2. Hälfte Oktober.
Mit einem ausgiebigen Strecken beginne ich den Tag und mach mich für meinen Dienst fertig. Doch ab heute sollte es anders werden. Nicht weil ich ab heute in der Bar arbeiten darf, sondern weil das Wetter immer sommerlicher wird. Warum ich das jetzt schon merke? Nun ja der erste Beweis ist wohl der rießen Schweißfleck in meinem Bett (nein ich hab ganz sicher nicht in mein Bett gepinkelt ...). Weiter geht es nach dem Duschen, kaum zieh ich mir mein Hemd an, überlege ich, ob ich mich richtig abgetrocknet habe, weil das Hemd nass ist. Fakt ist, dass ich einfach schonwieder dermaßen schwitze, dass das Duschen überflüssig war. Frisch geduscht und frisch durchgeschwitzt gehe ich direkt zum Termometer. 40°C "Schnauf!", das Problem, es war bewölkt, dh die Hitze hat einen regelrecht erdrückt. Gegen Nachmittag hin dann ein erlösender Wind. Ich stell mich vor die Rezeption und genieße den Wind, muss mich dann aber auch gleich wieder in die Rezeption begeben, da der Wind immer stärker und stärker wird. Von weitem sieht man nur noch eine Staubwand, die auf einen zukommt. Wir schließen alle Fenster und Türen und dann rollt sie über uns hinweg. Innerhalb einer Sekunde ist die komplette Rezeption mit Staub gefüllt und man kann kaum noch von einem Ende zum anderen schaun. Wie der letzte Tourist stehe ich nun mit meiner Kamera an der Scheibe und Filme das Spektakel. Immerwieder kommen Windschübe, die den Staub meterhoch peitschen. Dann der erste Tropfen an der Scheibe, es beginnt leicht zu regnen, wodurch sich der Staub zum Glück wieder legt. Der Regen wird stärker und durch den Wind drescht er gegen jede Scheibe und Tür. Ich habe den Test gemacht und bin ins Büro gelaufen, keine gute Idee. Die Sicht ist gleich null, weil man vor lauter Regen und Blätter, die einen ins Gesicht schlagen, kaum die Augen öffnen kann. Die ersten Pfütschen und Bächlein bilden sich in der Lodge und ich kann kaum glauben, dass ich hier in der ältesten Wüste der Welt bin! Richtiges Deutschlandfeeling kommt auf und ich fühle mich fast heimisch. Die Einheimischen hier nennen dieses Wetter BMW (baby making weather). Das Unwetter hält noch den halben Tag an und es hört nicht auf zu regnen. Zu Ungunsten des Restaurants, da es hier an den Stellen der Kamine anfängt hereinzuregnen. Die Grasdächer sind scheinbar nicht für so starken Regen gedacht.
Beim ersten Gewitter mussten wir sogar zum Brandlöschen ausrücken(ausnahmsweise wurde der Brand mal nicht in der Bar gelöscht), da ein Blitz einen Buschbrand verursacht hat.
Das ganze Unwetter hat dann auch noch 3 Tage angehalten, wodurch es warm und feucht wurde. Einfach richtiges SCHEIß Wetter! So das musste mal gesagt werden, entweder es ist ordentlich bewölkt und kalt oder es scheint die Sonne und es ist eine trockene Hitze, aber nicht heiß UND feucht, ich bin hier schließlich nicht im Urwald sondern in der Wüste.
Aprospros Wüste, in die mussten Björn, Gabriel und ich auch ausrücken mit dem Auftrag die Wege für die Dünenfahrt zu reparieren. Mit der Zeit fahren sich richtige Wellen in die Dünen, wodurch man diese kaum noch hochfahren kann. Die Fahrt geht los, Björn hinterm Steuer und er jagt das Auto! mit 70 Sachen krachen wir über Grasbüschel und Steinhügel (mit Gästen fahren wir hier 20 und da werden sie schon gut durchgeschüttelt), jeder kann sich wohl vorstellen, wie wir im Auto rumgesprungen sind. Ich hab die Fahrt gefilmt und wenn man sich es am Pc anschaut, erkennt man wie es geruckelt hat. Weiter oben angekommen, beginnt der richtig lose, feine, rote Sand, wodurch wir anfangen zu Driften. Mit einem Überschuss an Adrenalin und einigen Schweißperlen auf der Stirn kommen wir heil am Fuß der Düne an. Insgesamt haben wir 6 Anläufe gebraucht, bis wir endlich auf der Düne waren. Wir steigen aus und jeder schnappt sich einen Rechen, um die Bahn wieder gerade zu machen. Nach ein paar Minuten merke ich bereits, wie die Sonne gnadenlos auf meine Haut brennt, es ist bereits 11 Uhr, dh wir müssen uns beeilen, wenn ich nicht als Krebs zurückkehren möchte. Wir machen also alles wieder heile und fahren zurück zur Lodge.
