in der roten Erde. Kurz darauf kommen wir in der ersten Stadt an, Maltahöhe. Björn muss tanken und ich brauch Alkohol! In der Tankstelle hol ich mir meinen ersten Sixer. Mit einem eiskalten Bier in der Hand geht die Fahrt weiter, es ist halb 9 morgens. In Marienthal, der nächsten Stadt, kaufe ich dann den Alkhol, den ich am Wochenende trinken will. Komplett versorgt und voller Vorfreude geht der Weg weiter durch die Kalahari. Vom ganzen Staunen wird man verdammt durstig, wodurch der Biervorrat rapide abnimmt. Es wird Zeit, dass wir bei der Farm ankommen! Nachdem wir an Stampriet, der letzten Stadt, vorbei sind beginnt wieder die Sandpiste.
Nun kann Björn auch endlich anfangen zu trinken. Mit dem ersten Bier in der Hand heißt es noch 40 Km Sandpiste bewältigen. Dank Björns Heckantrieb haben wir verdammt viel Spaß auf dem Weg, da wir durch jede Kurve driften und eine rießen Staubwolke hinter uns herziehen. Dann sehen wir endlich das Schild der Farm. Ich öffne das Tor und wir betreten das Farmgelände. Vor uns liegen die kupferroten Dünen, die wir noch bezwingen müssen, bevor wir am Haus ankommen. Mit durchdrehenden Reifen und Vollgas brettert Björn die Düne hoch um nicht steckenzubleiben. Das Problem dabei ist, dass man nicht weiß, wie es nach der Düne weitergeht. Jede Düne wird mit angehaltenem Atem bezwungen und sobald man sieht wie es weiter geht, kann man wieder durchschnaufen. Typisch für die Kalahariwüste ist das konstante Auf und Ab zwischen den einzelnen Dünen, wodurch man nach jeder Düne in ein neues Thal blickt, wobei eines schöner als das andere ist. Dann nach 10 Minuten Fahrt sehen wir das Farmhaus als wir über die Düne schießen. Um das Famnhaus scharen sich hunderte Schafe und Ziegen vereinzelt dann noch Rinder und Pferde. Den ersten Tag sind wir alleine hier mit Andrea und Hendrik, den Inhabern. Als erstes erkunden wir das ganze Haus, was sehr groß ist und dann kommen wir in den Garten. Umgeben von Sand stehen wir auf einem dichten grünen Rasen, umgeben mit Palmen und bunten Blumen, in der Ecke sogar ein Swimmingpool. Ich muss mir die Augen reiben um zu glauben auf was für einer Oase wir gelandet sind. Beim Mittagessen unterhalten wir uns mit Hendrik und Andrea über die Farm. Mit meinen Hunderten lag ich falsch, da sie hier auf der Farm 4000 Schafe haben und um die 1000 Ziegen. Für einen Deutschen Bauer wohl unvorstellbar. Was ebenfalls unvorstellbar ist, ist die Größe der Farm. 5600 Hektar, die alleine Hendrik gehören. Das ist ca ein Gebiet, wie die Fläche zwischen Sulzthal über Ramsthal, Wirmsthal nach Euerdorf und vermutlich noch größer. Am Nachmittag haben wir eine Fahrt durch das Farmgebiet unternommen. Da vorne nur 2 Plätze sind, muss ich mich hinten auf die Ladefläche stellen. Hendrik schießt mit 80 über die Dünen und ich steh hinten mit zusammengekniffenen Augen. Schließlich kommen wir an einem speziellen Baum an, dessen Wurzeln so gewachsen sind, dass es eine Bank ergibt. Wir nehmen Platz und genießen das nächste Bier. Mittlerweile ist es ca. das 10. sonst hät ich mich vermutlich auch nicht hinten drauf gestellt. Hendrik fragt uns, ob wir Lust auf eine richtige Dünenfahrt oben auf den Dünen entlang haben. Ohne zu zögern springen wir auf den Jeep und los gehts. Wir driften um Büschel, an Bäumen vorbei, die Dünen hoch und runter. Das nenn ich mal Spaß haben! Nach einigen Mannövern auf den Dünen und an den Hängen sind Björn und ich davon überzeugt, dass es Hendrik richtig drauf hat Offroad zu fahren.
Zurück an der Farm sind Björn und ich etwas geschlaucht, zum einen von der Padd(Fahrt) zum anderen von den mittlerweile 12 Bieren. Aus dem Grund legen wir uns erstmal auf die Couch und schaun Tv, ja du liest richtig, ich kann nach 8 Wochen endlich wieder mal gemütlich Tv schaun, was für ein Gefühl. Viel mehr haben wir an diesem Tag dann auch nichtmehr unternommen und sind früh ins Bett, um mit Klyde und den anderen ordentlich Party machen zu können.
Am nächsten Tag ist es endlich soweit und Klyde trifft ein zusammen mit 4 anderen. Ich lern alle erstmal kennen und wer häts gedacht, bis auf ein Mädchen können alle perfekt deutsch.
Das interessante ist, dass sich alle aber meistens auf englisch unterhalten. Zwischendurch kommen dann ein paar Sätze in deutsch, dann auch mal Afrikaans, sehr verwunderlich, aber amüsant. Nachdem alle ihre Zelte aufgebaut haben wird erstmal richtig gebreyt, wenn man hier grillen sagt, bekommt man eine ins Gesicht. Hendrik kommt mit einem kompletten Gerippe von einem Schaf und und knallt es auf den Grill. Ich schätze das Ding mal auf so 2 Kg Fleisch. Dank den Breykünsten von Shawn haben wir alle köstlich gespeist und hatten die Grundlage für das folgende Besäufnis. Nach 8 Wochen Arbeit kann man ruhig mal so direkt reden, es war einfach wieder mal nötig richtig die Sau rauszulassen und zu entspannen. Dementsprechend haben wir dann auch bis 4 Uhr gefeiert. Zwischendurch musste ich Björn ins Bett bringen, da er kaum noch laufen konnte. Als er aufsteht und um die Ecke läuft, fängt er plötzlich an zu rennen und springt über die Mauer in den Garten. Dort streckt es ihn quer aufs Fressbrett. Doch er bleibt liegen und schläft auf dem Rasen einfach wieder ein. Ich heb ihn wieder auf und schmeiß ihn ins Bett. Genauso wie er ins Bett gefallen ist, liegt er am nächsten Morgen auch noch. Mit einem rießen Baberlas (Kater) sitzen wir zusammen beim Frühstück. Doch die ersten Kronkorcken ploppen schonwieder von Bierhälsen und es geht weiter! Den Tag über unternehmen wir mit allen die gleiche Tour, die wir einen Tag zuvor schon alleine mit Hendrik gemacht haben. Erneut läd uns Hendrik zur Dünenfahrt ein. Diesmal sind wir aber 8 Leute auf der Ladefläche. Darunter 4 Mädls, wodurch die ganze Fahrt noch lustiger war. Wie die wilden kreischen sie rum und halten sich verzweifelt an uns fest.
Durchgeschüttelt und von der Sonne aufgebrannt kommen wir zur Farm zurück und nun ist relaxen am Pool angesagt. Nun sieht man alle Mädls endlich in Badesachen, auch das darf ich schreiben, weil ich 8 Wochen lang nur Gammelfleisch anschaun durfte! Wir liegen unter den Palmen und genießen einfach den Tag. Das ist ein Leben hier, einfach wahnsinn. Ich genieße jeden Moment hier an der Farm und kann garnichtmehr aufhören zu grinsen. Es ist einfach wunderschön hier und das ganze noch mit so netten, lustigen und auch noch so schönen weiblichen Gästen zu teilen ist die Krönung. Am Nachmittag war dann das Finale im südafrikanischen Rugbypokal, worauf alle hier schon sehr gespannt waren. Das Wohnzimmer wurde also zum Rugbystadion umfunktioniert. Da Fans beider Mannschaften anwesend waren, gab es eine rießen Schreierei wenn die jeweilige Mannschaft den Ball hatte. Ich saß nur auf dem Sofa und hab genossen, wie sich die Leute freuen, aufregen und Spaß haben. Es war vergleichbar mit dem WM-Studio bei Kurmet in der Scheune.
Der 2. Abend ist angebrochen und die 2. Flasche Rum wird geöffnet. Ich trinke meinen Rum zusammen mit Björns Vater, der ebenfalls Björn heißt, also Björn Junior und Senior. Björn Senior ist exakt genauso wie sein Sohn, dass er nebenbei ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt ist, kann ich an diesem Wochenende eigentlich nicht glauben. Er läuft mit Badeshorts herum, die auf halb 8 hängen und betrinkt sich mit uns, das war das perfekte Beispiel, um den Leuten hier zu erklären, was wir in Sulzthal lässich nennen. Lustigerweise nennt er mich immer nur "DEUTSCHER!" und sagt ständig " DEUTSCHER! du musst essen, DEUTSCHER! du musst trinken", einfach ein verdammt lässicher Mensch! An diesem Abend haben wir mit Trinkspielen begonnen, was die ganze Stimmung noch besser gemacht hat. Da das heimische Ring of Fire meiner Meinung nach immernoch mit Abstand das lustigste Trinkspiel ist, habe ich den Namibiern gleich mal erklärt, wie es geht. Für ihren Geschmack war das allerdings etwas zu viel trinken, weshalb wir bei ihrem Spiel geblieben sind.
