Letzte Oktoberwoche.
Die Woche meines gewünschten Urlaubs bricht an. In Gedanken bin ich immer wieder durchgegangen wie viele Leute an der Rezeption und an der Bar sind, wenn ich nicht da bin und ob es genug sind, dass ich gehen darf. An der Bar ist zur Zeit nur Ambole und ich und an der Rezeption nur Melani, es sieht bis jetzt also seeehr schlecht für mich aus. Wegen der Unterbesetzung beginne ich am Montag und Dienstag schon ab 12 Uhr mittags in der Bar. Da Ambole an beiden Abenden zum Sundowner Drive raus muss, bin ich der einzige an der Bar, dh ich arbeite an beiden Tagen 12 Stunden ohne Pause.
Dann ist es endlich Mittwoch, Ingrid kommt heute zurück, sodass wir wieder 3 an der Bar sind. Doch zu früh gefreut. Björn kommt mit der Nachricht, dass Ingrid im Krankenhaus liegt (wegen einem eingerissenen Zehnagel). Ich muss mir meine Wut unterdrücken, da ich deshalb wieder länger arbeiten muss und die Chance auf meinen Urlaub schwindend gering wird. Anja und Jörg arbeiten seit heute wieder und ich trau mich kaum Anja um Erlaubnis zu fragen. Mit mieser Laune und fester Mimik stehe ich an der Bar und starre den Dienstplan an. Dann seh ich wie Anja auf mich zukommt und ich dachte mir, jetzt musst du sie fragen! Ich geh auf sie zu und erklär ihr, was Björn und ich vorhaben und wie wichtig es mir ist. Ich habe fast das stottern begonnen, weil ich nicht wusste, wie ich mich ausdrücken soll. Doch ohne zu zögern meint Anja, dass es kein Problem sein sollte, solange wir bis Sonntag wieder zurück sind. Mit offenem Mund und dem Herz in der Hose schaue ich sie an und dachte mir, dass das irgendwie zu einfach war. Die ganzen Tage des Zweifelns und Kopfzerbrechens waren also umsonst. Kurze Zeit später kommt Björn auf mich zu und bestätigt mir nochmal, dass ich morgen wirklich fahren darf. Mit einer unglaublichen Arbeitsmoral gehe ich zurück an die Bar und gleich heißt es PACKEN!
Donnerstag Morgen 7 Uhr Abfahrt! Wir machen uns auf den Weg zur Farm von Klyde. Auf die Fahrt hab ich mich genauso gefreut wie auf die Feier selbst. Nach einigen Minuten sind wir bereits im Naukluftgebirge und ich schau mir mit noch verschlafenen Augen die unglaublichen Formen der Berge an. Da es kurz nach Sonnenaufgang ist, herrscht im Gebirge ein spektakuläres Schattenspiel, was einen nur noch mehr staunen lässt. Aus dem Gebirge heraußen fahren wir Richtug Kalahariwüste. Als wir einen langegezogenen Hügel hinauffahren sagt Björn zu mir, "Check die Landschaft hinter dem Hügel" und ich hab sie gecheckt. Die Kalahari erstreckt sich in ihrer ganzen Schönheit vor unseren Füßen. Da es eine Halbwüste ist, wachsen hier viel mehr Bäume und Sträucher. Der Blick geht bis zum Horizont und die Weite kann man sich kaum vorstellen. Die Bäume werden immer kleiner und irgendwann sieht es nur noch aus wie schwarze tupfer in der roten Erde. Kurz darauf kommen wir in der ersten Stadt an, Maltahöhe. Björn muss tanken und ich brauch Alkohol! In der Tankstelle hol ich mir meinen ersten Sixer. Mit einem eiskalten Bier in der Hand geht die Fahrt weiter, es ist halb 9 morgens. In Marienthal, der nächsten Stadt, kaufe ich dann den Alkhol, den ich am Wochenende trinken will. Komplett versorgt und voller Vorfreude geht der Weg weiter durch die Kalahari. Vom ganzen Staunen wird man verdammt durstig, wodurch der Biervorrat rapide abnimmt. Es wird Zeit, dass wir bei der Farm ankommen! Nachdem wir an Stampriet, der letzten Stadt, vorbei sind beginnt wieder die Sandpiste.
Nun kann Björn auch endlich anfangen zu trinken. Mit dem ersten Bier in der Hand heißt es noch 40 Km Sandpiste bewältigen. Dank Björns Heckantrieb haben wir verdammt viel Spaß auf dem Weg, da wir durch jede Kurve driften und eine rießen Staubwolke hinter uns herziehen. Dann sehen wir endlich das Schild der Farm. Ich öffne das Tor und wir betreten das Farmgelände. Vor uns liegen die kupferroten Dünen, die wir noch bezwingen müssen, bevor wir am Haus ankommen. Mit durchdrehenden Reifen und Vollgas brettert Björn die Düne hoch um nicht steckenzubleiben. Das Problem dabei ist, dass man nicht weiß, wie es nach der Düne weitergeht. Jede Düne wird mit angehaltenem Atem bezwungen und sobald man sieht wie es weiter geht, kann man wieder durchschnaufen. Typisch für die Kalahariwüste ist das konstante Auf und Ab zwischen den einzelnen Dünen, wodurch man nach jeder Düne in ein neues Thal blickt, wobei eines schöner als das andere ist. Dann nach 10 Minuten Fahrt sehen wir das Farmhaus als wir über die Düne schießen. Um das Famnhaus scharen sich hunderte Schafe und Ziegen vereinzelt dann noch Rinder und Pferde. Den ersten Tag sind wir alleine hier mit Andrea und Hendrik, den Inhabern. Als erstes erkunden wir das ganze Haus, was sehr groß ist und dann kommen wir in den Garten. Umgeben von Sand stehen wir auf einem dichten grünen Rasen, umgeben mit Palmen und bunten Blumen, in der Ecke sogar ein Swimmingpool. Ich muss mir die Augen reiben um zu glauben auf was für einer Oase wir gelandet sind. Beim Mittagessen unterhalten wir uns mit Hendrik und Andrea über die Farm. Mit meinen Hunderten lag ich falsch, da sie hier auf der Farm 4000 Schafe haben und um die 1000 Ziegen. Für einen Deutschen Bauer wohl unvorstellbar. Was ebenfalls unvorstellbar ist, ist die Größe der Farm. 5600 Hektar, die alleine Hendrik gehören. Das ist ca ein Gebiet, wie die Fläche zwischen Sulzthal über Ramsthal, Wirmsthal nach Euerdorf und vermutlich noch größer. Am Nachmittag haben wir eine Fahrt durch das Farmgebiet unternommen. Da vorne nur 2 Plätze sind, muss ich mich hinten auf die Ladefläche stellen. Hendrik schießt mit 80 über die Dünen und ich steh hinten mit zusammengekniffenen Augen. Schließlich kommen wir an einem speziellen Baum an, dessen Wurzeln so gewachsen sind, dass es eine Bank ergibt. Wir nehmen Platz und genießen das nächste Bier. Mittlerweile ist es ca. das 10. sonst hät ich mich vermutlich auch nicht hinten drauf gestellt. Hendrik fragt uns, ob wir Lust auf eine richtige Dünenfahrt oben auf den Dünen entlang haben. Ohne zu zögern springen wir auf den Jeep und los gehts. Wir driften um Büschel, an Bäumen vorbei, die Dünen hoch und runter. Das nenn ich mal Spaß haben! Nach einigen Mannövern auf den Dünen und an den Hängen sind Björn und ich davon überzeugt, dass es Hendrik richtig drauf hat Offroad zu fahren.
Zurück an der Farm sind Björn und ich etwas geschlaucht, zum einen von der Padd(Fahrt) zum anderen von den mittlerweile 12 Bieren. Aus dem Grund legen wir uns erstmal auf die Couch und schaun Tv, ja du liest richtig, ich kann nach 8 Wochen endlich wieder mal gemütlich Tv schaun, was für ein Gefühl. Viel mehr haben wir an diesem Tag dann auch nichtmehr unternommen und sind früh ins Bett, um mit Klyde und den anderen ordentlich Party machen zu können.
Am nächsten Tag ist es endlich soweit und Klyde trifft ein zusammen mit 4 anderen. Ich lern alle erstmal kennen und wer häts gedacht, bis auf ein Mädchen können alle perfekt deutsch.