Am nächsten Abend darf ich dann auch schonwieder zur Dünenfahrt ausrücken, da Fahrermangel herrscht. Ich bekomme leider einen Uraltjeep zugewiesen, mit dem ich noch nie gefahren bin. Ich check zunächst, wie ich den 4x4 einschalte und mach mich mit dem Wagen vertraut. Als wir jedoch losfahren, bin ich von meinem Gefährt positiv überrascht, dank dem 4,5 Liter V6 Motor hab ich ordentlich Power unter der Haube. Der Sound ist auch dementprechend mächtig, ich lass mich immer extra etwas zurückfallen, um den Motor aufheulen zu lassen. Dann geht es in die Dünen hoch, dh jetzt kann er zeigen, was in ihm steckt. Wir kommen zum ersten anspruchsvollen Stück, bei dem die Gäste nur vom Anblick schon aufschreien. Mit anderen Jeeps muss man hier schon einiges an Gas geben aber mit diesem hier tippe ich im ersten Gang das Gas nur leicht an und er rollt wie von selbst über die Steinwellen den Berg hinauf. Die anderen warten schon oben an der Aussichtsplattform als ich mit einem Grinsen, das sich von Ohr zu Ohr zieht den Berg hochtucker. Jetzt müssen die Gäste leider aussteigen und ich freu mich schon weiterzufahren. Das ist auch endlich der Fall nachdem alle Infos gegeben wurden. Ich kann es kaum erwarten dieses Monster die große Düne hochzujagen, doch plötzlich erlischt das tiefe Grollen des Motors. Ich trete das Gaspedal bis zum Teppichboden, doch die Stille verbleibt. Gleichzeitig leuchtet die Lampe für den Luftfilter auf und boom, komm ich zum Stillstand. Über Funk gebe ich durch, dass mein Auto gekackt hat. Michael und Robert machen sich auf den Rückweg und laden so schnell es geht die Gäste auf die übrigen Jeeps um, da die Sonne nicht auf uns wartet. Einzige Möglichkeit war, dass ich beim Wagen bleibe und die anderen zum Sonnenuntergang weiterfahren, die Gäste haben schließlich bezahlt. Über Funk sag ich dann Björn bescheid, dass er mich holen und den Rest der Gäste aufladen muss. Bis dahin verbringe ich nun ca eine Stunde allein in der Wüste während die Nacht langsam einbricht. Ich mach das Beste aus der Zeit, indem ich mich nach Hinten auf die höchste Bank setze und meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang genieße. Da es heute noch bewölkt ist, ist es bis jetzt der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen habe. Das Rot und das Orange, das sich in den Wolken spiegelt ist einfach unbeschreiblich, als dann noch die weiße Sichel des Mondes oberhalb der Wolken zum Vorschein kommt und von unten die blutroten Wolken leuchten, könnte man meinen ein gemaltes Bild zu betrachten. Doch was ich hier gerade erlebe ist die pure Schönheit Afrikas und ich kann es kaum erwarten die wunderbare Welt, die außerhalb dieser Lodge wartet, zu entdecken. Nur noch ein paar Tage und es ist soweit, bis ich mit Björn losziehen kann. Durch einen Funkspruch von Michael werde ich allerdings aus der Farbenwelt gerissen, sie fahren jetzt los und holen mich gleich ab. Mein Auto muss ich leider über Nacht hier stehen lassen. Rückwärts geht es dann auf einem Jeep zusammen mit den bereits leicht beschwipsten Gästen.
