Alles ist organisiert, meine Quadbiketour ist gebucht, ich werde von meinem Hostel abgeholt und gezahlt hab ich auch schon. Ich kann mich also ganz auf meinen Spaß konzentrieren, den ich bald haben werde. Pünktlich kommt der Minibus vorbei und holt mich ab, im Bus sind bereits einige Leute, die wohl das gleiche vorhaben wie ich. Außerhalb von Swakopmund angekommen fahren wir auf das Gelände und parken direkt neben den Bikes. Jeder darf sich erstmal eins aussuchen, das Briefing gibt es wenn alle auf ihrem Quad sitzen. Wir haben die Auswahl zwischen manuell, semi-automatik und automatik. Mir wurde als "Anfänger" semi-automatik empfohlen, was bedeutet, dass man selber schalten, aber keine Kuplung benutzen muss.
Nach sämtlichen Sicherheitshinweisen und Warnungen, was man bitte lassen soll, geht es los. Zunächst fahren wir durch einen Trainigsparkour, damit jeder das Gefühl für sein Quad bekommt. Ich kann mich noch an meine Tour in Ägypten erinnern, die ich mit 15 gemacht habe. Ich kann mich auch daran erinnern, dass die Quadbikes dort nicht so verdammt gut abgegangen sind wie diese hier. Ab der ersten Minute bin ich nur noch mit einem Grinsen unter meinem Helm rumgefahren. Nach ca. 10 Minuten haben wir den Trainingspart absolviert und jetzt darf man entscheiden, ob man in die "schnelle" oder in die "langsame" Gruppe will. Em ja ... diese Frage war dann doch irgendwie überflüssig für mich. Natürlich bin ich in die langsame Gruppe gegangen, in der die ganzen Kinder und Mütter sind, nicht dass mir hier noch was passiert.
Oh, das wäre wohl im Sinne meiner Mutter gewesen, kommen wir zurück in meinen Kopf durch den mittlerweile nur noch Benzin fließt! Ich fahr direkt hinter den Guide der schnellen Gruppe, denn als Erster hinter dem Guide muss man am schnellsten fahren. Nachdem sich jeder entschieden hatte geht es gleich mit Vollgas los! Wir rasen auf die erste Düne zu, die noch recht klein ist. Jeder fährt die Düne so weit hoch wie er sich traut, unser Guide driftet natürlich oben an der Kante entlang. Man muss sich das so vorstellen, dass man die Düne mit Vollgas Richtung Kante hochrast und wenn man merkt, dass das Quad schlapp macht oder man kurz davor ist über die Kante zu springen, muss man den Arsch rumreißen, damit man wieder runterfährt. Andernfalls bleibt man stecken und im schlimmsten Fall fällt man mit dem Quad nach hinten die Düne hinunter, da die Steigung der Dünen bis zu 80% beträgt. Es hängt also wieder mal alles von der geliebten Physik ab, je schneller man durch die Düne fährt, desto stärker ist die Fliehkraft, die einen an die Düne presst. Natürlich muss man sich das dann auch dementsprechend trauen, doch mein Freund Adrenalin schaltet für mich Gott sei Dank meine Vernunft aus!
Je weiter wir in die Wüste fahren, desto höher und steiler werden die Dünen. Nun fahren wir nicht nur die Dünen hoch und wieder runter, sondern nehmen auch die Sicheldünen in Angriff, in denen man quasie einen Halbkreis von einem Ende zum anderen fahren muss. Ist man nicht schnell genug muss man mitten in der Düne runterfahren, was ein sehr unangenehmes Gefühl ist, da man die ganze Zeit denkt man kippt gleich um. Diesen Fehler hab ich aber auch nur einmal gemacht und danach gings nur noch mit Vollgas in die Dünen rein. Doch nicht nur über und an den Dünen entlang fahren macht Spaß, auch über gerade Flächen kann man viel Spaß haben. Dank ordentlich Power und einem Hekantrieb komm ich mir vor als ob ich über Eis fahren würde. Man muss nur einen kräftigen Hüftschwung in die gewünschte Richtung machen und ordentlich Gas geben und sofort bricht das Quad aus, mittlerweile tun mir meine Backen vom ganzen Grinsen schon weh. Unser Guide fährt auf den Geraden immer auf beiden Hinterreifen oder nur auf den linken bzw. rechten Vorder- und Hinterreifen. Bis man sowas dann kann dauert es vermutlich noch einige Zeit.