Da es ohne Musik aber auf Dauer etwas ruhig wurde, hat Hagen sein Auto vorgefahren. Er war hier mit einem VW Käfer, ja du liest richtig, er ist mit diesem Käfer über die Sanddünen gebretter, dass es gut geht. Hinter der Sitzbank liegt dann die Anlage, ein 9 Inch 800 Watt subwoofer. Ich war Käfer am Steuer gesessen und Hagen hat die Anlage aufgedreht, ich kann dir sagen, das ist ein geiles Gefühl. Massagesessel sind ein Witz dagegen. Da das ganze noch in einem Käfer war, kann es kaum noch getoppt werden. Jetzt war die Feier voll im Gang und alle hatten einen heiden Spaß. Zwischendrin gab es dann noch etwas Zoff, wegen einer Beziehungsgeschichte, aber ich wollte mir deswegen die Stimmung nicht vermießen lassen und hab weitergemacht. Wie immer verstreicht die Zeit umso schneller je mehr Spaß man hat und so auch hier. Ruck Zuck war der nächste Morgen angebrochen und somit der Tag der Abreise. Ein letztes gemeinsames Frühstück und dann mussten alle auch schon aufbrechen, da es eine lange Rückfahrt wird. Ich verabschiede mich von allen und hoffe, dass ich sie nochmal in Windhoek treffe, weil die Leute hier echt super sind! Im Konvoy machen wir uns dann auf den Weg. Vor uns fährt Hagen und kaum auf der Sandpiste angekommen, fangen alle an zu spielen. Jeder lässt sein Heck ausbrechen und wir sliden über die Piste. Dementsprechend hat es auch gestaubt! Ein letzter Halt an der nächsten Tankstelle und dann trennen sich unsere Wege, da alle Richtung Windhoek fahren bis auf uns.
Ich genieße erneut die unendlichen Weiten der Wüste auf der Rückfahrt und bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass das Wochenende schon vorbei ist. Was allerdings gut ist, ist die Tatsache, dass Björn Dank Anja wieder an der Lodge arbeiten darf, wodurch wir zusammen nach Windhoek können und es nicht langweilig auf der Lodge wird. Nun habe ich knapp 2 Stunden mit meinem Bericht verbracht und freu mich auf das Essen, das es gleich gibt. Das hier war ein Weekend Special Bericht, ich hoffe er hat dir gefallen.
Ich schließe meine Aufzeichnungen mit einem guten Appetit und einer wundervollen Nacht Namibia, Julian.
oktober
2. Hälfte Oktober.
Mit einem ausgiebigen Strecken beginne ich den Tag und mach mich für meinen Dienst fertig. Doch ab heute sollte es anders werden. Nicht weil ich ab heute in der Bar arbeiten darf, sondern weil das Wetter immer sommerlicher wird. Warum ich das jetzt schon merke? Nun ja der erste Beweis ist wohl der rießen Schweißfleck in meinem Bett (nein ich hab ganz sicher nicht in mein Bett gepinkelt ...). Weiter geht es nach dem Duschen, kaum zieh ich mir mein Hemd an, überlege ich, ob ich mich richtig abgetrocknet habe, weil das Hemd nass ist. Fakt ist, dass ich einfach schonwieder dermaßen schwitze, dass das Duschen überflüssig war. Frisch geduscht und frisch durchgeschwitzt gehe ich direkt zum Termometer. 40°C "Schnauf!", das Problem, es war bewölkt, dh die Hitze hat einen regelrecht erdrückt. Gegen Nachmittag hin dann ein erlösender Wind. Ich stell mich vor die Rezeption und genieße den Wind, muss mich dann aber auch gleich wieder in die Rezeption begeben, da der Wind immer stärker und stärker wird. Von weitem sieht man nur noch eine Staubwand, die auf einen zukommt. Wir schließen alle Fenster und Türen und dann rollt sie über uns hinweg. Innerhalb einer Sekunde ist die komplette Rezeption mit Staub gefüllt und man kann kaum noch von einem Ende zum anderen schaun. Wie der letzte Tourist stehe ich nun mit meiner Kamera an der Scheibe und Filme das Spektakel. Immerwieder kommen Windschübe, die den Staub meterhoch peitschen. Dann der erste Tropfen an der Scheibe, es beginnt leicht zu regnen, wodurch sich der Staub zum Glück wieder legt. Der Regen wird stärker und durch den Wind drescht er gegen jede Scheibe und Tür. Ich habe den Test gemacht und bin ins Büro gelaufen, keine gute Idee. Die Sicht ist gleich null, weil man vor lauter Regen und Blätter, die einen ins Gesicht schlagen, kaum die Augen öffnen kann. Die ersten Pfütschen und Bächlein bilden sich in der Lodge und ich kann kaum glauben, dass ich hier in der ältesten Wüste der Welt bin! Richtiges Deutschlandfeeling kommt auf und ich fühle mich fast heimisch. Die Einheimischen hier nennen dieses Wetter BMW (baby making weather). Das Unwetter hält noch den halben Tag an und es hört nicht auf zu regnen. Zu Ungunsten des Restaurants, da es hier an den Stellen der Kamine anfängt hereinzuregnen. Die Grasdächer sind scheinbar nicht für so starken Regen gedacht.
Beim ersten Gewitter mussten wir sogar zum Brandlöschen ausrücken(ausnahmsweise wurde der Brand mal nicht in der Bar gelöscht), da ein Blitz einen Buschbrand verursacht hat.
Das ganze Unwetter hat dann auch noch 3 Tage angehalten, wodurch es warm und feucht wurde. Einfach richtiges SCHEIß Wetter! So das musste mal gesagt werden, entweder es ist ordentlich bewölkt und kalt oder es scheint die Sonne und es ist eine trockene Hitze, aber nicht heiß UND feucht, ich bin hier schließlich nicht im Urwald sondern in der Wüste.
Aprospros Wüste, in die mussten Björn, Gabriel und ich auch ausrücken mit dem Auftrag die Wege für die Dünenfahrt zu reparieren. Mit der Zeit fahren sich richtige Wellen in die Dünen, wodurch man diese kaum noch hochfahren kann. Die Fahrt geht los, Björn hinterm Steuer und er jagt das Auto! mit 70 Sachen krachen wir über Grasbüschel und Steinhügel (mit Gästen fahren wir hier 20 und da werden sie schon gut durchgeschüttelt), jeder kann sich wohl vorstellen, wie wir im Auto rumgesprungen sind. Ich hab die Fahrt gefilmt und wenn man sich es am Pc anschaut, erkennt man wie es geruckelt hat. Weiter oben angekommen, beginnt der richtig lose, feine, rote Sand, wodurch wir anfangen zu Driften. Mit einem Überschuss an Adrenalin und einigen Schweißperlen auf der Stirn kommen wir heil am Fuß der Düne an. Insgesamt haben wir 6 Anläufe gebraucht, bis wir endlich auf der Düne waren. Wir steigen aus und jeder schnappt sich einen Rechen, um die Bahn wieder gerade zu machen. Nach ein paar Minuten merke ich bereits, wie die Sonne gnadenlos auf meine Haut brennt, es ist bereits 11 Uhr, dh wir müssen uns beeilen, wenn ich nicht als Krebs zurückkehren möchte. Wir machen also alles wieder heile und fahren zurück zur Lodge.
