Letzte Oktoberwoche.
Die Woche meines gewünschten Urlaubs bricht an. In Gedanken bin ich immer wieder durchgegangen wie viele Leute an der Rezeption und an der Bar sind, wenn ich nicht da bin und ob es genug sind, dass ich gehen darf. An der Bar ist zur Zeit nur Ambole und ich und an der Rezeption nur Melani, es sieht bis jetzt also seeehr schlecht für mich aus. Wegen der Unterbesetzung beginne ich am Montag und Dienstag schon ab 12 Uhr mittags in der Bar. Da Ambole an beiden Abenden zum Sundowner Drive raus muss, bin ich der einzige an der Bar, dh ich arbeite an beiden Tagen 12 Stunden ohne Pause.
Dann ist es endlich Mittwoch, Ingrid kommt heute zurück, sodass wir wieder 3 an der Bar sind. Doch zu früh gefreut. Björn kommt mit der Nachricht, dass Ingrid im Krankenhaus liegt (wegen einem eingerissenen Zehnagel). Ich muss mir meine Wut unterdrücken, da ich deshalb wieder länger arbeiten muss und die Chance auf meinen Urlaub schwindend gering wird. Anja und Jörg arbeiten seit heute wieder und ich trau mich kaum Anja um Erlaubnis zu fragen. Mit mieser Laune und fester Mimik stehe ich an der Bar und starre den Dienstplan an. Dann seh ich wie Anja auf mich zukommt und ich dachte mir, jetzt musst du sie fragen! Ich geh auf sie zu und erklär ihr, was Björn und ich vorhaben und wie wichtig es mir ist. Ich habe fast das stottern begonnen, weil ich nicht wusste, wie ich mich ausdrücken soll. Doch ohne zu zögern meint Anja, dass es kein Problem sein sollte, solange wir bis Sonntag wieder zurück sind. Mit offenem Mund und dem Herz in der Hose schaue ich sie an und dachte mir, dass das irgendwie zu einfach war. Die ganzen Tage des Zweifelns und Kopfzerbrechens waren also umsonst. Kurze Zeit später kommt Björn auf mich zu und bestätigt mir nochmal, dass ich morgen wirklich fahren darf. Mit einer unglaublichen Arbeitsmoral gehe ich zurück an die Bar und gleich heißt es PACKEN!
Donnerstag Morgen 7 Uhr Abfahrt! Wir machen uns auf den Weg zur Farm von Klyde. Auf die Fahrt hab ich mich genauso gefreut wie auf die Feier selbst. Nach einigen Minuten sind wir bereits im Naukluftgebirge und ich schau mir mit noch verschlafenen Augen die unglaublichen Formen der Berge an. Da es kurz nach Sonnenaufgang ist, herrscht im Gebirge ein spektakuläres Schattenspiel, was einen nur noch mehr staunen lässt. Aus dem Gebirge heraußen fahren wir Richtug Kalahariwüste. Als wir einen langegezogenen Hügel hinauffahren sagt Björn zu mir, "Check die Landschaft hinter dem Hügel" und ich hab sie gecheckt. Die Kalahari erstreckt sich in ihrer ganzen Schönheit vor unseren Füßen. Da es eine Halbwüste ist, wachsen hier viel mehr Bäume und Sträucher. Der Blick geht bis zum Horizont und die Weite kann man sich kaum vorstellen. Die Bäume werden immer kleiner und irgendwann sieht es nur noch aus wie schwarze tupfer in der roten Erde. Kurz darauf kommen wir in der ersten Stadt an, Maltahöhe. Björn muss tanken und ich brauch Alkohol! In der Tankstelle hol ich mir meinen ersten Sixer. Mit einem eiskalten Bier in der Hand geht die Fahrt weiter, es ist halb 9 morgens. In Marienthal, der nächsten Stadt, kaufe ich dann den Alkhol, den ich am Wochenende trinken will. Komplett versorgt und voller Vorfreude geht der Weg weiter durch die Kalahari. Vom ganzen Staunen wird man verdammt durstig, wodurch der Biervorrat rapide abnimmt. Es wird Zeit, dass wir bei der Farm ankommen! Nachdem wir an Stampriet, der letzten Stadt, vorbei sind beginnt wieder die Sandpiste.