Nach ca. einer Stunde fahrt stoppen wir dann auf einer der höchsten Dünen, nun ist nämlich Sandboarden angesagt. Doch nicht wie sich jetzt vielleicht jeder vorstellt mit einem Snowboard, sondern auf die "old school" Art mit einer dünnen Holzplatte, die man meist in Schränken findet.
Diese wird mit Wachs eingeschmiert, damit es ordentlich rutscht und dann schmeißt man sich mit der Platte auf dem Bauch die Düne hinunter. Zunächst zöger ich etwas, da ich in so manchem Winter schlechte Erfahrungen bei Bauchfahrten auf dem Schlitten gemacht habe, doch hier ist immerhin kein Baum oder ähnliches im Weg. Nach und nach ragt mein Oberkörper weiter und weiter über die Dünenkante, bis die Schwerkraft schließlich den Rest übernimmt. Bis zu 80 Km/H kann man erreichen und ich kann sagen ... es ist wirklich unglaublich schnell! Man hört nur noch ein leichtes "SCHHHHHHHHHHHHH" wenn das Holz über den Sand schlittert, dann hofft man, dass man die Platte weit genung nach oben zieht, damit man nicht wie ein Pfahl in den Boden einsticht. Wenn man das Gefälle überwunden hat und auf der Geraden schier endlos ausläuft überkommt einen ein unglaubliches Glücksgefühl, das man durch ein lautes " WUUHU!" beim Stoppen freilässt. Auf dieses Glücksgefühl folgt dann ein starkes Gefühl der Ernüchterung, da man zu den anderen die Düne hoch schaut und weiß, dass man nun wieder hochlaufen muss.
Hustend und keuchend oben angekommen kommt das dritte Gefühl, das Gefühl seine Lunge auskotzen zu müssen. Doch all die Mühe war es wert, da ich nun von der steilen Düne fahren kann. Dazu muss man natürlich diese Düne auch erstmal hochlaufen und das Holzbrett fährt auch nicht von alleine bis an die Spitze. Auf dem Weg frage ich den Guide, ob man auch im Stehen runterfahren kann. Er sagt es sei möglich, wobei er es bei der steilen Düne mit 80% Gefälle nicht ausprobieren würde. Da stimme ich ihm zu und versuche es auf der anderen Seite, die lange nicht so steil ist. Es funktioniert ohne Probleme, nur dass man sich immerzu dreht nervt, da man keine Kanten hat um zu lenken. Unten angekommen ohne hinzufallen rufen mir die anderen Glückwünsche von oben zu. Ja du weißt wohl, was nun folgt und als ob ich nicht alleine darauf gekommen wäre ruft mein Guide von oben "Now you have to climb back to the top!" Fluchend stapfe ich die Düne zum dritten Mal hoch und muss zunächst eine Auszeit nehmen als ich oben angekommen bin, da ich inzwischen nurnoch schwarze Flecken gesehen habe.
Nachdem ich wieder zur Ruhe gekommen bin, bin ich bereit für die Abfahrt. Ich bitte den Guide meine Abfahrt zu filmen, damit ihr liebe Leser auch eine Vorstellung haben könnt, wie steil es war.
Letztendlich bin ich heil unten angekommen und nun geht es weiter mit Quad fahren. Ich muss denk ich nichtmehr erzählen, wie ich das 4. Mal die Düne hochgelaufen bin, da ich mich sonst mittel stark bis unheimlich aufregen muss.
Tropf nass geschwitzt steig ich auf mein Quad und freu mich, dass ich ab jetzt nur noch meinen Daumen nach vorne bewegen muss und immerwieder mal mit meinem Fuß zucken muss, damit sich der Gang ändert. Zurück geht es erneut über Dünen hinüber, an Dünenhängen entlang und mehrmals sind wir sogar eine kleine Distanz gesprungen. Doch nach einiger Zeit hat man schon wieder die Stadt gesehen, wodurch klar war, dass der Spaß leider bald vorbei sein muss. Ich genieße die letzten Mannöver und dann rollen wir auch schon aufs Gelände zurück.