Am nächsten Abend darf ich dann auch schonwieder zur Dünenfahrt ausrücken, da Fahrermangel herrscht. Ich bekomme leider einen Uraltjeep zugewiesen, mit dem ich noch nie gefahren bin. Ich check zunächst, wie ich den 4x4 einschalte und mach mich mit dem Wagen vertraut. Als wir jedoch losfahren, bin ich von meinem Gefährt positiv überrascht, dank dem 4,5 Liter V6 Motor hab ich ordentlich Power unter der Haube. Der Sound ist auch dementprechend mächtig, ich lass mich immer extra etwas zurückfallen, um den Motor aufheulen zu lassen. Dann geht es in die Dünen hoch, dh jetzt kann er zeigen, was in ihm steckt. Wir kommen zum ersten anspruchsvollen Stück, bei dem die Gäste nur vom Anblick schon aufschreien. Mit anderen Jeeps muss man hier schon einiges an Gas geben aber mit diesem hier tippe ich im ersten Gang das Gas nur leicht an und er rollt wie von selbst über die Steinwellen den Berg hinauf. Die anderen warten schon oben an der Aussichtsplattform als ich mit einem Grinsen, das sich von Ohr zu Ohr zieht den Berg hochtucker. Jetzt müssen die Gäste leider aussteigen und ich freu mich schon weiterzufahren. Das ist auch endlich der Fall nachdem alle Infos gegeben wurden. Ich kann es kaum erwarten dieses Monster die große Düne hochzujagen, doch plötzlich erlischt das tiefe Grollen des Motors. Ich trete das Gaspedal bis zum Teppichboden, doch die Stille verbleibt. Gleichzeitig leuchtet die Lampe für den Luftfilter auf und boom, komm ich zum Stillstand. Über Funk gebe ich durch, dass mein Auto gekackt hat. Michael und Robert machen sich auf den Rückweg und laden so schnell es geht die Gäste auf die übrigen Jeeps um, da die Sonne nicht auf uns wartet. Einzige Möglichkeit war, dass ich beim Wagen bleibe und die anderen zum Sonnenuntergang weiterfahren, die Gäste haben schließlich bezahlt. Über Funk sag ich dann Björn bescheid, dass er mich holen und den Rest der Gäste aufladen muss. Bis dahin verbringe ich nun ca eine Stunde allein in der Wüste während die Nacht langsam einbricht. Ich mach das Beste aus der Zeit, indem ich mich nach Hinten auf die höchste Bank setze und meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang genieße. Da es heute noch bewölkt ist, ist es bis jetzt der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen habe. Das Rot und das Orange, das sich in den Wolken spiegelt ist einfach unbeschreiblich, als dann noch die weiße Sichel des Mondes oberhalb der Wolken zum Vorschein kommt und von unten die blutroten Wolken leuchten, könnte man meinen ein gemaltes Bild zu betrachten. Doch was ich hier gerade erlebe ist die pure Schönheit Afrikas und ich kann es kaum erwarten die wunderbare Welt, die außerhalb dieser Lodge wartet, zu entdecken. Nur noch ein paar Tage und es ist soweit, bis ich mit Björn losziehen kann. Durch einen Funkspruch von Michael werde ich allerdings aus der Farbenwelt gerissen, sie fahren jetzt los und holen mich gleich ab. Mein Auto muss ich leider über Nacht hier stehen lassen. Rückwärts geht es dann auf einem Jeep zusammen mit den bereits leicht beschwipsten Gästen.
Zurück in der Lodge geht es direkt in die Bar. Seit kurzem darf ich in der Bar arbeiten und es bereitet mir viel Spaß die Drinks zu mixen und mit den Gästen zu reden. Der Nachteil der Bar ist allerdings, dass ich länger arbeiten muss als im Restaurant. Da ich immernoch um 12 Uhr beginne, arbeite ich nun manchmal bis zu 12 Stunden am Tag, was sich langsam bemerkbar macht. Nach knapp 8 Wochen durcharbeiten musste das allerdings auch irgendwann mal kommen. Umso mehr wünsche ich, dass ich frei bekomme. Das Problem ist, dass so viele Leute in letzter Zeit gekündigt haben, wodurch ich immer mehr gebraucht werde, was mich persönlich etwas stört. Ich bin immerhin nur Praktikant, zur Zeit ersetze ich allerdings eine Person an der Bar und eine an der Rezeption. Es dauert allerdings nichtmehr all zu lange, bis die Saison entgültig vorbei ist. Dann werden nur noch 20 Gäste oder ähnliches hier sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann in dieser Zeit machen werde, aber ich hoffe Anja und Jörg haben schon einen Plan.
Kurz bevor es hier angefangen hat eintönig zu werden, schlägt die Natur Afrikas wieder voll zu. Es war Zeit für meine nächste Tierbegegnung. Diesmal wieder etwas ernsteres. Ich arbeitete an der Bar als Björn zu mir kam und meinte, renn mir einfach hinterher. Sofort rannten wir durch den Küchenhof und stoppten kurz vor dem Tor. Björn leuchtete auf den Boden und zeigte auf einen schwarzen Haufen. Zunächst war ich ernüchtert und meinte nur, was das für ein Käfer ist. Auf diese Frage kommt ein typischer Björn Satz, "das ist ein fockn Black Skorpion!" Endlich sehe ich einen dieser Art, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Mit einem Besen schieben wir ihn zur Küche um ihn im Licht zu betrachten. Wir dachten erst, er sei tot, doch diese Tierchen sind clever. Er scheint sich tot zu stellen um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Wir stupsten ihn mit einem Stock an und sofort stellte sich der Schwanz auf und er war angriffsbereit. Björn meinte, dass dieser hier verdammt groß sei und wollte ihn ausgerollt sehen. Wir nehmen einen Stock und drücken diesen auf den Skorpion während Björn den Schwanz mit einem kleinen Stöckchen ausrollt. Insgesamt war er ca 15-17 cm lang. Man konnte den Stachel an sich von Weitem sehr gut erkennen und der Schmerz war sichtlich auf den Stachel gedruckt. Allein der Stachel glich einer Nadelspitze und war genauso hart, dann kommt allerdings noch das Gift dazu. In Björns südwesterdeutsch hat es sich dann so angehört "Wenn der Okie dich sticht gehst du für 3 Wochen krank werden und vor Schmerz wirst du fockn kacken!" Ohne Arzt kann es sogar tödlich ausgehen. Nun kamen die Frauen aus der Küche dazu und versteckten sich auch gleich wieder hinter der Ecke. Björn macht allen die herumstanden das Angebot, 5000 Rand (500 Euro) bar auf die Kralle für den, der den Skorpion anlangt. Der Skorpion war zu der Zeit dermaßen agressiv und in Angriffsstellung, dass man es ohne Stich nicht geschafft hätte. Natürlich hat keiner das Angebot angenommen. Während wir uns unterhalten haben, sehen wir, wie sich ein Käfer dem Skorpion nähert. Er streift den Skorpion an den Scheren worauf der Schwanz mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne schießt und den Käfer trifft. Wie gestört fängt der Käfer an rumzufliegen und stürtzt nach einigen Sekunden in den Tod. Diese Skorpione sind einfach unglaublich! Letztendlich musste er allerdings auch getötet werden, da er einfach zu gefährlich ist. Diese Aufgabe hat dann Chefkoch Edward übernommen.
Nachdem alle Gefahr gebannt war, kehre ich zur Bar zurück und beende meine Schicht. Noch etwas essen und dann gehts ins Bett. Heute habe ich glücklicherweise mal kein Haustier und kann sofort ins Bett fallen.
Bis zur nächsten Zusammenfassung wünsche ich eine gute Nacht Namibia, Julian.
Mit einem ausgiebigen Strecken beginne ich den Tag und mach mich für meinen Dienst fertig. Doch ab heute sollte es anders werden. Nicht weil ich ab heute in der Bar arbeiten darf, sondern weil das Wetter immer sommerlicher wird. Warum ich das jetzt schon merke? Nun ja der erste Beweis ist wohl der rießen Schweißfleck in meinem Bett (nein ich hab ganz sicher nicht in mein Bett gepinkelt ...). Weiter geht es nach dem Duschen, kaum zieh ich mir mein Hemd an, überlege ich, ob ich mich richtig abgetrocknet habe, weil das Hemd nass ist. Fakt ist, dass ich einfach schonwieder dermaßen schwitze, dass das Duschen überflüssig war. Frisch geduscht und frisch durchgeschwitzt gehe ich direkt zum Termometer. 40°C "Schnauf!", das Problem, es war bewölkt, dh die Hitze hat einen regelrecht erdrückt. Gegen Nachmittag hin dann ein erlösender Wind. Ich stell mich vor die Rezeption und genieße den Wind, muss mich dann aber auch gleich wieder in die Rezeption begeben, da der Wind immer stärker und stärker wird. Von weitem sieht man nur noch eine Staubwand, die auf einen zukommt. Wir schließen alle Fenster und Türen und dann rollt sie über uns hinweg. Innerhalb einer Sekunde ist die komplette Rezeption mit Staub gefüllt und man kann kaum noch von einem Ende zum anderen schaun. Wie der letzte Tourist stehe ich nun mit meiner Kamera an der Scheibe und Filme das Spektakel. Immerwieder kommen Windschübe, die den Staub meterhoch peitschen. Dann der erste Tropfen an der Scheibe, es beginnt leicht zu regnen, wodurch sich der Staub zum Glück wieder legt. Der Regen wird stärker und durch den Wind drescht er gegen jede Scheibe und Tür. Ich habe den Test gemacht und bin ins Büro gelaufen, keine gute Idee. Die Sicht ist gleich null, weil man vor lauter Regen und Blätter, die einen ins Gesicht schlagen, kaum die Augen öffnen kann. Die ersten Pfütschen und Bächlein bilden sich in der Lodge und ich kann kaum glauben, dass ich hier in der ältesten Wüste der Welt bin! Richtiges Deutschlandfeeling kommt auf und ich fühle mich fast heimisch. Die Einheimischen hier nennen dieses Wetter BMW (baby making weather). Das Unwetter hält noch den halben Tag an und es hört nicht auf zu regnen. Zu Ungunsten des Restaurants, da es hier an den Stellen der Kamine anfängt hereinzuregnen. Die Grasdächer sind scheinbar nicht für so starken Regen gedacht.