Nun kann Björn auch endlich anfangen zu trinken. Mit dem ersten Bier in der Hand heißt es noch 40 Km Sandpiste bewältigen. Dank Björns Heckantrieb haben wir verdammt viel Spaß auf dem Weg, da wir durch jede Kurve driften und eine rießen Staubwolke hinter uns herziehen. Dann sehen wir endlich das Schild der Farm. Ich öffne das Tor und wir betreten das Farmgelände. Vor uns liegen die kupferroten Dünen, die wir noch bezwingen müssen, bevor wir am Haus ankommen. Mit durchdrehenden Reifen und Vollgas brettert Björn die Düne hoch um nicht steckenzubleiben. Das Problem dabei ist, dass man nicht weiß, wie es nach der Düne weitergeht. Jede Düne wird mit angehaltenem Atem bezwungen und sobald man sieht wie es weiter geht, kann man wieder durchschnaufen. Typisch für die Kalahariwüste ist das konstante Auf und Ab zwischen den einzelnen Dünen, wodurch man nach jeder Düne in ein neues Thal blickt, wobei eines schöner als das andere ist. Dann nach 10 Minuten Fahrt sehen wir das Farmhaus als wir über die Düne schießen. Um das Famnhaus scharen sich hunderte Schafe und Ziegen vereinzelt dann noch Rinder und Pferde. Den ersten Tag sind wir alleine hier mit Andrea und Hendrik, den Inhabern. Als erstes erkunden wir das ganze Haus, was sehr groß ist und dann kommen wir in den Garten. Umgeben von Sand stehen wir auf einem dichten grünen Rasen, umgeben mit Palmen und bunten Blumen, in der Ecke sogar ein Swimmingpool. Ich muss mir die Augen reiben um zu glauben auf was für einer Oase wir gelandet sind. Beim Mittagessen unterhalten wir uns mit Hendrik und Andrea über die Farm. Mit meinen Hunderten lag ich falsch, da sie hier auf der Farm 4000 Schafe haben und um die 1000 Ziegen. Für einen Deutschen Bauer wohl unvorstellbar. Was ebenfalls unvorstellbar ist, ist die Größe der Farm. 5600 Hektar, die alleine Hendrik gehören. Das ist ca ein Gebiet, wie die Fläche zwischen Sulzthal über Ramsthal, Wirmsthal nach Euerdorf und vermutlich noch größer. Am Nachmittag haben wir eine Fahrt durch das Farmgebiet unternommen. Da vorne nur 2 Plätze sind, muss ich mich hinten auf die Ladefläche stellen. Hendrik schießt mit 80 über die Dünen und ich steh hinten mit zusammengekniffenen Augen. Schließlich kommen wir an einem speziellen Baum an, dessen Wurzeln so gewachsen sind, dass es eine Bank ergibt. Wir nehmen Platz und genießen das nächste Bier. Mittlerweile ist es ca. das 10. sonst hät ich mich vermutlich auch nicht hinten drauf gestellt. Hendrik fragt uns, ob wir Lust auf eine richtige Dünenfahrt oben auf den Dünen entlang haben. Ohne zu zögern springen wir auf den Jeep und los gehts. Wir driften um Büschel, an Bäumen vorbei, die Dünen hoch und runter. Das nenn ich mal Spaß haben! Nach einigen Mannövern auf den Dünen und an den Hängen sind Björn und ich davon überzeugt, dass es Hendrik richtig drauf hat Offroad zu fahren.