Das interessante ist, dass sich alle aber meistens auf englisch unterhalten. Zwischendurch kommen dann ein paar Sätze in deutsch, dann auch mal Afrikaans, sehr verwunderlich, aber amüsant. Nachdem alle ihre Zelte aufgebaut haben wird erstmal richtig gebreyt, wenn man hier grillen sagt, bekommt man eine ins Gesicht. Hendrik kommt mit einem kompletten Gerippe von einem Schaf und und knallt es auf den Grill. Ich schätze das Ding mal auf so 2 Kg Fleisch. Dank den Breykünsten von Shawn haben wir alle köstlich gespeist und hatten die Grundlage für das folgende Besäufnis. Nach 8 Wochen Arbeit kann man ruhig mal so direkt reden, es war einfach wieder mal nötig richtig die Sau rauszulassen und zu entspannen. Dementsprechend haben wir dann auch bis 4 Uhr gefeiert. Zwischendurch musste ich Björn ins Bett bringen, da er kaum noch laufen konnte. Als er aufsteht und um die Ecke läuft, fängt er plötzlich an zu rennen und springt über die Mauer in den Garten. Dort streckt es ihn quer aufs Fressbrett. Doch er bleibt liegen und schläft auf dem Rasen einfach wieder ein. Ich heb ihn wieder auf und schmeiß ihn ins Bett. Genauso wie er ins Bett gefallen ist, liegt er am nächsten Morgen auch noch. Mit einem rießen Baberlas (Kater) sitzen wir zusammen beim Frühstück. Doch die ersten Kronkorcken ploppen schonwieder von Bierhälsen und es geht weiter! Den Tag über unternehmen wir mit allen die gleiche Tour, die wir einen Tag zuvor schon alleine mit Hendrik gemacht haben. Erneut läd uns Hendrik zur Dünenfahrt ein. Diesmal sind wir aber 8 Leute auf der Ladefläche. Darunter 4 Mädls, wodurch die ganze Fahrt noch lustiger war. Wie die wilden kreischen sie rum und halten sich verzweifelt an uns fest.
Durchgeschüttelt und von der Sonne aufgebrannt kommen wir zur Farm zurück und nun ist relaxen am Pool angesagt. Nun sieht man alle Mädls endlich in Badesachen, auch das darf ich schreiben, weil ich 8 Wochen lang nur Gammelfleisch anschaun durfte! Wir liegen unter den Palmen und genießen einfach den Tag. Das ist ein Leben hier, einfach wahnsinn. Ich genieße jeden Moment hier an der Farm und kann garnichtmehr aufhören zu grinsen. Es ist einfach wunderschön hier und das ganze noch mit so netten, lustigen und auch noch so schönen weiblichen Gästen zu teilen ist die Krönung. Am Nachmittag war dann das Finale im südafrikanischen Rugbypokal, worauf alle hier schon sehr gespannt waren. Das Wohnzimmer wurde also zum Rugbystadion umfunktioniert. Da Fans beider Mannschaften anwesend waren, gab es eine rießen Schreierei wenn die jeweilige Mannschaft den Ball hatte. Ich saß nur auf dem Sofa und hab genossen, wie sich die Leute freuen, aufregen und Spaß haben. Es war vergleichbar mit dem WM-Studio bei Kurmet in der Scheune.
Der 2. Abend ist angebrochen und die 2. Flasche Rum wird geöffnet. Ich trinke meinen Rum zusammen mit Björns Vater, der ebenfalls Björn heißt, also Björn Junior und Senior. Björn Senior ist exakt genauso wie sein Sohn, dass er nebenbei ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt ist, kann ich an diesem Wochenende eigentlich nicht glauben. Er läuft mit Badeshorts herum, die auf halb 8 hängen und betrinkt sich mit uns, das war das perfekte Beispiel, um den Leuten hier zu erklären, was wir in Sulzthal lässich nennen. Lustigerweise nennt er mich immer nur "DEUTSCHER!" und sagt ständig " DEUTSCHER! du musst essen, DEUTSCHER! du musst trinken", einfach ein verdammt lässicher Mensch! An diesem Abend haben wir mit Trinkspielen begonnen, was die ganze Stimmung noch besser gemacht hat. Da das heimische Ring of Fire meiner Meinung nach immernoch mit Abstand das lustigste Trinkspiel ist, habe ich den Namibiern gleich mal erklärt, wie es geht. Für ihren Geschmack war das allerdings etwas zu viel trinken, weshalb wir bei ihrem Spiel geblieben sind.
Da es ohne Musik aber auf Dauer etwas ruhig wurde, hat Hagen sein Auto vorgefahren. Er war hier mit einem VW Käfer, ja du liest richtig, er ist mit diesem Käfer über die Sanddünen gebretter, dass es gut geht. Hinter der Sitzbank liegt dann die Anlage, ein 9 Inch 800 Watt subwoofer. Ich war Käfer am Steuer gesessen und Hagen hat die Anlage aufgedreht, ich kann dir sagen, das ist ein geiles Gefühl. Massagesessel sind ein Witz dagegen. Da das ganze noch in einem Käfer war, kann es kaum noch getoppt werden. Jetzt war die Feier voll im Gang und alle hatten einen heiden Spaß. Zwischendrin gab es dann noch etwas Zoff, wegen einer Beziehungsgeschichte, aber ich wollte mir deswegen die Stimmung nicht vermießen lassen und hab weitergemacht. Wie immer verstreicht die Zeit umso schneller je mehr Spaß man hat und so auch hier. Ruck Zuck war der nächste Morgen angebrochen und somit der Tag der Abreise. Ein letztes gemeinsames Frühstück und dann mussten alle auch schon aufbrechen, da es eine lange Rückfahrt wird. Ich verabschiede mich von allen und hoffe, dass ich sie nochmal in Windhoek treffe, weil die Leute hier echt super sind! Im Konvoy machen wir uns dann auf den Weg. Vor uns fährt Hagen und kaum auf der Sandpiste angekommen, fangen alle an zu spielen. Jeder lässt sein Heck ausbrechen und wir sliden über die Piste. Dementsprechend hat es auch gestaubt! Ein letzter Halt an der nächsten Tankstelle und dann trennen sich unsere Wege, da alle Richtung Windhoek fahren bis auf uns.
Ich genieße erneut die unendlichen Weiten der Wüste auf der Rückfahrt und bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass das Wochenende schon vorbei ist. Was allerdings gut ist, ist die Tatsache, dass Björn Dank Anja wieder an der Lodge arbeiten darf, wodurch wir zusammen nach Windhoek können und es nicht langweilig auf der Lodge wird. Nun habe ich knapp 2 Stunden mit meinem Bericht verbracht und freu mich auf das Essen, das es gleich gibt. Das hier war ein Weekend Special Bericht, ich hoffe er hat dir gefallen.
Ich schließe meine Aufzeichnungen mit einem guten Appetit und einer wundervollen Nacht Namibia, Julian.
Dienstag, 3. November 2009
oktober
2. Hälfte Oktober.
Mit einem ausgiebigen Strecken beginne ich den Tag und mach mich für meinen Dienst fertig. Doch ab heute sollte es anders werden. Nicht weil ich ab heute in der Bar arbeiten darf, sondern weil das Wetter immer sommerlicher wird. Warum ich das jetzt schon merke? Nun ja der erste Beweis ist wohl der rießen Schweißfleck in meinem Bett (nein ich hab ganz sicher nicht in mein Bett gepinkelt ...). Weiter geht es nach dem Duschen, kaum zieh ich mir mein Hemd an, überlege ich, ob ich mich richtig abgetrocknet habe, weil das Hemd nass ist. Fakt ist, dass ich einfach schonwieder dermaßen schwitze, dass das Duschen überflüssig war. Frisch geduscht und frisch durchgeschwitzt gehe ich direkt zum Termometer. 40°C "Schnauf!", das Problem, es war bewölkt, dh die Hitze hat einen regelrecht erdrückt. Gegen Nachmittag hin dann ein erlösender Wind. Ich stell mich vor die Rezeption und genieße den Wind, muss mich dann aber auch gleich wieder in die Rezeption begeben, da der Wind immer stärker und stärker wird. Von weitem sieht man nur noch eine Staubwand, die auf einen zukommt. Wir schließen alle Fenster und Türen und dann rollt sie über uns hinweg. Innerhalb einer Sekunde ist die komplette Rezeption mit Staub gefüllt und man kann kaum noch von einem Ende zum anderen schaun. Wie der letzte Tourist stehe ich nun mit meiner Kamera an der Scheibe und Filme das Spektakel. Immerwieder kommen Windschübe, die den Staub meterhoch peitschen. Dann der erste Tropfen an der Scheibe, es beginnt leicht zu regnen, wodurch sich der Staub zum Glück wieder legt. Der Regen wird stärker und durch den Wind drescht er gegen jede Scheibe und Tür. Ich habe den Test gemacht und bin ins Büro gelaufen, keine gute Idee. Die Sicht ist gleich null, weil man vor lauter Regen und Blätter, die einen ins Gesicht schlagen, kaum die Augen öffnen kann. Die ersten Pfütschen und Bächlein bilden sich in der Lodge und ich kann kaum glauben, dass ich hier in der ältesten Wüste der Welt bin! Richtiges Deutschlandfeeling kommt auf und ich fühle mich fast heimisch. Die Einheimischen hier nennen dieses Wetter BMW (baby making weather). Das Unwetter hält noch den halben Tag an und es hört nicht auf zu regnen. Zu Ungunsten des Restaurants, da es hier an den Stellen der Kamine anfängt hereinzuregnen. Die Grasdächer sind scheinbar nicht für so starken Regen gedacht.