Beim ersten Gewitter mussten wir sogar zum Brandlöschen ausrücken(ausnahmsweise wurde der Brand mal nicht in der Bar gelöscht), da ein Blitz einen Buschbrand verursacht hat.
Das ganze Unwetter hat dann auch noch 3 Tage angehalten, wodurch es warm und feucht wurde. Einfach richtiges SCHEIß Wetter! So das musste mal gesagt werden, entweder es ist ordentlich bewölkt und kalt oder es scheint die Sonne und es ist eine trockene Hitze, aber nicht heiß UND feucht, ich bin hier schließlich nicht im Urwald sondern in der Wüste.
Aprospros Wüste, in die mussten Björn, Gabriel und ich auch ausrücken mit dem Auftrag die Wege für die Dünenfahrt zu reparieren. Mit der Zeit fahren sich richtige Wellen in die Dünen, wodurch man diese kaum noch hochfahren kann. Die Fahrt geht los, Björn hinterm Steuer und er jagt das Auto! mit 70 Sachen krachen wir über Grasbüschel und Steinhügel (mit Gästen fahren wir hier 20 und da werden sie schon gut durchgeschüttelt), jeder kann sich wohl vorstellen, wie wir im Auto rumgesprungen sind. Ich hab die Fahrt gefilmt und wenn man sich es am Pc anschaut, erkennt man wie es geruckelt hat. Weiter oben angekommen, beginnt der richtig lose, feine, rote Sand, wodurch wir anfangen zu Driften. Mit einem Überschuss an Adrenalin und einigen Schweißperlen auf der Stirn kommen wir heil am Fuß der Düne an. Insgesamt haben wir 6 Anläufe gebraucht, bis wir endlich auf der Düne waren. Wir steigen aus und jeder schnappt sich einen Rechen, um die Bahn wieder gerade zu machen. Nach ein paar Minuten merke ich bereits, wie die Sonne gnadenlos auf meine Haut brennt, es ist bereits 11 Uhr, dh wir müssen uns beeilen, wenn ich nicht als Krebs zurückkehren möchte. Wir machen also alles wieder heile und fahren zurück zur Lodge.
Am nächsten Abend darf ich dann auch schonwieder zur Dünenfahrt ausrücken, da Fahrermangel herrscht. Ich bekomme leider einen Uraltjeep zugewiesen, mit dem ich noch nie gefahren bin. Ich check zunächst, wie ich den 4x4 einschalte und mach mich mit dem Wagen vertraut. Als wir jedoch losfahren, bin ich von meinem Gefährt positiv überrascht, dank dem 4,5 Liter V6 Motor hab ich ordentlich Power unter der Haube. Der Sound ist auch dementprechend mächtig, ich lass mich immer extra etwas zurückfallen, um den Motor aufheulen zu lassen. Dann geht es in die Dünen hoch, dh jetzt kann er zeigen, was in ihm steckt. Wir kommen zum ersten anspruchsvollen Stück, bei dem die Gäste nur vom Anblick schon aufschreien. Mit anderen Jeeps muss man hier schon einiges an Gas geben aber mit diesem hier tippe ich im ersten Gang das Gas nur leicht an und er rollt wie von selbst über die Steinwellen den Berg hinauf. Die anderen warten schon oben an der Aussichtsplattform als ich mit einem Grinsen, das sich von Ohr zu Ohr zieht den Berg hochtucker. Jetzt müssen die Gäste leider aussteigen und ich freu mich schon weiterzufahren. Das ist auch endlich der Fall nachdem alle Infos gegeben wurden. Ich kann es kaum erwarten dieses Monster die große Düne hochzujagen, doch plötzlich erlischt das tiefe Grollen des Motors. Ich trete das Gaspedal bis zum Teppichboden, doch die Stille verbleibt. Gleichzeitig leuchtet die Lampe für den Luftfilter auf und boom, komm ich zum Stillstand. Über Funk gebe ich durch, dass mein Auto gekackt hat. Michael und Robert machen sich auf den Rückweg und laden so schnell es geht die Gäste auf die übrigen Jeeps um, da die Sonne nicht auf uns wartet. Einzige Möglichkeit war, dass ich beim Wagen bleibe und die anderen zum Sonnenuntergang weiterfahren, die Gäste haben schließlich bezahlt. Über Funk sag ich dann Björn bescheid, dass er mich holen und den Rest der Gäste aufladen muss. Bis dahin verbringe ich nun ca eine Stunde allein in der Wüste während die Nacht langsam einbricht. Ich mach das Beste aus der Zeit, indem ich mich nach Hinten auf die höchste Bank setze und meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang genieße. Da es heute noch bewölkt ist, ist es bis jetzt der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen habe. Das Rot und das Orange, das sich in den Wolken spiegelt ist einfach unbeschreiblich, als dann noch die weiße Sichel des Mondes oberhalb der Wolken zum Vorschein kommt und von unten die blutroten Wolken leuchten, könnte man meinen ein gemaltes Bild zu betrachten. Doch was ich hier gerade erlebe ist die pure Schönheit Afrikas und ich kann es kaum erwarten die wunderbare Welt, die außerhalb dieser Lodge wartet, zu entdecken. Nur noch ein paar Tage und es ist soweit, bis ich mit Björn losziehen kann. Durch einen Funkspruch von Michael werde ich allerdings aus der Farbenwelt gerissen, sie fahren jetzt los und holen mich gleich ab. Mein Auto muss ich leider über Nacht hier stehen lassen. Rückwärts geht es dann auf einem Jeep zusammen mit den bereits leicht beschwipsten Gästen.
Zurück in der Lodge geht es direkt in die Bar. Seit kurzem darf ich in der Bar arbeiten und es bereitet mir viel Spaß die Drinks zu mixen und mit den Gästen zu reden. Der Nachteil der Bar ist allerdings, dass ich länger arbeiten muss als im Restaurant. Da ich immernoch um 12 Uhr beginne, arbeite ich nun manchmal bis zu 12 Stunden am Tag, was sich langsam bemerkbar macht. Nach knapp 8 Wochen durcharbeiten musste das allerdings auch irgendwann mal kommen. Umso mehr wünsche ich, dass ich frei bekomme. Das Problem ist, dass so viele Leute in letzter Zeit gekündigt haben, wodurch ich immer mehr gebraucht werde, was mich persönlich etwas stört. Ich bin immerhin nur Praktikant, zur Zeit ersetze ich allerdings eine Person an der Bar und eine an der Rezeption. Es dauert allerdings nichtmehr all zu lange, bis die Saison entgültig vorbei ist. Dann werden nur noch 20 Gäste oder ähnliches hier sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann in dieser Zeit machen werde, aber ich hoffe Anja und Jörg haben schon einen Plan.
Kurz bevor es hier angefangen hat eintönig zu werden, schlägt die Natur Afrikas wieder voll zu. Es war Zeit für meine nächste Tierbegegnung. Diesmal wieder etwas ernsteres. Ich arbeitete an der Bar als Björn zu mir kam und meinte, renn mir einfach hinterher. Sofort rannten wir durch den Küchenhof und stoppten kurz vor dem Tor. Björn leuchtete auf den Boden und zeigte auf einen schwarzen Haufen. Zunächst war ich ernüchtert und meinte nur, was das für ein Käfer ist. Auf diese Frage kommt ein typischer Björn Satz, "das ist ein fockn Black Skorpion!" Endlich sehe ich einen dieser Art, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Mit einem Besen schieben wir ihn zur Küche um ihn im Licht zu betrachten. Wir dachten erst, er sei tot, doch diese Tierchen sind clever. Er scheint sich tot zu stellen um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Wir stupsten ihn mit einem Stock an und sofort stellte sich der Schwanz auf und er war angriffsbereit. Björn meinte, dass dieser hier verdammt groß sei und wollte ihn ausgerollt sehen. Wir nehmen einen Stock und drücken diesen auf den Skorpion während Björn den Schwanz mit einem kleinen Stöckchen ausrollt. Insgesamt war er ca 15-17 cm lang. Man konnte den Stachel an sich von Weitem sehr gut erkennen und der Schmerz war sichtlich auf den Stachel gedruckt. Allein der Stachel glich einer Nadelspitze und war genauso hart, dann kommt allerdings noch das Gift dazu. In Björns südwesterdeutsch hat es sich dann so angehört "Wenn der Okie dich sticht gehst du für 3 Wochen krank werden und vor Schmerz wirst du fockn kacken!" Ohne Arzt kann es sogar tödlich ausgehen. Nun kamen die Frauen aus der Küche dazu und versteckten sich auch gleich wieder hinter der Ecke. Björn macht allen die herumstanden das Angebot, 5000 Rand (500 Euro) bar auf die Kralle für den, der den Skorpion anlangt. Der Skorpion war zu der Zeit dermaßen agressiv und in Angriffsstellung, dass man es ohne Stich nicht geschafft hätte. Natürlich hat keiner das Angebot angenommen. Während wir uns unterhalten haben, sehen wir, wie sich ein Käfer dem Skorpion nähert. Er streift den Skorpion an den Scheren worauf der Schwanz mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne schießt und den Käfer trifft. Wie gestört fängt der Käfer an rumzufliegen und stürtzt nach einigen Sekunden in den Tod. Diese Skorpione sind einfach unglaublich! Letztendlich musste er allerdings auch getötet werden, da er einfach zu gefährlich ist. Diese Aufgabe hat dann Chefkoch Edward übernommen.