Zurück an der Farm sind Björn und ich etwas geschlaucht, zum einen von der Padd(Fahrt) zum anderen von den mittlerweile 12 Bieren. Aus dem Grund legen wir uns erstmal auf die Couch und schaun Tv, ja du liest richtig, ich kann nach 8 Wochen endlich wieder mal gemütlich Tv schaun, was für ein Gefühl. Viel mehr haben wir an diesem Tag dann auch nichtmehr unternommen und sind früh ins Bett, um mit Klyde und den anderen ordentlich Party machen zu können.
Am nächsten Tag ist es endlich soweit und Klyde trifft ein zusammen mit 4 anderen. Ich lern alle erstmal kennen und wer häts gedacht, bis auf ein Mädchen können alle perfekt deutsch.
Das interessante ist, dass sich alle aber meistens auf englisch unterhalten. Zwischendurch kommen dann ein paar Sätze in deutsch, dann auch mal Afrikaans, sehr verwunderlich, aber amüsant. Nachdem alle ihre Zelte aufgebaut haben wird erstmal richtig gebreyt, wenn man hier grillen sagt, bekommt man eine ins Gesicht. Hendrik kommt mit einem kompletten Gerippe von einem Schaf und und knallt es auf den Grill. Ich schätze das Ding mal auf so 2 Kg Fleisch. Dank den Breykünsten von Shawn haben wir alle köstlich gespeist und hatten die Grundlage für das folgende Besäufnis. Nach 8 Wochen Arbeit kann man ruhig mal so direkt reden, es war einfach wieder mal nötig richtig die Sau rauszulassen und zu entspannen. Dementsprechend haben wir dann auch bis 4 Uhr gefeiert. Zwischendurch musste ich Björn ins Bett bringen, da er kaum noch laufen konnte. Als er aufsteht und um die Ecke läuft, fängt er plötzlich an zu rennen und springt über die Mauer in den Garten. Dort streckt es ihn quer aufs Fressbrett. Doch er bleibt liegen und schläft auf dem Rasen einfach wieder ein. Ich heb ihn wieder auf und schmeiß ihn ins Bett. Genauso wie er ins Bett gefallen ist, liegt er am nächsten Morgen auch noch. Mit einem rießen Baberlas (Kater) sitzen wir zusammen beim Frühstück. Doch die ersten Kronkorcken ploppen schonwieder von Bierhälsen und es geht weiter! Den Tag über unternehmen wir mit allen die gleiche Tour, die wir einen Tag zuvor schon alleine mit Hendrik gemacht haben. Erneut läd uns Hendrik zur Dünenfahrt ein. Diesmal sind wir aber 8 Leute auf der Ladefläche. Darunter 4 Mädls, wodurch die ganze Fahrt noch lustiger war. Wie die wilden kreischen sie rum und halten sich verzweifelt an uns fest.
Durchgeschüttelt und von der Sonne aufgebrannt kommen wir zur Farm zurück und nun ist relaxen am Pool angesagt. Nun sieht man alle Mädls endlich in Badesachen, auch das darf ich schreiben, weil ich 8 Wochen lang nur Gammelfleisch anschaun durfte! Wir liegen unter den Palmen und genießen einfach den Tag. Das ist ein Leben hier, einfach wahnsinn. Ich genieße jeden Moment hier an der Farm und kann garnichtmehr aufhören zu grinsen. Es ist einfach wunderschön hier und das ganze noch mit so netten, lustigen und auch noch so schönen weiblichen Gästen zu teilen ist die Krönung. Am Nachmittag war dann das Finale im südafrikanischen Rugbypokal, worauf alle hier schon sehr gespannt waren. Das Wohnzimmer wurde also zum Rugbystadion umfunktioniert. Da Fans beider Mannschaften anwesend waren, gab es eine rießen Schreierei wenn die jeweilige Mannschaft den Ball hatte. Ich saß nur auf dem Sofa und hab genossen, wie sich die Leute freuen, aufregen und Spaß haben. Es war vergleichbar mit dem WM-Studio bei Kurmet in der Scheune.