Beim ersten Gewitter mussten wir sogar zum Brandlöschen ausrücken(ausnahmsweise wurde der Brand mal nicht in der Bar gelöscht), da ein Blitz einen Buschbrand verursacht hat.
Das ganze Unwetter hat dann auch noch 3 Tage angehalten, wodurch es warm und feucht wurde. Einfach richtiges SCHEIß Wetter! So das musste mal gesagt werden, entweder es ist ordentlich bewölkt und kalt oder es scheint die Sonne und es ist eine trockene Hitze, aber nicht heiß UND feucht, ich bin hier schließlich nicht im Urwald sondern in der Wüste.
Aprospros Wüste, in die mussten Björn, Gabriel und ich auch ausrücken mit dem Auftrag die Wege für die Dünenfahrt zu reparieren. Mit der Zeit fahren sich richtige Wellen in die Dünen, wodurch man diese kaum noch hochfahren kann. Die Fahrt geht los, Björn hinterm Steuer und er jagt das Auto! mit 70 Sachen krachen wir über Grasbüschel und Steinhügel (mit Gästen fahren wir hier 20 und da werden sie schon gut durchgeschüttelt), jeder kann sich wohl vorstellen, wie wir im Auto rumgesprungen sind. Ich hab die Fahrt gefilmt und wenn man sich es am Pc anschaut, erkennt man wie es geruckelt hat. Weiter oben angekommen, beginnt der richtig lose, feine, rote Sand, wodurch wir anfangen zu Driften. Mit einem Überschuss an Adrenalin und einigen Schweißperlen auf der Stirn kommen wir heil am Fuß der Düne an. Insgesamt haben wir 6 Anläufe gebraucht, bis wir endlich auf der Düne waren. Wir steigen aus und jeder schnappt sich einen Rechen, um die Bahn wieder gerade zu machen. Nach ein paar Minuten merke ich bereits, wie die Sonne gnadenlos auf meine Haut brennt, es ist bereits 11 Uhr, dh wir müssen uns beeilen, wenn ich nicht als Krebs zurückkehren möchte. Wir machen also alles wieder heile und fahren zurück zur Lodge.
Am nächsten Abend darf ich dann auch schonwieder zur Dünenfahrt ausrücken, da Fahrermangel herrscht. Ich bekomme leider einen Uraltjeep zugewiesen, mit dem ich noch nie gefahren bin. Ich check zunächst, wie ich den 4x4 einschalte und mach mich mit dem Wagen vertraut. Als wir jedoch losfahren, bin ich von meinem Gefährt positiv überrascht, dank dem 4,5 Liter V6 Motor hab ich ordentlich Power unter der Haube. Der Sound ist auch dementprechend mächtig, ich lass mich immer extra etwas zurückfallen, um den Motor aufheulen zu lassen. Dann geht es in die Dünen hoch, dh jetzt kann er zeigen, was in ihm steckt. Wir kommen zum ersten anspruchsvollen Stück, bei dem die Gäste nur vom Anblick schon aufschreien. Mit anderen Jeeps muss man hier schon einiges an Gas geben aber mit diesem hier tippe ich im ersten Gang das Gas nur leicht an und er rollt wie von selbst über die Steinwellen den Berg hinauf. Die anderen warten schon oben an der Aussichtsplattform als ich mit einem Grinsen, das sich von Ohr zu Ohr zieht den Berg hochtucker. Jetzt müssen die Gäste leider aussteigen und ich freu mich schon weiterzufahren. Das ist auch endlich der Fall nachdem alle Infos gegeben wurden. Ich kann es kaum erwarten dieses Monster die große Düne hochzujagen, doch plötzlich erlischt das tiefe Grollen des Motors. Ich trete das Gaspedal bis zum Teppichboden, doch die Stille verbleibt. Gleichzeitig leuchtet die Lampe für den Luftfilter auf und boom, komm ich zum Stillstand. Über Funk gebe ich durch, dass mein Auto gekackt hat. Michael und Robert machen sich auf den Rückweg und laden so schnell es geht die Gäste auf die übrigen Jeeps um, da die Sonne nicht auf uns wartet. Einzige Möglichkeit war, dass ich beim Wagen bleibe und die anderen zum Sonnenuntergang weiterfahren, die Gäste haben schließlich bezahlt. Über Funk sag ich dann Björn bescheid, dass er mich holen und den Rest der Gäste aufladen muss. Bis dahin verbringe ich nun ca eine Stunde allein in der Wüste während die Nacht langsam einbricht. Ich mach das Beste aus der Zeit, indem ich mich nach Hinten auf die höchste Bank setze und meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang genieße. Da es heute noch bewölkt ist, ist es bis jetzt der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen habe. Das Rot und das Orange, das sich in den Wolken spiegelt ist einfach unbeschreiblich, als dann noch die weiße Sichel des Mondes oberhalb der Wolken zum Vorschein kommt und von unten die blutroten Wolken leuchten, könnte man meinen ein gemaltes Bild zu betrachten. Doch was ich hier gerade erlebe ist die pure Schönheit Afrikas und ich kann es kaum erwarten die wunderbare Welt, die außerhalb dieser Lodge wartet, zu entdecken. Nur noch ein paar Tage und es ist soweit, bis ich mit Björn losziehen kann. Durch einen Funkspruch von Michael werde ich allerdings aus der Farbenwelt gerissen, sie fahren jetzt los und holen mich gleich ab. Mein Auto muss ich leider über Nacht hier stehen lassen. Rückwärts geht es dann auf einem Jeep zusammen mit den bereits leicht beschwipsten Gästen.
Zurück in der Lodge geht es direkt in die Bar. Seit kurzem darf ich in der Bar arbeiten und es bereitet mir viel Spaß die Drinks zu mixen und mit den Gästen zu reden. Der Nachteil der Bar ist allerdings, dass ich länger arbeiten muss als im Restaurant. Da ich immernoch um 12 Uhr beginne, arbeite ich nun manchmal bis zu 12 Stunden am Tag, was sich langsam bemerkbar macht. Nach knapp 8 Wochen durcharbeiten musste das allerdings auch irgendwann mal kommen. Umso mehr wünsche ich, dass ich frei bekomme. Das Problem ist, dass so viele Leute in letzter Zeit gekündigt haben, wodurch ich immer mehr gebraucht werde, was mich persönlich etwas stört. Ich bin immerhin nur Praktikant, zur Zeit ersetze ich allerdings eine Person an der Bar und eine an der Rezeption. Es dauert allerdings nichtmehr all zu lange, bis die Saison entgültig vorbei ist. Dann werden nur noch 20 Gäste oder ähnliches hier sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann in dieser Zeit machen werde, aber ich hoffe Anja und Jörg haben schon einen Plan.