Zurück in der Lodge geht es direkt in die Bar. Seit kurzem darf ich in der Bar arbeiten und es bereitet mir viel Spaß die Drinks zu mixen und mit den Gästen zu reden. Der Nachteil der Bar ist allerdings, dass ich länger arbeiten muss als im Restaurant. Da ich immernoch um 12 Uhr beginne, arbeite ich nun manchmal bis zu 12 Stunden am Tag, was sich langsam bemerkbar macht. Nach knapp 8 Wochen durcharbeiten musste das allerdings auch irgendwann mal kommen. Umso mehr wünsche ich, dass ich frei bekomme. Das Problem ist, dass so viele Leute in letzter Zeit gekündigt haben, wodurch ich immer mehr gebraucht werde, was mich persönlich etwas stört. Ich bin immerhin nur Praktikant, zur Zeit ersetze ich allerdings eine Person an der Bar und eine an der Rezeption. Es dauert allerdings nichtmehr all zu lange, bis die Saison entgültig vorbei ist. Dann werden nur noch 20 Gäste oder ähnliches hier sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann in dieser Zeit machen werde, aber ich hoffe Anja und Jörg haben schon einen Plan.
Kurz bevor es hier angefangen hat eintönig zu werden, schlägt die Natur Afrikas wieder voll zu. Es war Zeit für meine nächste Tierbegegnung. Diesmal wieder etwas ernsteres. Ich arbeitete an der Bar als Björn zu mir kam und meinte, renn mir einfach hinterher. Sofort rannten wir durch den Küchenhof und stoppten kurz vor dem Tor. Björn leuchtete auf den Boden und zeigte auf einen schwarzen Haufen. Zunächst war ich ernüchtert und meinte nur, was das für ein Käfer ist. Auf diese Frage kommt ein typischer Björn Satz, "das ist ein fockn Black Skorpion!" Endlich sehe ich einen dieser Art, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Mit einem Besen schieben wir ihn zur Küche um ihn im Licht zu betrachten. Wir dachten erst, er sei tot, doch diese Tierchen sind clever. Er scheint sich tot zu stellen um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Wir stupsten ihn mit einem Stock an und sofort stellte sich der Schwanz auf und er war angriffsbereit. Björn meinte, dass dieser hier verdammt groß sei und wollte ihn ausgerollt sehen. Wir nehmen einen Stock und drücken diesen auf den Skorpion während Björn den Schwanz mit einem kleinen Stöckchen ausrollt. Insgesamt war er ca 15-17 cm lang. Man konnte den Stachel an sich von Weitem sehr gut erkennen und der Schmerz war sichtlich auf den Stachel gedruckt. Allein der Stachel glich einer Nadelspitze und war genauso hart, dann kommt allerdings noch das Gift dazu. In Björns südwesterdeutsch hat es sich dann so angehört "Wenn der Okie dich sticht gehst du für 3 Wochen krank werden und vor Schmerz wirst du fockn kacken!" Ohne Arzt kann es sogar tödlich ausgehen. Nun kamen die Frauen aus der Küche dazu und versteckten sich auch gleich wieder hinter der Ecke. Björn macht allen die herumstanden das Angebot, 5000 Rand (500 Euro) bar auf die Kralle für den, der den Skorpion anlangt. Der Skorpion war zu der Zeit dermaßen agressiv und in Angriffsstellung, dass man es ohne Stich nicht geschafft hätte. Natürlich hat keiner das Angebot angenommen. Während wir uns unterhalten haben, sehen wir, wie sich ein Käfer dem Skorpion nähert. Er streift den Skorpion an den Scheren worauf der Schwanz mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne schießt und den Käfer trifft. Wie gestört fängt der Käfer an rumzufliegen und stürtzt nach einigen Sekunden in den Tod. Diese Skorpione sind einfach unglaublich! Letztendlich musste er allerdings auch getötet werden, da er einfach zu gefährlich ist. Diese Aufgabe hat dann Chefkoch Edward übernommen.
Nachdem alle Gefahr gebannt war, kehre ich zur Bar zurück und beende meine Schicht. Noch etwas essen und dann gehts ins Bett. Heute habe ich glücklicherweise mal kein Haustier und kann sofort ins Bett fallen.
Bis zur nächsten Zusammenfassung wünsche ich eine gute Nacht Namibia, Julian.
Dienstag, 3. November 2009
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