Nachdem alle Gefahr gebannt war, kehre ich zur Bar zurück und beende meine Schicht. Noch etwas essen und dann gehts ins Bett. Heute habe ich glücklicherweise mal kein Haustier und kann sofort ins Bett fallen.
Bis zur nächsten Zusammenfassung wünsche ich eine gute Nacht Namibia, Julian.
zusammenfassung
2. Oktoberwoche.
Die Stimmung ist immernoch gedrückt wegen dem Vorfall mit Bonny. Jetzt gehen die ersten Gerüchte um, dass es anscheinend kein Unfall war, sondern Mord. Allerdings will ich darauf nicht näher eingehen und versuchen über schönere Dinge zu berichten. Glücklicherweise ist in dieser Woche einiges passiert, das die Gedanken abschweifen lässt.
Allerdings sind diese Ereignisse wieder teils positive, teils negativ. Diesmal, wie es sich gehört, die schlechten Nachrichten zuerst.
Nachdem Anika regelrecht von hier geflüchtet ist, wird uns auch Denny und Virna verlassen. Allerdings haben sie das schon lange vorher angekündigt. Denny ist neben Björn einer meiner besten Freunde hier geworden. Ich hatte ettliche lustige Stunden an der Rezeption und er ist noch dazu mein Afrikaans Lehrer. Jetzt muss ich mir neben Trudy erneut einen weiteren Lehrer suchen. Erst heute haben wir wieder viel gelacht, da er von seinem Urlaub in Deutschland und Dänemark erzählt hat. Er hat Rosalinde eindrucksvoll von einem Maßkrug berichtet und von Wasserhähnen auf Toiletten, die mit Infrarotsensor funktionieren. Natürlich war das für Einheimische hier alles etwas neues und es war sehr lustig anzusehen, wie sie über Dinge staunen, die für mich selbstverständlich sind. Denny war vom deutschen Bier so angetan, dass er in seinem Urlaub vom Aufstehen um 7 Uhr frühs bis Abends nur Bier getrunken hat. Dementsprechend betrunken muss er dann wohl gewesen sein.
Virna ist seine Freundin und sie arbeitet hier als Flowmanager (dh. sie regelt die Finanzen). Sie hat sich auf die Stelle des Flow Managers bei Joe's Beerhouse in Windhoek beworben und wurde genommen. Joe's Beerhouse ist wohl das bekannteste Restaurant in ganz Windhoek und wird in jedem Reiseführer als "Must See" gepriesen. Diesen Montag am 19. werden die beiden uns schon verlassen. Denny nutzt die Möglichkeit auch einen Job in Windhoek zu finden, da er sich nach einer geregelten Woche sehnt und nichtmehr 4 Wochen am Stück arbeiten will. Er wird hier aufjedenfall fehlen, da er immer gute Stimmung verbreidet hat und immer für einen Spaß zu haben war.
Jetzt hoffe ich umso mehr, dass ich die Woche Ende Oktober frei bekomme, da Björn vorgeschlagen hat, dass wir dann Denny und Virna in Joe's Beerhouse treffen können.
Und weil Virna dann dort schon Managerin ist, springt dabei vielleicht auch was für uns heraus.
Ich bin mir nicht sicher, ob Anja und Jörg über all die Vorfälle hier bescheid wissen, aber sie werden auf jeden Fall geschockt sein, wenn sie aus Deutschland zurückkommen, da in den 5 Wochen doch einiges passiert ist.
Sollte ich die besagte Woche frei bekommen, würde ich bei Björn in Windhoek wohnen können. Da eine Woche Windhoek aber Verschwendung für mich wäre, hat Björn den Vorschlag gemacht, dass wir für 2 oder 3 Tage nach Swakopmund fahren könnten, was natürlich großartig wäre. Swakopmund ist die Touristenstadt in Namibia und sie gleicht einer deutschen Stadt, da sie noch stark von der Kolonialzeit geprägt ist. Ich darf mir allerdings nicht all zu viel Vorfreude genehmigen, da Anja alles mit einem einfachen "NEIN" zu Nichte machen kann. Deshalb lege ich meine Prioritäten zunächst auf das Wochenende auf der Farm von Klyde, der dort die mega Geburtstagsfeier schmeißt.
Doch lass mich von den Träumen und Wünschen der Zukunft auf die brutale Realität des Hier und Jetzt kommen. Vor kurzem habe ich über die Schlangenjagd berichtet, die leider erfolglos war und dass ich mich auf meine erste Begegnung freue. Tja jetzt ist sie gekommen. Ein paar Tage war es her, als Trudi wie vom Blitz getroffen in die Rezeption stürmte und zu Michael nur ein Wort sagte "Slang!" Allen war klar, eine Schlange muss im Restaurant sein. Die Kamera bereits gezückt, eile ich zum Restaurant und erblicke auch gleich den Halbkreis, den die Gäste um die Schlange gebildet haben. Die Schlange hat sich unter einem Tisch außerhalb des Restaurants verschanzt. Ich frage Björn um welche Art es sich handelt und er antwortet "das is ne fockn Cape Cobra, ein Biss und du gehst kacken!" Wie aus Reflex mach ich auf diese Antwort einen Schritt zurück und mache die ersten Schnappschüsse.
Wir diskutierten nun, wie wir die Schlange wieder ins Feld bekommen, da wir dieses eindrucksvolle Geschöpf nicht verletzen wollten. In dem Moment kommt Gabriel mit 2 langen Stöcken an und meint "I will catch it". Wir fragten ihn nur, ob er klar kommt, da der nächste Arzt in Windhoek liegt. Wir einigen uns darauf, dass wir versuchen sie durch Laute zu verscheuchen. Dabei stellen wir uns so, dass der Schlange nur der Weg ins Feld offen steht. Ein Kellner öffnet das Fenst direkt über der Schlange und stößt sie von oben mehrmals an. Die Cobra stellt sich auf, plustert ihren Hals auf und schnappt 2 mal nach dem Stock. Ich war baff von der Schnelligkeit der Cobra und Björn meint dazu nur, dass das lediglich eine Warnung war und sie noch viel schneller ist. Während dieser Aktion hat Gabriel einen Eimer Wasser geholt, das Schlangen Wasser nicht abhaben können.
Mit mehreren Schlägen auf den Boden hinter der Schlange haben wir sie endlich dazu gebracht, dass sie Richtung Feld schlängelt. Kurz bevor sie im Feld verschwunden war, kommt Gabriel noch auf die grandiose Idee den Eimer Wasser hinter ihr herzukippen. Er erwischt sie volle Breitseite und in dem Moment stoppt die Cobra, stellt sich auf und mit einem geschwollenen Hals faucht sie Gabriel an, zum Glück konnte sie kein Gift spucken und ist kurz darauf auch weiter geflüchtet. Es hätte durchaus passieren können, dass sie nochmals umdreht und Gabriel angreift. Letztendlich ist aber alles gut gegangen, die Gäste waren natürlich tierisch aufgedreht (ICH AUCH, musste es aber verheimlichen), haben sich dann aber doch wieder entspannt, da die Begegnung gut ausgegangen ist und zudem die Gäste nun etwas zum erzählen hatten.