Kurz bevor es hier angefangen hat eintönig zu werden, schlägt die Natur Afrikas wieder voll zu. Es war Zeit für meine nächste Tierbegegnung. Diesmal wieder etwas ernsteres. Ich arbeitete an der Bar als Björn zu mir kam und meinte, renn mir einfach hinterher. Sofort rannten wir durch den Küchenhof und stoppten kurz vor dem Tor. Björn leuchtete auf den Boden und zeigte auf einen schwarzen Haufen. Zunächst war ich ernüchtert und meinte nur, was das für ein Käfer ist. Auf diese Frage kommt ein typischer Björn Satz, "das ist ein fockn Black Skorpion!" Endlich sehe ich einen dieser Art, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Mit einem Besen schieben wir ihn zur Küche um ihn im Licht zu betrachten. Wir dachten erst, er sei tot, doch diese Tierchen sind clever. Er scheint sich tot zu stellen um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Wir stupsten ihn mit einem Stock an und sofort stellte sich der Schwanz auf und er war angriffsbereit. Björn meinte, dass dieser hier verdammt groß sei und wollte ihn ausgerollt sehen. Wir nehmen einen Stock und drücken diesen auf den Skorpion während Björn den Schwanz mit einem kleinen Stöckchen ausrollt. Insgesamt war er ca 15-17 cm lang. Man konnte den Stachel an sich von Weitem sehr gut erkennen und der Schmerz war sichtlich auf den Stachel gedruckt. Allein der Stachel glich einer Nadelspitze und war genauso hart, dann kommt allerdings noch das Gift dazu. In Björns südwesterdeutsch hat es sich dann so angehört "Wenn der Okie dich sticht gehst du für 3 Wochen krank werden und vor Schmerz wirst du fockn kacken!" Ohne Arzt kann es sogar tödlich ausgehen. Nun kamen die Frauen aus der Küche dazu und versteckten sich auch gleich wieder hinter der Ecke. Björn macht allen die herumstanden das Angebot, 5000 Rand (500 Euro) bar auf die Kralle für den, der den Skorpion anlangt. Der Skorpion war zu der Zeit dermaßen agressiv und in Angriffsstellung, dass man es ohne Stich nicht geschafft hätte. Natürlich hat keiner das Angebot angenommen. Während wir uns unterhalten haben, sehen wir, wie sich ein Käfer dem Skorpion nähert. Er streift den Skorpion an den Scheren worauf der Schwanz mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne schießt und den Käfer trifft. Wie gestört fängt der Käfer an rumzufliegen und stürtzt nach einigen Sekunden in den Tod. Diese Skorpione sind einfach unglaublich! Letztendlich musste er allerdings auch getötet werden, da er einfach zu gefährlich ist. Diese Aufgabe hat dann Chefkoch Edward übernommen.
Nachdem alle Gefahr gebannt war, kehre ich zur Bar zurück und beende meine Schicht. Noch etwas essen und dann gehts ins Bett. Heute habe ich glücklicherweise mal kein Haustier und kann sofort ins Bett fallen.
Bis zur nächsten Zusammenfassung wünsche ich eine gute Nacht Namibia, Julian.
Mit einem ausgiebigen Strecken beginne ich den Tag und mach mich für meinen Dienst fertig. Doch ab heute sollte es anders werden. Nicht weil ich ab heute in der Bar arbeiten darf, sondern weil das Wetter immer sommerlicher wird. Warum ich das jetzt schon merke? Nun ja der erste Beweis ist wohl der rießen Schweißfleck in meinem Bett (nein ich hab ganz sicher nicht in mein Bett gepinkelt ...). Weiter geht es nach dem Duschen, kaum zieh ich mir mein Hemd an, überlege ich, ob ich mich richtig abgetrocknet habe, weil das Hemd nass ist. Fakt ist, dass ich einfach schonwieder dermaßen schwitze, dass das Duschen überflüssig war. Frisch geduscht und frisch durchgeschwitzt gehe ich direkt zum Termometer. 40°C "Schnauf!", das Problem, es war bewölkt, dh die Hitze hat einen regelrecht erdrückt. Gegen Nachmittag hin dann ein erlösender Wind. Ich stell mich vor die Rezeption und genieße den Wind, muss mich dann aber auch gleich wieder in die Rezeption begeben, da der Wind immer stärker und stärker wird. Von weitem sieht man nur noch eine Staubwand, die auf einen zukommt. Wir schließen alle Fenster und Türen und dann rollt sie über uns hinweg. Innerhalb einer Sekunde ist die komplette Rezeption mit Staub gefüllt und man kann kaum noch von einem Ende zum anderen schaun. Wie der letzte Tourist stehe ich nun mit meiner Kamera an der Scheibe und Filme das Spektakel. Immerwieder kommen Windschübe, die den Staub meterhoch peitschen. Dann der erste Tropfen an der Scheibe, es beginnt leicht zu regnen, wodurch sich der Staub zum Glück wieder legt. Der Regen wird stärker und durch den Wind drescht er gegen jede Scheibe und Tür. Ich habe den Test gemacht und bin ins Büro gelaufen, keine gute Idee. Die Sicht ist gleich null, weil man vor lauter Regen und Blätter, die einen ins Gesicht schlagen, kaum die Augen öffnen kann. Die ersten Pfütschen und Bächlein bilden sich in der Lodge und ich kann kaum glauben, dass ich hier in der ältesten Wüste der Welt bin! Richtiges Deutschlandfeeling kommt auf und ich fühle mich fast heimisch. Die Einheimischen hier nennen dieses Wetter BMW (baby making weather). Das Unwetter hält noch den halben Tag an und es hört nicht auf zu regnen. Zu Ungunsten des Restaurants, da es hier an den Stellen der Kamine anfängt hereinzuregnen. Die Grasdächer sind scheinbar nicht für so starken Regen gedacht.
Beim ersten Gewitter mussten wir sogar zum Brandlöschen ausrücken(ausnahmsweise wurde der Brand mal nicht in der Bar gelöscht), da ein Blitz einen Buschbrand verursacht hat.
Das ganze Unwetter hat dann auch noch 3 Tage angehalten, wodurch es warm und feucht wurde. Einfach richtiges SCHEIß Wetter! So das musste mal gesagt werden, entweder es ist ordentlich bewölkt und kalt oder es scheint die Sonne und es ist eine trockene Hitze, aber nicht heiß UND feucht, ich bin hier schließlich nicht im Urwald sondern in der Wüste.
Aprospros Wüste, in die mussten Björn, Gabriel und ich auch ausrücken mit dem Auftrag die Wege für die Dünenfahrt zu reparieren. Mit der Zeit fahren sich richtige Wellen in die Dünen, wodurch man diese kaum noch hochfahren kann. Die Fahrt geht los, Björn hinterm Steuer und er jagt das Auto! mit 70 Sachen krachen wir über Grasbüschel und Steinhügel (mit Gästen fahren wir hier 20 und da werden sie schon gut durchgeschüttelt), jeder kann sich wohl vorstellen, wie wir im Auto rumgesprungen sind. Ich hab die Fahrt gefilmt und wenn man sich es am Pc anschaut, erkennt man wie es geruckelt hat. Weiter oben angekommen, beginnt der richtig lose, feine, rote Sand, wodurch wir anfangen zu Driften. Mit einem Überschuss an Adrenalin und einigen Schweißperlen auf der Stirn kommen wir heil am Fuß der Düne an. Insgesamt haben wir 6 Anläufe gebraucht, bis wir endlich auf der Düne waren. Wir steigen aus und jeder schnappt sich einen Rechen, um die Bahn wieder gerade zu machen. Nach ein paar Minuten merke ich bereits, wie die Sonne gnadenlos auf meine Haut brennt, es ist bereits 11 Uhr, dh wir müssen uns beeilen, wenn ich nicht als Krebs zurückkehren möchte. Wir machen also alles wieder heile und fahren zurück zur Lodge.