Unser Guide liefert uns noch dort ab, wo er uns aufgeladen hat und dann wars das von meiner Quadbiketour. Ununterbrochen vollgepumpt mit Adrenalin zu sein macht auf Dauer müde, weshalb ich beschließe mich an den Strand zu legen und mich auszuruhen. Am Strand angekommen lege ich mich auf mein Handtuch und versuche mich zu entspannen, doch ständig höre ich wie diese enormen Wellen vor meiner Nase brechen. Ich kann nicht länger widerstehen und muss mich einfach in diese Naturgewalten stürzen! Ich renne so schnell ich kann auf das Wasser zu und springe mit einem Hechtsprung über die ersten Wellen. In meiner ganzen Euphorie hab ich vergessen, dass ich nicht am Mittelmeer bin sondern am Atlantik. Ganze 14° umgeben mich nun, was im ersten Moment doch ein Schock war. Doch dadurch, dass man mit diesen rießen Wellen kämpfen muss, wird die Kälte rasch zur Nebensache. Und es ist wirklich verdammt anstrengend, da man bereits nach ca 2 M im Wasser nichtmehr stehen kann und im Sekundentakt brechen die Wellen über einen hinweg.
Nachdem ich einiges an Salzwasser geschluckt habe, beschließe ich wieder zu meinem Handtuch zurückzukehren. Der Wille war stark, doch der Körper schwach, ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Stömung dermaßen stark ist und somit wurde es zu einem kräfteraubenden Akt, um erstmal wieder in die Nähe des Strandes zu kommen. Fast am Strand angekommen liegt die größte Hürde allerdings noch vor mir, aus dem Wasser zu kommen. Dadurch, dass die Wellen direkt am Strand brechen, fließt eine enorme Menge an Wasser immerwieder ins Meer zurück. Dieser Sog zurück macht es mir unmöglich hinaus zu schwimmen. Hinzu kommt noch, dass man nicht stehen kann, wodurch man auch nicht hinauslaufen kann. Meine einzige Chance zum Strand zu gelangen ist es, auf eine große Welle zu warten, die mich bis raus spült. Geduldig warte ich und muss mich anstrengen, damit ich nicht vom Sog wieder weiter ins Meer gezogen werde. Dann wittere ich meine Chance! Die Welle türmt sich hinter mir auf und ich beginne wie wild zu kraulen, damit ich in die Welle komme. Dies gelingt mir auch und ich merke, wie sie mich mit einer unheimlichen Kraft Richtung Strand drückt. Schließlich bricht die Welle über mir zusammen und schleift mich mit ihrer Kraft über den Boden. Leider war es kein Sand, sondern Steine am Boden, wodurch es sehr schmerzhaft war, da es mich noch mehrmals im Wasser überschlagen hat, bis ich letztendlich wie ein gestrandeter Wal hinausgespült wurde. Nun muss ich mich noch im Boden festkrallen, damit mich das Wasser nicht wieder mit rein zieht. Erneut schlagen Steine an meine Arme und Beine, doch dann ist es endlich geschafft und ich bin Draußen. Es hört sich ernsthaft nicht dramatischer an wie es war, so eine Kraft hab ich wirklich noch nie gespürt. Nach diesem Erlebnis möchte ich nicht miterleben, wenn das Element Wasser richtig loslegt. Später bin ich nochmals mit 3 Deutschen, die ich in meinem Hostel kennengelernt habe an den Strand und einer der 3 hat sich so ans Wasser gestellt, dass die Welle vor seinen Füßen gebrochen ist. Als das Wasser zurückgelaufen war und er wieder zu uns kam hat sein Knöchel geblutet von den Steinen, die im Wasser mitgespült wurden. Damit ist also nicht zu spaßen, deshalb bin ich seitdem auch in den "sicheren" Schwimmbereich. Sicher deshalb, da eine aufgeschüttete Steinwand den Strand vor den Wellen schützt.
Nach all dem Adrenalin und Auspowern an diesem Tag mach ich 3 Kreuzzeichen als ich in mein Bett falle.
Deshalb wünsche ich nun auch eine gute Nacht von der Küste, Julian.
Dienstag, 9. Februar 2010
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