Das sollte aber nicht die einzige Begegnung mit dieser Schlange gewesen sein. Ein paar Tage später haben wir sie erneut gesehn, diesmal aber in einem Gästezimmer, was nicht so prickelnd war. Wir stehen nun vor dem Zimmer und wissen nicht, wie wir sie da raus bekommen sollen. Rein will natürlich auch keiner, da sie genau hinter der Tür liegt, also gehen wir zu den Fenstern und machen so viel Krach im Zimmer wie wir können. Es scheint zu funktionieren, die Schlange bewegt sich und schlängelt zunächst weiter ins Zimmer, dann aber zum Glück zur Tür. Da jeder Fluchtweg von den Mitarbeitern versperrt ist, rast sie auf eine Gruppe zu. Wie die wilden brechen sie in Panik aus und suchen das Weite, woraufhin sich die Schlange in einem Busch versteckt. Da sie anscheinend immer wieder zur Lodge zurückkommen wird, beschließen wir sie zu töden. Robert, der Qualitätsmanager (für was es hier alles Manager gibt ist die wahre Pracht) kommt mit dem Poolkäscher angelaufen und schlägt nach der Cobra, bevor sie flüchten kann. Er trifft sie mehrmals am Kopf, was sie außer Gefecht setzt. Leider mussten wir diese letzte Möglichkeit wählen, da sie eine zu große Gefahr für die Gäste darstellte. Jetzt kommt der spaßige Teil der Geschichte. Michael packt die Cobra am Schwanz und trägt sie zur Küche. Er tritt in die Küche, die Schlange neben ihm baumelnd und wirklich alle in der Küche reißen die Augen auf und rennen Richtung Hinterausgang, als ob eine Bombenwarnung ausgerufen wurde. Als sie hinten rausrennen und uns lachen sehen, verstehen sie, dass sie bereits tot sein muss. Michael legt die Schlange in den Küchenhof, kurz darauf fängt sie an sich zu bewegen (quasie wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt). Es sieht richtig beängstigend aus, da sie noch rumschlängelt und jeder, der neu dazu kommt erschreckt sich erstmal, da er eine sich bewegende Schlange sieht. Nachdem ich ein paar Bilder gemacht habe, packt mich die Neugier, ich greif die Schlange beim Schwanz und hebe sie hoch. Währendessen legt sich ihr Schwanz um meine Hand und sie bewegt sich immernoch, ein unglaubliches Gefühl! Wenn man bedenkt, dass in dem Körper immernoch Gift enthalten ist, das einen töden kann, ist mir ehrlich gesagt auch etwas mulmig dabei, aber die Abenteuerlust siegt wie so oft über die Achtsamkeit.
Mein ganz persönlicher Höhepunkt an Tiersichtungen ereignete sich allerdings noch ein Paar Tage später. Wir saßen gemütlich beim Abendessen, als Edward der Manager for Food and Drinks zu uns an den Tisch kommt und aufgeregt von einem mysteriösen Vogel erzählt, der sich hinter der Küche befinden soll. Verwundert über seine Beschreibung schaun wir nach, um welches Tier es sich handelt. Michael geht mit seiner Taschenlampe voraus und bleibt in der Dunkelheit plötzlich stehen. Mit einem erleichterten "ASOOO" gibt er Entwarnung, es ist nur ein Stachelschwein, wobei was heißt "nur". Auch diese irgendwie "süß" aussehenden Wesen können gefährlich werden. In unserem Fall hätte es auch gefährlich werden können, da es schon die Verteidigungsstellung angenommen hat. Es stellt die Stacheln senkrecht nach oben und rasselte damit, um uns zu warnen. Da es zu dunkel ist, können wir kaum erkennen, wie groß es ist (Michael's Lampe ist so gut wie leer). Als ich ein Foto ins Nichts mache, erkennen wir es durch den Blitz für eine Sekunde. Darauf höre ich von hinten nur Björn rufen "Fuck is der Okie gross!" Michael bestätigt diese "Aussage" und dieser Okie IST gross (Okie ist so etwas wie der Tyü oder das Ding). Ich schätze mit aufgestellten Stacheln ca 1 Meter vom Boden aus und 1,30 Meter lang. Jetzt magst du vielleicht denken, dass es dann ja fast wie ein Würfel aussieht, in der Verteidigungsstellung ist das eben auch fast der Fall, dementsprechend lustig ist das Ding auch gelaufen. Es hat nur sehr kleine Füßchen und versucht von uns wegzurennen, da der Schwerpunkt jetzt aber viel weiter oben liegt, schwankt das komplette Tier durch die Gänge und man hört nur das Kratzen der Stacheln an den Wänden, weil es so breit ist, dass es kaum durch die Gänge passt. Erst am nächsten Tag konnte ich auf den Bildern genau erkennen, wie es ausgesehn hat. Diese Stachelschweine sehen eigentlich sehr schön aus, da die Stacheln komplett gestreift sind und am Kopf hat es lange Haare, die wie eine Dauerwelle nach oben stehen. Das ist vielleicht ein Grund, warum Jörg es angeblich töten möchte, um die wunderschönen Stachel als Deko zu verwenden, wie es hier in der ganzen Lodge schon der Fall ist.
Auf dem Weg zu unseren Zimmer haben es Björn und ich nochmal gesehen. Diesmal aber im Licht und ich muss sagen, dass diese Tiere wirklich schön sind. Wir haben noch zugeschaut, wie es durch die Anlage geschwankt und schließlich in der Dunkel verschwunden ist. Nach den ganzen Aufregungen muss ich mich erstmal ausruhen. Deshalb mach ich mich jetzt ins Bett. Nur noch mein Handtuch von der Türschwelle nehmen, das ungebetene Gäste davon abhalten soll unter meiner Tür durchzukriechen und dann in die Heija. Doch was kitzelt mich da an der Hand? Wie eine Kugel schießt mir das Wort durch den Kopf, "SKORPION!" Ich schmeiße das Handtuch in die Ecke, streife mir vor Ekel und Panik die Arme und Hände ab und blicke hektisch umher. Ich erkenne nur wie mein Gast um die Ecke ins Bad huscht und der Okie war ebenfalls GROSS. Vorsichtig blicke ich um die Ecke ins Bad, in dem Moment durchströmt mich ein Gefühl der Erleichterung und gleichzeitig ein Gefühl größten Ekels. Es handelt sich zum Glück nicht um einen Skorpion, sondern um eine Weizenspinne. Wie wild rennt sie durch mein Zimmer und ich schmeiße mit meinem Schuh nach ihr. Nachdem ich sie nach mehreren Versuchen nicht erwischt habe, nimmt sie direkten Kolisionskurs auf meinen Fuß. Ich halte kurz ein, ziele und "KNACK!" Volltreffer. Ich hebe mein Bein und sehe, wie sie noch kurz zuckt, dann aber keinen Mucks mehr macht. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit auf einem Bild den Größenvergleich zu machen. Ich lege meine Hand neben die Spinne und schieße einige Fotos. Mit ausgestreckten Beinen ist sie so groß wie meine Hand, wenn nicht sogar größer. Da jetzt Haustier Nr 6? Ich hab schon ganrichtmehr mitgezählt, entfernt ist, kann ich endlich zur Ruhe kommen.
Somit ein sehr erholsames gute Nacht Namibia, Julian.
Die Stimmung ist immernoch gedrückt wegen dem Vorfall mit Bonny. Jetzt gehen die ersten Gerüchte um, dass es anscheinend kein Unfall war, sondern Mord. Allerdings will ich darauf nicht näher eingehen und versuchen über schönere Dinge zu berichten. Glücklicherweise ist in dieser Woche einiges passiert, das die Gedanken abschweifen lässt.
Allerdings sind diese Ereignisse wieder teils positive, teils negativ. Diesmal, wie es sich gehört, die schlechten Nachrichten zuerst.
Nachdem Anika regelrecht von hier geflüchtet ist, wird uns auch Denny und Virna verlassen. Allerdings haben sie das schon lange vorher angekündigt. Denny ist neben Björn einer meiner besten Freunde hier geworden. Ich hatte ettliche lustige Stunden an der Rezeption und er ist noch dazu mein Afrikaans Lehrer. Jetzt muss ich mir neben Trudy erneut einen weiteren Lehrer suchen. Erst heute haben wir wieder viel gelacht, da er von seinem Urlaub in Deutschland und Dänemark erzählt hat. Er hat Rosalinde eindrucksvoll von einem Maßkrug berichtet und von Wasserhähnen auf Toiletten, die mit Infrarotsensor funktionieren. Natürlich war das für Einheimische hier alles etwas neues und es war sehr lustig anzusehen, wie sie über Dinge staunen, die für mich selbstverständlich sind. Denny war vom deutschen Bier so angetan, dass er in seinem Urlaub vom Aufstehen um 7 Uhr frühs bis Abends nur Bier getrunken hat. Dementsprechend betrunken muss er dann wohl gewesen sein.
Virna ist seine Freundin und sie arbeitet hier als Flowmanager (dh. sie regelt die Finanzen). Sie hat sich auf die Stelle des Flow Managers bei Joe's Beerhouse in Windhoek beworben und wurde genommen. Joe's Beerhouse ist wohl das bekannteste Restaurant in ganz Windhoek und wird in jedem Reiseführer als "Must See" gepriesen. Diesen Montag am 19. werden die beiden uns schon verlassen. Denny nutzt die Möglichkeit auch einen Job in Windhoek zu finden, da er sich nach einer geregelten Woche sehnt und nichtmehr 4 Wochen am Stück arbeiten will. Er wird hier aufjedenfall fehlen, da er immer gute Stimmung verbreidet hat und immer für einen Spaß zu haben war.
Jetzt hoffe ich umso mehr, dass ich die Woche Ende Oktober frei bekomme, da Björn vorgeschlagen hat, dass wir dann Denny und Virna in Joe's Beerhouse treffen können.