Am nächsten Abend darf ich dann auch schonwieder zur Dünenfahrt ausrücken, da Fahrermangel herrscht. Ich bekomme leider einen Uraltjeep zugewiesen, mit dem ich noch nie gefahren bin. Ich check zunächst, wie ich den 4x4 einschalte und mach mich mit dem Wagen vertraut. Als wir jedoch losfahren, bin ich von meinem Gefährt positiv überrascht, dank dem 4,5 Liter V6 Motor hab ich ordentlich Power unter der Haube. Der Sound ist auch dementprechend mächtig, ich lass mich immer extra etwas zurückfallen, um den Motor aufheulen zu lassen. Dann geht es in die Dünen hoch, dh jetzt kann er zeigen, was in ihm steckt. Wir kommen zum ersten anspruchsvollen Stück, bei dem die Gäste nur vom Anblick schon aufschreien. Mit anderen Jeeps muss man hier schon einiges an Gas geben aber mit diesem hier tippe ich im ersten Gang das Gas nur leicht an und er rollt wie von selbst über die Steinwellen den Berg hinauf. Die anderen warten schon oben an der Aussichtsplattform als ich mit einem Grinsen, das sich von Ohr zu Ohr zieht den Berg hochtucker. Jetzt müssen die Gäste leider aussteigen und ich freu mich schon weiterzufahren. Das ist auch endlich der Fall nachdem alle Infos gegeben wurden. Ich kann es kaum erwarten dieses Monster die große Düne hochzujagen, doch plötzlich erlischt das tiefe Grollen des Motors. Ich trete das Gaspedal bis zum Teppichboden, doch die Stille verbleibt. Gleichzeitig leuchtet die Lampe für den Luftfilter auf und boom, komm ich zum Stillstand. Über Funk gebe ich durch, dass mein Auto gekackt hat. Michael und Robert machen sich auf den Rückweg und laden so schnell es geht die Gäste auf die übrigen Jeeps um, da die Sonne nicht auf uns wartet. Einzige Möglichkeit war, dass ich beim Wagen bleibe und die anderen zum Sonnenuntergang weiterfahren, die Gäste haben schließlich bezahlt. Über Funk sag ich dann Björn bescheid, dass er mich holen und den Rest der Gäste aufladen muss. Bis dahin verbringe ich nun ca eine Stunde allein in der Wüste während die Nacht langsam einbricht. Ich mach das Beste aus der Zeit, indem ich mich nach Hinten auf die höchste Bank setze und meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang genieße. Da es heute noch bewölkt ist, ist es bis jetzt der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen habe. Das Rot und das Orange, das sich in den Wolken spiegelt ist einfach unbeschreiblich, als dann noch die weiße Sichel des Mondes oberhalb der Wolken zum Vorschein kommt und von unten die blutroten Wolken leuchten, könnte man meinen ein gemaltes Bild zu betrachten. Doch was ich hier gerade erlebe ist die pure Schönheit Afrikas und ich kann es kaum erwarten die wunderbare Welt, die außerhalb dieser Lodge wartet, zu entdecken. Nur noch ein paar Tage und es ist soweit, bis ich mit Björn losziehen kann. Durch einen Funkspruch von Michael werde ich allerdings aus der Farbenwelt gerissen, sie fahren jetzt los und holen mich gleich ab. Mein Auto muss ich leider über Nacht hier stehen lassen. Rückwärts geht es dann auf einem Jeep zusammen mit den bereits leicht beschwipsten Gästen.
Zurück in der Lodge geht es direkt in die Bar. Seit kurzem darf ich in der Bar arbeiten und es bereitet mir viel Spaß die Drinks zu mixen und mit den Gästen zu reden. Der Nachteil der Bar ist allerdings, dass ich länger arbeiten muss als im Restaurant. Da ich immernoch um 12 Uhr beginne, arbeite ich nun manchmal bis zu 12 Stunden am Tag, was sich langsam bemerkbar macht. Nach knapp 8 Wochen durcharbeiten musste das allerdings auch irgendwann mal kommen. Umso mehr wünsche ich, dass ich frei bekomme. Das Problem ist, dass so viele Leute in letzter Zeit gekündigt haben, wodurch ich immer mehr gebraucht werde, was mich persönlich etwas stört. Ich bin immerhin nur Praktikant, zur Zeit ersetze ich allerdings eine Person an der Bar und eine an der Rezeption. Es dauert allerdings nichtmehr all zu lange, bis die Saison entgültig vorbei ist. Dann werden nur noch 20 Gäste oder ähnliches hier sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann in dieser Zeit machen werde, aber ich hoffe Anja und Jörg haben schon einen Plan.
Kurz bevor es hier angefangen hat eintönig zu werden, schlägt die Natur Afrikas wieder voll zu. Es war Zeit für meine nächste Tierbegegnung. Diesmal wieder etwas ernsteres. Ich arbeitete an der Bar als Björn zu mir kam und meinte, renn mir einfach hinterher. Sofort rannten wir durch den Küchenhof und stoppten kurz vor dem Tor. Björn leuchtete auf den Boden und zeigte auf einen schwarzen Haufen. Zunächst war ich ernüchtert und meinte nur, was das für ein Käfer ist. Auf diese Frage kommt ein typischer Björn Satz, "das ist ein fockn Black Skorpion!" Endlich sehe ich einen dieser Art, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Mit einem Besen schieben wir ihn zur Küche um ihn im Licht zu betrachten. Wir dachten erst, er sei tot, doch diese Tierchen sind clever. Er scheint sich tot zu stellen um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Wir stupsten ihn mit einem Stock an und sofort stellte sich der Schwanz auf und er war angriffsbereit. Björn meinte, dass dieser hier verdammt groß sei und wollte ihn ausgerollt sehen. Wir nehmen einen Stock und drücken diesen auf den Skorpion während Björn den Schwanz mit einem kleinen Stöckchen ausrollt. Insgesamt war er ca 15-17 cm lang. Man konnte den Stachel an sich von Weitem sehr gut erkennen und der Schmerz war sichtlich auf den Stachel gedruckt. Allein der Stachel glich einer Nadelspitze und war genauso hart, dann kommt allerdings noch das Gift dazu. In Björns südwesterdeutsch hat es sich dann so angehört "Wenn der Okie dich sticht gehst du für 3 Wochen krank werden und vor Schmerz wirst du fockn kacken!" Ohne Arzt kann es sogar tödlich ausgehen. Nun kamen die Frauen aus der Küche dazu und versteckten sich auch gleich wieder hinter der Ecke. Björn macht allen die herumstanden das Angebot, 5000 Rand (500 Euro) bar auf die Kralle für den, der den Skorpion anlangt. Der Skorpion war zu der Zeit dermaßen agressiv und in Angriffsstellung, dass man es ohne Stich nicht geschafft hätte. Natürlich hat keiner das Angebot angenommen. Während wir uns unterhalten haben, sehen wir, wie sich ein Käfer dem Skorpion nähert. Er streift den Skorpion an den Scheren worauf der Schwanz mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne schießt und den Käfer trifft. Wie gestört fängt der Käfer an rumzufliegen und stürtzt nach einigen Sekunden in den Tod. Diese Skorpione sind einfach unglaublich! Letztendlich musste er allerdings auch getötet werden, da er einfach zu gefährlich ist. Diese Aufgabe hat dann Chefkoch Edward übernommen.
Nachdem alle Gefahr gebannt war, kehre ich zur Bar zurück und beende meine Schicht. Noch etwas essen und dann gehts ins Bett. Heute habe ich glücklicherweise mal kein Haustier und kann sofort ins Bett fallen.
Bis zur nächsten Zusammenfassung wünsche ich eine gute Nacht Namibia, Julian.
zusammenfassung
2. Oktoberwoche.
Die Stimmung ist immernoch gedrückt wegen dem Vorfall mit Bonny. Jetzt gehen die ersten Gerüchte um, dass es anscheinend kein Unfall war, sondern Mord. Allerdings will ich darauf nicht näher eingehen und versuchen über schönere Dinge zu berichten. Glücklicherweise ist in dieser Woche einiges passiert, das die Gedanken abschweifen lässt.
Allerdings sind diese Ereignisse wieder teils positive, teils negativ. Diesmal, wie es sich gehört, die schlechten Nachrichten zuerst.
Nachdem Anika regelrecht von hier geflüchtet ist, wird uns auch Denny und Virna verlassen. Allerdings haben sie das schon lange vorher angekündigt. Denny ist neben Björn einer meiner besten Freunde hier geworden. Ich hatte ettliche lustige Stunden an der Rezeption und er ist noch dazu mein Afrikaans Lehrer. Jetzt muss ich mir neben Trudy erneut einen weiteren Lehrer suchen. Erst heute haben wir wieder viel gelacht, da er von seinem Urlaub in Deutschland und Dänemark erzählt hat. Er hat Rosalinde eindrucksvoll von einem Maßkrug berichtet und von Wasserhähnen auf Toiletten, die mit Infrarotsensor funktionieren. Natürlich war das für Einheimische hier alles etwas neues und es war sehr lustig anzusehen, wie sie über Dinge staunen, die für mich selbstverständlich sind. Denny war vom deutschen Bier so angetan, dass er in seinem Urlaub vom Aufstehen um 7 Uhr frühs bis Abends nur Bier getrunken hat. Dementsprechend betrunken muss er dann wohl gewesen sein.