Der 2. Abend ist angebrochen und die 2. Flasche Rum wird geöffnet. Ich trinke meinen Rum zusammen mit Björns Vater, der ebenfalls Björn heißt, also Björn Junior und Senior. Björn Senior ist exakt genauso wie sein Sohn, dass er nebenbei ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt ist, kann ich an diesem Wochenende eigentlich nicht glauben. Er läuft mit Badeshorts herum, die auf halb 8 hängen und betrinkt sich mit uns, das war das perfekte Beispiel, um den Leuten hier zu erklären, was wir in Sulzthal lässich nennen. Lustigerweise nennt er mich immer nur "DEUTSCHER!" und sagt ständig " DEUTSCHER! du musst essen, DEUTSCHER! du musst trinken", einfach ein verdammt lässicher Mensch! An diesem Abend haben wir mit Trinkspielen begonnen, was die ganze Stimmung noch besser gemacht hat. Da das heimische Ring of Fire meiner Meinung nach immernoch mit Abstand das lustigste Trinkspiel ist, habe ich den Namibiern gleich mal erklärt, wie es geht. Für ihren Geschmack war das allerdings etwas zu viel trinken, weshalb wir bei ihrem Spiel geblieben sind.
Da es ohne Musik aber auf Dauer etwas ruhig wurde, hat Hagen sein Auto vorgefahren. Er war hier mit einem VW Käfer, ja du liest richtig, er ist mit diesem Käfer über die Sanddünen gebretter, dass es gut geht. Hinter der Sitzbank liegt dann die Anlage, ein 9 Inch 800 Watt subwoofer. Ich war Käfer am Steuer gesessen und Hagen hat die Anlage aufgedreht, ich kann dir sagen, das ist ein geiles Gefühl. Massagesessel sind ein Witz dagegen. Da das ganze noch in einem Käfer war, kann es kaum noch getoppt werden. Jetzt war die Feier voll im Gang und alle hatten einen heiden Spaß. Zwischendrin gab es dann noch etwas Zoff, wegen einer Beziehungsgeschichte, aber ich wollte mir deswegen die Stimmung nicht vermießen lassen und hab weitergemacht. Wie immer verstreicht die Zeit umso schneller je mehr Spaß man hat und so auch hier. Ruck Zuck war der nächste Morgen angebrochen und somit der Tag der Abreise. Ein letztes gemeinsames Frühstück und dann mussten alle auch schon aufbrechen, da es eine lange Rückfahrt wird. Ich verabschiede mich von allen und hoffe, dass ich sie nochmal in Windhoek treffe, weil die Leute hier echt super sind! Im Konvoy machen wir uns dann auf den Weg. Vor uns fährt Hagen und kaum auf der Sandpiste angekommen, fangen alle an zu spielen. Jeder lässt sein Heck ausbrechen und wir sliden über die Piste. Dementsprechend hat es auch gestaubt! Ein letzter Halt an der nächsten Tankstelle und dann trennen sich unsere Wege, da alle Richtung Windhoek fahren bis auf uns.
Ich genieße erneut die unendlichen Weiten der Wüste auf der Rückfahrt und bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass das Wochenende schon vorbei ist. Was allerdings gut ist, ist die Tatsache, dass Björn Dank Anja wieder an der Lodge arbeiten darf, wodurch wir zusammen nach Windhoek können und es nicht langweilig auf der Lodge wird. Nun habe ich knapp 2 Stunden mit meinem Bericht verbracht und freu mich auf das Essen, das es gleich gibt. Das hier war ein Weekend Special Bericht, ich hoffe er hat dir gefallen.
Ich schließe meine Aufzeichnungen mit einem guten Appetit und einer wundervollen Nacht Namibia, Julian.
Dienstag, 3. November 2009
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