Und weil Virna dann dort schon Managerin ist, springt dabei vielleicht auch was für uns heraus.
Ich bin mir nicht sicher, ob Anja und Jörg über all die Vorfälle hier bescheid wissen, aber sie werden auf jeden Fall geschockt sein, wenn sie aus Deutschland zurückkommen, da in den 5 Wochen doch einiges passiert ist.
Sollte ich die besagte Woche frei bekommen, würde ich bei Björn in Windhoek wohnen können. Da eine Woche Windhoek aber Verschwendung für mich wäre, hat Björn den Vorschlag gemacht, dass wir für 2 oder 3 Tage nach Swakopmund fahren könnten, was natürlich großartig wäre. Swakopmund ist die Touristenstadt in Namibia und sie gleicht einer deutschen Stadt, da sie noch stark von der Kolonialzeit geprägt ist. Ich darf mir allerdings nicht all zu viel Vorfreude genehmigen, da Anja alles mit einem einfachen "NEIN" zu Nichte machen kann. Deshalb lege ich meine Prioritäten zunächst auf das Wochenende auf der Farm von Klyde, der dort die mega Geburtstagsfeier schmeißt.
Doch lass mich von den Träumen und Wünschen der Zukunft auf die brutale Realität des Hier und Jetzt kommen. Vor kurzem habe ich über die Schlangenjagd berichtet, die leider erfolglos war und dass ich mich auf meine erste Begegnung freue. Tja jetzt ist sie gekommen. Ein paar Tage war es her, als Trudi wie vom Blitz getroffen in die Rezeption stürmte und zu Michael nur ein Wort sagte "Slang!" Allen war klar, eine Schlange muss im Restaurant sein. Die Kamera bereits gezückt, eile ich zum Restaurant und erblicke auch gleich den Halbkreis, den die Gäste um die Schlange gebildet haben. Die Schlange hat sich unter einem Tisch außerhalb des Restaurants verschanzt. Ich frage Björn um welche Art es sich handelt und er antwortet "das is ne fockn Cape Cobra, ein Biss und du gehst kacken!" Wie aus Reflex mach ich auf diese Antwort einen Schritt zurück und mache die ersten Schnappschüsse.
Wir diskutierten nun, wie wir die Schlange wieder ins Feld bekommen, da wir dieses eindrucksvolle Geschöpf nicht verletzen wollten. In dem Moment kommt Gabriel mit 2 langen Stöcken an und meint "I will catch it". Wir fragten ihn nur, ob er klar kommt, da der nächste Arzt in Windhoek liegt. Wir einigen uns darauf, dass wir versuchen sie durch Laute zu verscheuchen. Dabei stellen wir uns so, dass der Schlange nur der Weg ins Feld offen steht. Ein Kellner öffnet das Fenst direkt über der Schlange und stößt sie von oben mehrmals an. Die Cobra stellt sich auf, plustert ihren Hals auf und schnappt 2 mal nach dem Stock. Ich war baff von der Schnelligkeit der Cobra und Björn meint dazu nur, dass das lediglich eine Warnung war und sie noch viel schneller ist. Während dieser Aktion hat Gabriel einen Eimer Wasser geholt, das Schlangen Wasser nicht abhaben können.
Mit mehreren Schlägen auf den Boden hinter der Schlange haben wir sie endlich dazu gebracht, dass sie Richtung Feld schlängelt. Kurz bevor sie im Feld verschwunden war, kommt Gabriel noch auf die grandiose Idee den Eimer Wasser hinter ihr herzukippen. Er erwischt sie volle Breitseite und in dem Moment stoppt die Cobra, stellt sich auf und mit einem geschwollenen Hals faucht sie Gabriel an, zum Glück konnte sie kein Gift spucken und ist kurz darauf auch weiter geflüchtet. Es hätte durchaus passieren können, dass sie nochmals umdreht und Gabriel angreift. Letztendlich ist aber alles gut gegangen, die Gäste waren natürlich tierisch aufgedreht (ICH AUCH, musste es aber verheimlichen), haben sich dann aber doch wieder entspannt, da die Begegnung gut ausgegangen ist und zudem die Gäste nun etwas zum erzählen hatten.
Das sollte aber nicht die einzige Begegnung mit dieser Schlange gewesen sein. Ein paar Tage später haben wir sie erneut gesehn, diesmal aber in einem Gästezimmer, was nicht so prickelnd war. Wir stehen nun vor dem Zimmer und wissen nicht, wie wir sie da raus bekommen sollen. Rein will natürlich auch keiner, da sie genau hinter der Tür liegt, also gehen wir zu den Fenstern und machen so viel Krach im Zimmer wie wir können. Es scheint zu funktionieren, die Schlange bewegt sich und schlängelt zunächst weiter ins Zimmer, dann aber zum Glück zur Tür. Da jeder Fluchtweg von den Mitarbeitern versperrt ist, rast sie auf eine Gruppe zu. Wie die wilden brechen sie in Panik aus und suchen das Weite, woraufhin sich die Schlange in einem Busch versteckt. Da sie anscheinend immer wieder zur Lodge zurückkommen wird, beschließen wir sie zu töden. Robert, der Qualitätsmanager (für was es hier alles Manager gibt ist die wahre Pracht) kommt mit dem Poolkäscher angelaufen und schlägt nach der Cobra, bevor sie flüchten kann. Er trifft sie mehrmals am Kopf, was sie außer Gefecht setzt. Leider mussten wir diese letzte Möglichkeit wählen, da sie eine zu große Gefahr für die Gäste darstellte. Jetzt kommt der spaßige Teil der Geschichte. Michael packt die Cobra am Schwanz und trägt sie zur Küche. Er tritt in die Küche, die Schlange neben ihm baumelnd und wirklich alle in der Küche reißen die Augen auf und rennen Richtung Hinterausgang, als ob eine Bombenwarnung ausgerufen wurde. Als sie hinten rausrennen und uns lachen sehen, verstehen sie, dass sie bereits tot sein muss. Michael legt die Schlange in den Küchenhof, kurz darauf fängt sie an sich zu bewegen (quasie wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt). Es sieht richtig beängstigend aus, da sie noch rumschlängelt und jeder, der neu dazu kommt erschreckt sich erstmal, da er eine sich bewegende Schlange sieht. Nachdem ich ein paar Bilder gemacht habe, packt mich die Neugier, ich greif die Schlange beim Schwanz und hebe sie hoch. Währendessen legt sich ihr Schwanz um meine Hand und sie bewegt sich immernoch, ein unglaubliches Gefühl! Wenn man bedenkt, dass in dem Körper immernoch Gift enthalten ist, das einen töden kann, ist mir ehrlich gesagt auch etwas mulmig dabei, aber die Abenteuerlust siegt wie so oft über die Achtsamkeit.
Mein ganz persönlicher Höhepunkt an Tiersichtungen ereignete sich allerdings noch ein Paar Tage später. Wir saßen gemütlich beim Abendessen, als Edward der Manager for Food and Drinks zu uns an den Tisch kommt und aufgeregt von einem mysteriösen Vogel erzählt, der sich hinter der Küche befinden soll. Verwundert über seine Beschreibung schaun wir nach, um welches Tier es sich handelt. Michael geht mit seiner Taschenlampe voraus und bleibt in der Dunkelheit plötzlich stehen. Mit einem erleichterten "ASOOO" gibt er Entwarnung, es ist nur ein Stachelschwein, wobei was heißt "nur". Auch diese irgendwie "süß" aussehenden Wesen können gefährlich werden. In unserem Fall hätte es auch gefährlich werden können, da es schon die Verteidigungsstellung angenommen hat. Es stellt die Stacheln senkrecht nach oben und rasselte damit, um uns zu warnen. Da es zu dunkel ist, können wir kaum erkennen, wie groß es ist (Michael's Lampe ist so gut wie leer). Als ich ein Foto ins Nichts mache, erkennen wir es durch den Blitz für eine Sekunde. Darauf höre ich von hinten nur Björn rufen "Fuck is der Okie gross!" Michael bestätigt diese "Aussage" und dieser Okie IST gross (Okie ist so etwas wie der Tyü oder das Ding). Ich schätze mit aufgestellten Stacheln ca 1 Meter vom Boden aus und 1,30 Meter lang. Jetzt magst du vielleicht denken, dass es dann ja fast wie ein Würfel aussieht, in der Verteidigungsstellung ist das eben auch fast der Fall, dementsprechend lustig ist das Ding auch gelaufen. Es hat nur sehr kleine Füßchen und versucht von uns wegzurennen, da der Schwerpunkt jetzt aber viel weiter oben liegt, schwankt das komplette Tier durch die Gänge und man hört nur das Kratzen der Stacheln an den Wänden, weil es so breit ist, dass es kaum durch die Gänge passt. Erst am nächsten Tag konnte ich auf den Bildern genau erkennen, wie es ausgesehn hat. Diese Stachelschweine sehen eigentlich sehr schön aus, da die Stacheln komplett gestreift sind und am Kopf hat es lange Haare, die wie eine Dauerwelle nach oben stehen. Das ist vielleicht ein Grund, warum Jörg es angeblich töten möchte, um die wunderschönen Stachel als Deko zu verwenden, wie es hier in der ganzen Lodge schon der Fall ist.