Virna ist seine Freundin und sie arbeitet hier als Flowmanager (dh. sie regelt die Finanzen). Sie hat sich auf die Stelle des Flow Managers bei Joe's Beerhouse in Windhoek beworben und wurde genommen. Joe's Beerhouse ist wohl das bekannteste Restaurant in ganz Windhoek und wird in jedem Reiseführer als "Must See" gepriesen. Diesen Montag am 19. werden die beiden uns schon verlassen. Denny nutzt die Möglichkeit auch einen Job in Windhoek zu finden, da er sich nach einer geregelten Woche sehnt und nichtmehr 4 Wochen am Stück arbeiten will. Er wird hier aufjedenfall fehlen, da er immer gute Stimmung verbreidet hat und immer für einen Spaß zu haben war.
Jetzt hoffe ich umso mehr, dass ich die Woche Ende Oktober frei bekomme, da Björn vorgeschlagen hat, dass wir dann Denny und Virna in Joe's Beerhouse treffen können.
Und weil Virna dann dort schon Managerin ist, springt dabei vielleicht auch was für uns heraus.
Ich bin mir nicht sicher, ob Anja und Jörg über all die Vorfälle hier bescheid wissen, aber sie werden auf jeden Fall geschockt sein, wenn sie aus Deutschland zurückkommen, da in den 5 Wochen doch einiges passiert ist.
Sollte ich die besagte Woche frei bekommen, würde ich bei Björn in Windhoek wohnen können. Da eine Woche Windhoek aber Verschwendung für mich wäre, hat Björn den Vorschlag gemacht, dass wir für 2 oder 3 Tage nach Swakopmund fahren könnten, was natürlich großartig wäre. Swakopmund ist die Touristenstadt in Namibia und sie gleicht einer deutschen Stadt, da sie noch stark von der Kolonialzeit geprägt ist. Ich darf mir allerdings nicht all zu viel Vorfreude genehmigen, da Anja alles mit einem einfachen "NEIN" zu Nichte machen kann. Deshalb lege ich meine Prioritäten zunächst auf das Wochenende auf der Farm von Klyde, der dort die mega Geburtstagsfeier schmeißt.
Doch lass mich von den Träumen und Wünschen der Zukunft auf die brutale Realität des Hier und Jetzt kommen. Vor kurzem habe ich über die Schlangenjagd berichtet, die leider erfolglos war und dass ich mich auf meine erste Begegnung freue. Tja jetzt ist sie gekommen. Ein paar Tage war es her, als Trudi wie vom Blitz getroffen in die Rezeption stürmte und zu Michael nur ein Wort sagte "Slang!" Allen war klar, eine Schlange muss im Restaurant sein. Die Kamera bereits gezückt, eile ich zum Restaurant und erblicke auch gleich den Halbkreis, den die Gäste um die Schlange gebildet haben. Die Schlange hat sich unter einem Tisch außerhalb des Restaurants verschanzt. Ich frage Björn um welche Art es sich handelt und er antwortet "das is ne fockn Cape Cobra, ein Biss und du gehst kacken!" Wie aus Reflex mach ich auf diese Antwort einen Schritt zurück und mache die ersten Schnappschüsse.
Wir diskutierten nun, wie wir die Schlange wieder ins Feld bekommen, da wir dieses eindrucksvolle Geschöpf nicht verletzen wollten. In dem Moment kommt Gabriel mit 2 langen Stöcken an und meint "I will catch it". Wir fragten ihn nur, ob er klar kommt, da der nächste Arzt in Windhoek liegt. Wir einigen uns darauf, dass wir versuchen sie durch Laute zu verscheuchen. Dabei stellen wir uns so, dass der Schlange nur der Weg ins Feld offen steht. Ein Kellner öffnet das Fenst direkt über der Schlange und stößt sie von oben mehrmals an. Die Cobra stellt sich auf, plustert ihren Hals auf und schnappt 2 mal nach dem Stock. Ich war baff von der Schnelligkeit der Cobra und Björn meint dazu nur, dass das lediglich eine Warnung war und sie noch viel schneller ist. Während dieser Aktion hat Gabriel einen Eimer Wasser geholt, das Schlangen Wasser nicht abhaben können.
Mit mehreren Schlägen auf den Boden hinter der Schlange haben wir sie endlich dazu gebracht, dass sie Richtung Feld schlängelt. Kurz bevor sie im Feld verschwunden war, kommt Gabriel noch auf die grandiose Idee den Eimer Wasser hinter ihr herzukippen. Er erwischt sie volle Breitseite und in dem Moment stoppt die Cobra, stellt sich auf und mit einem geschwollenen Hals faucht sie Gabriel an, zum Glück konnte sie kein Gift spucken und ist kurz darauf auch weiter geflüchtet. Es hätte durchaus passieren können, dass sie nochmals umdreht und Gabriel angreift. Letztendlich ist aber alles gut gegangen, die Gäste waren natürlich tierisch aufgedreht (ICH AUCH, musste es aber verheimlichen), haben sich dann aber doch wieder entspannt, da die Begegnung gut ausgegangen ist und zudem die Gäste nun etwas zum erzählen hatten.
Das sollte aber nicht die einzige Begegnung mit dieser Schlange gewesen sein. Ein paar Tage später haben wir sie erneut gesehn, diesmal aber in einem Gästezimmer, was nicht so prickelnd war. Wir stehen nun vor dem Zimmer und wissen nicht, wie wir sie da raus bekommen sollen. Rein will natürlich auch keiner, da sie genau hinter der Tür liegt, also gehen wir zu den Fenstern und machen so viel Krach im Zimmer wie wir können. Es scheint zu funktionieren, die Schlange bewegt sich und schlängelt zunächst weiter ins Zimmer, dann aber zum Glück zur Tür. Da jeder Fluchtweg von den Mitarbeitern versperrt ist, rast sie auf eine Gruppe zu. Wie die wilden brechen sie in Panik aus und suchen das Weite, woraufhin sich die Schlange in einem Busch versteckt. Da sie anscheinend immer wieder zur Lodge zurückkommen wird, beschließen wir sie zu töden. Robert, der Qualitätsmanager (für was es hier alles Manager gibt ist die wahre Pracht) kommt mit dem Poolkäscher angelaufen und schlägt nach der Cobra, bevor sie flüchten kann. Er trifft sie mehrmals am Kopf, was sie außer Gefecht setzt. Leider mussten wir diese letzte Möglichkeit wählen, da sie eine zu große Gefahr für die Gäste darstellte. Jetzt kommt der spaßige Teil der Geschichte. Michael packt die Cobra am Schwanz und trägt sie zur Küche. Er tritt in die Küche, die Schlange neben ihm baumelnd und wirklich alle in der Küche reißen die Augen auf und rennen Richtung Hinterausgang, als ob eine Bombenwarnung ausgerufen wurde. Als sie hinten rausrennen und uns lachen sehen, verstehen sie, dass sie bereits tot sein muss. Michael legt die Schlange in den Küchenhof, kurz darauf fängt sie an sich zu bewegen (quasie wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt). Es sieht richtig beängstigend aus, da sie noch rumschlängelt und jeder, der neu dazu kommt erschreckt sich erstmal, da er eine sich bewegende Schlange sieht. Nachdem ich ein paar Bilder gemacht habe, packt mich die Neugier, ich greif die Schlange beim Schwanz und hebe sie hoch. Währendessen legt sich ihr Schwanz um meine Hand und sie bewegt sich immernoch, ein unglaubliches Gefühl! Wenn man bedenkt, dass in dem Körper immernoch Gift enthalten ist, das einen töden kann, ist mir ehrlich gesagt auch etwas mulmig dabei, aber die Abenteuerlust siegt wie so oft über die Achtsamkeit.
Mein ganz persönlicher Höhepunkt an Tiersichtungen ereignete sich allerdings noch ein Paar Tage später. Wir saßen gemütlich beim Abendessen, als Edward der Manager for Food and Drinks zu uns an den Tisch kommt und aufgeregt von einem mysteriösen Vogel erzählt, der sich hinter der Küche befinden soll. Verwundert über seine Beschreibung schaun wir nach, um welches Tier es sich handelt. Michael geht mit seiner Taschenlampe voraus und bleibt in der Dunkelheit plötzlich stehen. Mit einem erleichterten "ASOOO" gibt er Entwarnung, es ist nur ein Stachelschwein, wobei was heißt "nur". Auch diese irgendwie "süß" aussehenden Wesen können gefährlich werden. In unserem Fall hätte es auch gefährlich werden können, da es schon die Verteidigungsstellung angenommen hat. Es stellt die Stacheln senkrecht nach oben und rasselte damit, um uns zu warnen. Da es zu dunkel ist, können wir kaum erkennen, wie groß es ist (Michael's Lampe ist so gut wie leer). Als ich ein Foto ins Nichts mache, erkennen wir es durch den Blitz für eine Sekunde. Darauf höre ich von hinten nur Björn rufen "Fuck is der Okie gross!" Michael bestätigt diese "Aussage" und dieser Okie IST gross (Okie ist so etwas wie der Tyü oder das Ding). Ich schätze mit aufgestellten Stacheln ca 1 Meter vom Boden aus und 1,30 Meter lang. Jetzt magst du vielleicht denken, dass es dann ja fast wie ein Würfel aussieht, in der Verteidigungsstellung ist das eben auch fast der Fall, dementsprechend lustig ist das Ding auch gelaufen. Es hat nur sehr kleine Füßchen und versucht von uns wegzurennen, da der Schwerpunkt jetzt aber viel weiter oben liegt, schwankt das komplette Tier durch die Gänge und man hört nur das Kratzen der Stacheln an den Wänden, weil es so breit ist, dass es kaum durch die Gänge passt. Erst am nächsten Tag konnte ich auf den Bildern genau erkennen, wie es ausgesehn hat. Diese Stachelschweine sehen eigentlich sehr schön aus, da die Stacheln komplett gestreift sind und am Kopf hat es lange Haare, die wie eine Dauerwelle nach oben stehen. Das ist vielleicht ein Grund, warum Jörg es angeblich töten möchte, um die wunderschönen Stachel als Deko zu verwenden, wie es hier in der ganzen Lodge schon der Fall ist.
Auf dem Weg zu unseren Zimmer haben es Björn und ich nochmal gesehen. Diesmal aber im Licht und ich muss sagen, dass diese Tiere wirklich schön sind. Wir haben noch zugeschaut, wie es durch die Anlage geschwankt und schließlich in der Dunkel verschwunden ist. Nach den ganzen Aufregungen muss ich mich erstmal ausruhen. Deshalb mach ich mich jetzt ins Bett. Nur noch mein Handtuch von der Türschwelle nehmen, das ungebetene Gäste davon abhalten soll unter meiner Tür durchzukriechen und dann in die Heija. Doch was kitzelt mich da an der Hand? Wie eine Kugel schießt mir das Wort durch den Kopf, "SKORPION!" Ich schmeiße das Handtuch in die Ecke, streife mir vor Ekel und Panik die Arme und Hände ab und blicke hektisch umher. Ich erkenne nur wie mein Gast um die Ecke ins Bad huscht und der Okie war ebenfalls GROSS. Vorsichtig blicke ich um die Ecke ins Bad, in dem Moment durchströmt mich ein Gefühl der Erleichterung und gleichzeitig ein Gefühl größten Ekels. Es handelt sich zum Glück nicht um einen Skorpion, sondern um eine Weizenspinne. Wie wild rennt sie durch mein Zimmer und ich schmeiße mit meinem Schuh nach ihr. Nachdem ich sie nach mehreren Versuchen nicht erwischt habe, nimmt sie direkten Kolisionskurs auf meinen Fuß. Ich halte kurz ein, ziele und "KNACK!" Volltreffer. Ich hebe mein Bein und sehe, wie sie noch kurz zuckt, dann aber keinen Mucks mehr macht. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit auf einem Bild den Größenvergleich zu machen. Ich lege meine Hand neben die Spinne und schieße einige Fotos. Mit ausgestreckten Beinen ist sie so groß wie meine Hand, wenn nicht sogar größer. Da jetzt Haustier Nr 6? Ich hab schon ganrichtmehr mitgezählt, entfernt ist, kann ich endlich zur Ruhe kommen.
Somit ein sehr erholsames gute Nacht Namibia, Julian.
Die Stimmung ist immernoch gedrückt wegen dem Vorfall mit Bonny. Jetzt gehen die ersten Gerüchte um, dass es anscheinend kein Unfall war, sondern Mord. Allerdings will ich darauf nicht näher eingehen und versuchen über schönere Dinge zu berichten. Glücklicherweise ist in dieser Woche einiges passiert, das die Gedanken abschweifen lässt.
Allerdings sind diese Ereignisse wieder teils positive, teils negativ. Diesmal, wie es sich gehört, die schlechten Nachrichten zuerst.
Nachdem Anika regelrecht von hier geflüchtet ist, wird uns auch Denny und Virna verlassen. Allerdings haben sie das schon lange vorher angekündigt. Denny ist neben Björn einer meiner besten Freunde hier geworden. Ich hatte ettliche lustige Stunden an der Rezeption und er ist noch dazu mein Afrikaans Lehrer. Jetzt muss ich mir neben Trudy erneut einen weiteren Lehrer suchen. Erst heute haben wir wieder viel gelacht, da er von seinem Urlaub in Deutschland und Dänemark erzählt hat. Er hat Rosalinde eindrucksvoll von einem Maßkrug berichtet und von Wasserhähnen auf Toiletten, die mit Infrarotsensor funktionieren. Natürlich war das für Einheimische hier alles etwas neues und es war sehr lustig anzusehen, wie sie über Dinge staunen, die für mich selbstverständlich sind. Denny war vom deutschen Bier so angetan, dass er in seinem Urlaub vom Aufstehen um 7 Uhr frühs bis Abends nur Bier getrunken hat. Dementsprechend betrunken muss er dann wohl gewesen sein.
Virna ist seine Freundin und sie arbeitet hier als Flowmanager (dh. sie regelt die Finanzen). Sie hat sich auf die Stelle des Flow Managers bei Joe's Beerhouse in Windhoek beworben und wurde genommen. Joe's Beerhouse ist wohl das bekannteste Restaurant in ganz Windhoek und wird in jedem Reiseführer als "Must See" gepriesen. Diesen Montag am 19. werden die beiden uns schon verlassen. Denny nutzt die Möglichkeit auch einen Job in Windhoek zu finden, da er sich nach einer geregelten Woche sehnt und nichtmehr 4 Wochen am Stück arbeiten will. Er wird hier aufjedenfall fehlen, da er immer gute Stimmung verbreidet hat und immer für einen Spaß zu haben war.
Jetzt hoffe ich umso mehr, dass ich die Woche Ende Oktober frei bekomme, da Björn vorgeschlagen hat, dass wir dann Denny und Virna in Joe's Beerhouse treffen können.
Und weil Virna dann dort schon Managerin ist, springt dabei vielleicht auch was für uns heraus.
Ich bin mir nicht sicher, ob Anja und Jörg über all die Vorfälle hier bescheid wissen, aber sie werden auf jeden Fall geschockt sein, wenn sie aus Deutschland zurückkommen, da in den 5 Wochen doch einiges passiert ist.
Sollte ich die besagte Woche frei bekommen, würde ich bei Björn in Windhoek wohnen können. Da eine Woche Windhoek aber Verschwendung für mich wäre, hat Björn den Vorschlag gemacht, dass wir für 2 oder 3 Tage nach Swakopmund fahren könnten, was natürlich großartig wäre. Swakopmund ist die Touristenstadt in Namibia und sie gleicht einer deutschen Stadt, da sie noch stark von der Kolonialzeit geprägt ist. Ich darf mir allerdings nicht all zu viel Vorfreude genehmigen, da Anja alles mit einem einfachen "NEIN" zu Nichte machen kann. Deshalb lege ich meine Prioritäten zunächst auf das Wochenende auf der Farm von Klyde, der dort die mega Geburtstagsfeier schmeißt.