Auf dem Weg zu unseren Zimmer haben es Björn und ich nochmal gesehen. Diesmal aber im Licht und ich muss sagen, dass diese Tiere wirklich schön sind. Wir haben noch zugeschaut, wie es durch die Anlage geschwankt und schließlich in der Dunkel verschwunden ist. Nach den ganzen Aufregungen muss ich mich erstmal ausruhen. Deshalb mach ich mich jetzt ins Bett. Nur noch mein Handtuch von der Türschwelle nehmen, das ungebetene Gäste davon abhalten soll unter meiner Tür durchzukriechen und dann in die Heija. Doch was kitzelt mich da an der Hand? Wie eine Kugel schießt mir das Wort durch den Kopf, "SKORPION!" Ich schmeiße das Handtuch in die Ecke, streife mir vor Ekel und Panik die Arme und Hände ab und blicke hektisch umher. Ich erkenne nur wie mein Gast um die Ecke ins Bad huscht und der Okie war ebenfalls GROSS. Vorsichtig blicke ich um die Ecke ins Bad, in dem Moment durchströmt mich ein Gefühl der Erleichterung und gleichzeitig ein Gefühl größten Ekels. Es handelt sich zum Glück nicht um einen Skorpion, sondern um eine Weizenspinne. Wie wild rennt sie durch mein Zimmer und ich schmeiße mit meinem Schuh nach ihr. Nachdem ich sie nach mehreren Versuchen nicht erwischt habe, nimmt sie direkten Kolisionskurs auf meinen Fuß. Ich halte kurz ein, ziele und "KNACK!" Volltreffer. Ich hebe mein Bein und sehe, wie sie noch kurz zuckt, dann aber keinen Mucks mehr macht. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit auf einem Bild den Größenvergleich zu machen. Ich lege meine Hand neben die Spinne und schieße einige Fotos. Mit ausgestreckten Beinen ist sie so groß wie meine Hand, wenn nicht sogar größer. Da jetzt Haustier Nr 6? Ich hab schon ganrichtmehr mitgezählt, entfernt ist, kann ich endlich zur Ruhe kommen.
Somit ein sehr erholsames gute Nacht Namibia, Julian.
Freitag, 16. Oktober 2009
31. August
31. August:
Heute Morgen wurde ich von Azalia abgeholt, mit der ich bereits in Deutschland e-mailkontakt hatte.
Mir wurde Erno und Miriam vorgestellt, executive manager und marketing Leiterin. Nachdem ich von beiden über den Ablauf meines Transportes zur lodge informiert wurde, ging es zum shoppen in die Stadt. Allein dort unterwegs zu sein, ist allerdings alles andere als amüsant. Ständig wird man von Verkäufern angesprochen, ob man nicht etwas kaufen möchte. Sobald man etwas zu Essen in der Hand hält, kommen Kinder auf einen zu, die darum betteln etwas abzubekommen. Im Vergleich zu Deutschland ist das shoppen auch zeitaufwändiger, da alle Geschäfte in Malls gestopft sind und somit Menschenmassen sich durch die Gänge drängeln und endlose Schlangen an den Kassen bilden.
Doch der Stress beim Einkaufen ist durch den Anblick der wundervollen Prakanlagen bereits vergessen. Rießige Palmen, verspielte Brunnen und farbenfrohe Blumen laden dazu ein, einfach eine Ruhepause auf dem weichen Gras einzulegen, das man hier als eingefleischter Landbursche viel zu selten zu Geischt bekommt.
Auf dem Rückweg mit dem hoteleigenen shuttleservice wird mir folgende Frage vom Fahrer gestellt: „Wo genau kommstn her aus Franken?“ So klein die Welt doch ist, werde ich von einem Nürnberger, der bereits 4 Jahre in Namibia wohnt, zurück zum Hotel gebracht.
Wieder im Hotel mache ich das sinnvollste, was man in der Nachmittagshitze machen kann, ein Schläfchen. Gut erholt geht es zum überragendem Buffet, das mit einer kulinarischen Vielfalt glänzt, dass man nicht weiß, wo man beginnen soll. Zum ebenfalls sehr schmackhaften Essen darf das richtige Getränk natürlich nicht fehlen, also nehme ich mir die Bierkarte vor. Die Auswahl, ein Bier, das Windhoek Lager Bier. Somit fällt die Wahl nicht sonderbar schwer, zu meiner Zufriedenheit steht das namibische Bier dem deutschen in nichts nach.
Nach dem Essen zieh ich mich zurück in mein Zimmer, das schlicht, aber gemütlich eingerichtet ist und eine wundervolle Terasse besitzt. Ich denke über den morgigen Tag und über meine Zeit im Praktikum nach, ich bin nervös, besorgt, wie es wohl wird, aber zugleich voller Vorfreude auf die wundervolle Landschaft, die mich erwartet. Im team der Namib Desert Lodge sind 3 Deutsche, deshalb hoffe ich, dass mein Englisch nicht zu kurz kommt. Allerdings ist es auch eine Erleichterung, da das ständige Englisch auf Dauer anstrengend wird, da es oft sehr schwierig ist, die Einheimischen zu verstehen und man sich ständig konzentrieren muss. Deshalb beende ich hiermit auch meinen Eintrag und geh schlafen, denn morgen steht eine aufreibende Fahrt über 300 Km durch die Wüste an und dafür muss man fit sein.
Gute Nacht Namibia, Julian.
Heute Morgen wurde ich von Azalia abgeholt, mit der ich bereits in Deutschland e-mailkontakt hatte.
Mir wurde Erno und Miriam vorgestellt, executive manager und marketing Leiterin. Nachdem ich von beiden über den Ablauf meines Transportes zur lodge informiert wurde, ging es zum shoppen in die Stadt. Allein dort unterwegs zu sein, ist allerdings alles andere als amüsant. Ständig wird man von Verkäufern angesprochen, ob man nicht etwas kaufen möchte. Sobald man etwas zu Essen in der Hand hält, kommen Kinder auf einen zu, die darum betteln etwas abzubekommen. Im Vergleich zu Deutschland ist das shoppen auch zeitaufwändiger, da alle Geschäfte in Malls gestopft sind und somit Menschenmassen sich durch die Gänge drängeln und endlose Schlangen an den Kassen bilden.
Doch der Stress beim Einkaufen ist durch den Anblick der wundervollen Prakanlagen bereits vergessen. Rießige Palmen, verspielte Brunnen und farbenfrohe Blumen laden dazu ein, einfach eine Ruhepause auf dem weichen Gras einzulegen, das man hier als eingefleischter Landbursche viel zu selten zu Geischt bekommt.
Auf dem Rückweg mit dem hoteleigenen shuttleservice wird mir folgende Frage vom Fahrer gestellt: „Wo genau kommstn her aus Franken?“ So klein die Welt doch ist, werde ich von einem Nürnberger, der bereits 4 Jahre in Namibia wohnt, zurück zum Hotel gebracht.
Wieder im Hotel mache ich das sinnvollste, was man in der Nachmittagshitze machen kann, ein Schläfchen. Gut erholt geht es zum überragendem Buffet, das mit einer kulinarischen Vielfalt glänzt, dass man nicht weiß, wo man beginnen soll. Zum ebenfalls sehr schmackhaften Essen darf das richtige Getränk natürlich nicht fehlen, also nehme ich mir die Bierkarte vor. Die Auswahl, ein Bier, das Windhoek Lager Bier. Somit fällt die Wahl nicht sonderbar schwer, zu meiner Zufriedenheit steht das namibische Bier dem deutschen in nichts nach.
Nach dem Essen zieh ich mich zurück in mein Zimmer, das schlicht, aber gemütlich eingerichtet ist und eine wundervolle Terasse besitzt. Ich denke über den morgigen Tag und über meine Zeit im Praktikum nach, ich bin nervös, besorgt, wie es wohl wird, aber zugleich voller Vorfreude auf die wundervolle Landschaft, die mich erwartet. Im team der Namib Desert Lodge sind 3 Deutsche, deshalb hoffe ich, dass mein Englisch nicht zu kurz kommt. Allerdings ist es auch eine Erleichterung, da das ständige Englisch auf Dauer anstrengend wird, da es oft sehr schwierig ist, die Einheimischen zu verstehen und man sich ständig konzentrieren muss. Deshalb beende ich hiermit auch meinen Eintrag und geh schlafen, denn morgen steht eine aufreibende Fahrt über 300 Km durch die Wüste an und dafür muss man fit sein.
Gute Nacht Namibia, Julian.
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