Doch lass mich von den Träumen und Wünschen der Zukunft auf die brutale Realität des Hier und Jetzt kommen. Vor kurzem habe ich über die Schlangenjagd berichtet, die leider erfolglos war und dass ich mich auf meine erste Begegnung freue. Tja jetzt ist sie gekommen. Ein paar Tage war es her, als Trudi wie vom Blitz getroffen in die Rezeption stürmte und zu Michael nur ein Wort sagte "Slang!" Allen war klar, eine Schlange muss im Restaurant sein. Die Kamera bereits gezückt, eile ich zum Restaurant und erblicke auch gleich den Halbkreis, den die Gäste um die Schlange gebildet haben. Die Schlange hat sich unter einem Tisch außerhalb des Restaurants verschanzt. Ich frage Björn um welche Art es sich handelt und er antwortet "das is ne fockn Cape Cobra, ein Biss und du gehst kacken!" Wie aus Reflex mach ich auf diese Antwort einen Schritt zurück und mache die ersten Schnappschüsse.
Wir diskutierten nun, wie wir die Schlange wieder ins Feld bekommen, da wir dieses eindrucksvolle Geschöpf nicht verletzen wollten. In dem Moment kommt Gabriel mit 2 langen Stöcken an und meint "I will catch it". Wir fragten ihn nur, ob er klar kommt, da der nächste Arzt in Windhoek liegt. Wir einigen uns darauf, dass wir versuchen sie durch Laute zu verscheuchen. Dabei stellen wir uns so, dass der Schlange nur der Weg ins Feld offen steht. Ein Kellner öffnet das Fenst direkt über der Schlange und stößt sie von oben mehrmals an. Die Cobra stellt sich auf, plustert ihren Hals auf und schnappt 2 mal nach dem Stock. Ich war baff von der Schnelligkeit der Cobra und Björn meint dazu nur, dass das lediglich eine Warnung war und sie noch viel schneller ist. Während dieser Aktion hat Gabriel einen Eimer Wasser geholt, das Schlangen Wasser nicht abhaben können.
Mit mehreren Schlägen auf den Boden hinter der Schlange haben wir sie endlich dazu gebracht, dass sie Richtung Feld schlängelt. Kurz bevor sie im Feld verschwunden war, kommt Gabriel noch auf die grandiose Idee den Eimer Wasser hinter ihr herzukippen. Er erwischt sie volle Breitseite und in dem Moment stoppt die Cobra, stellt sich auf und mit einem geschwollenen Hals faucht sie Gabriel an, zum Glück konnte sie kein Gift spucken und ist kurz darauf auch weiter geflüchtet. Es hätte durchaus passieren können, dass sie nochmals umdreht und Gabriel angreift. Letztendlich ist aber alles gut gegangen, die Gäste waren natürlich tierisch aufgedreht (ICH AUCH, musste es aber verheimlichen), haben sich dann aber doch wieder entspannt, da die Begegnung gut ausgegangen ist und zudem die Gäste nun etwas zum erzählen hatten.
Das sollte aber nicht die einzige Begegnung mit dieser Schlange gewesen sein. Ein paar Tage später haben wir sie erneut gesehn, diesmal aber in einem Gästezimmer, was nicht so prickelnd war. Wir stehen nun vor dem Zimmer und wissen nicht, wie wir sie da raus bekommen sollen. Rein will natürlich auch keiner, da sie genau hinter der Tür liegt, also gehen wir zu den Fenstern und machen so viel Krach im Zimmer wie wir können. Es scheint zu funktionieren, die Schlange bewegt sich und schlängelt zunächst weiter ins Zimmer, dann aber zum Glück zur Tür. Da jeder Fluchtweg von den Mitarbeitern versperrt ist, rast sie auf eine Gruppe zu. Wie die wilden brechen sie in Panik aus und suchen das Weite, woraufhin sich die Schlange in einem Busch versteckt. Da sie anscheinend immer wieder zur Lodge zurückkommen wird, beschließen wir sie zu töden. Robert, der Qualitätsmanager (für was es hier alles Manager gibt ist die wahre Pracht) kommt mit dem Poolkäscher angelaufen und schlägt nach der Cobra, bevor sie flüchten kann. Er trifft sie mehrmals am Kopf, was sie außer Gefecht setzt. Leider mussten wir diese letzte Möglichkeit wählen, da sie eine zu große Gefahr für die Gäste darstellte. Jetzt kommt der spaßige Teil der Geschichte. Michael packt die Cobra am Schwanz und trägt sie zur Küche. Er tritt in die Küche, die Schlange neben ihm baumelnd und wirklich alle in der Küche reißen die Augen auf und rennen Richtung Hinterausgang, als ob eine Bombenwarnung ausgerufen wurde. Als sie hinten rausrennen und uns lachen sehen, verstehen sie, dass sie bereits tot sein muss. Michael legt die Schlange in den Küchenhof, kurz darauf fängt sie an sich zu bewegen (quasie wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt). Es sieht richtig beängstigend aus, da sie noch rumschlängelt und jeder, der neu dazu kommt erschreckt sich erstmal, da er eine sich bewegende Schlange sieht. Nachdem ich ein paar Bilder gemacht habe, packt mich die Neugier, ich greif die Schlange beim Schwanz und hebe sie hoch. Währendessen legt sich ihr Schwanz um meine Hand und sie bewegt sich immernoch, ein unglaubliches Gefühl! Wenn man bedenkt, dass in dem Körper immernoch Gift enthalten ist, das einen töden kann, ist mir ehrlich gesagt auch etwas mulmig dabei, aber die Abenteuerlust siegt wie so oft über die Achtsamkeit.
Mein ganz persönlicher Höhepunkt an Tiersichtungen ereignete sich allerdings noch ein Paar Tage später. Wir saßen gemütlich beim Abendessen, als Edward der Manager for Food and Drinks zu uns an den Tisch kommt und aufgeregt von einem mysteriösen Vogel erzählt, der sich hinter der Küche befinden soll. Verwundert über seine Beschreibung schaun wir nach, um welches Tier es sich handelt. Michael geht mit seiner Taschenlampe voraus und bleibt in der Dunkelheit plötzlich stehen. Mit einem erleichterten "ASOOO" gibt er Entwarnung, es ist nur ein Stachelschwein, wobei was heißt "nur". Auch diese irgendwie "süß" aussehenden Wesen können gefährlich werden. In unserem Fall hätte es auch gefährlich werden können, da es schon die Verteidigungsstellung angenommen hat. Es stellt die Stacheln senkrecht nach oben und rasselte damit, um uns zu warnen. Da es zu dunkel ist, können wir kaum erkennen, wie groß es ist (Michael's Lampe ist so gut wie leer). Als ich ein Foto ins Nichts mache, erkennen wir es durch den Blitz für eine Sekunde. Darauf höre ich von hinten nur Björn rufen "Fuck is der Okie gross!" Michael bestätigt diese "Aussage" und dieser Okie IST gross (Okie ist so etwas wie der Tyü oder das Ding). Ich schätze mit aufgestellten Stacheln ca 1 Meter vom Boden aus und 1,30 Meter lang. Jetzt magst du vielleicht denken, dass es dann ja fast wie ein Würfel aussieht, in der Verteidigungsstellung ist das eben auch fast der Fall, dementsprechend lustig ist das Ding auch gelaufen. Es hat nur sehr kleine Füßchen und versucht von uns wegzurennen, da der Schwerpunkt jetzt aber viel weiter oben liegt, schwankt das komplette Tier durch die Gänge und man hört nur das Kratzen der Stacheln an den Wänden, weil es so breit ist, dass es kaum durch die Gänge passt. Erst am nächsten Tag konnte ich auf den Bildern genau erkennen, wie es ausgesehn hat. Diese Stachelschweine sehen eigentlich sehr schön aus, da die Stacheln komplett gestreift sind und am Kopf hat es lange Haare, die wie eine Dauerwelle nach oben stehen. Das ist vielleicht ein Grund, warum Jörg es angeblich töten möchte, um die wunderschönen Stachel als Deko zu verwenden, wie es hier in der ganzen Lodge schon der Fall ist.
Auf dem Weg zu unseren Zimmer haben es Björn und ich nochmal gesehen. Diesmal aber im Licht und ich muss sagen, dass diese Tiere wirklich schön sind. Wir haben noch zugeschaut, wie es durch die Anlage geschwankt und schließlich in der Dunkel verschwunden ist. Nach den ganzen Aufregungen muss ich mich erstmal ausruhen. Deshalb mach ich mich jetzt ins Bett. Nur noch mein Handtuch von der Türschwelle nehmen, das ungebetene Gäste davon abhalten soll unter meiner Tür durchzukriechen und dann in die Heija. Doch was kitzelt mich da an der Hand? Wie eine Kugel schießt mir das Wort durch den Kopf, "SKORPION!" Ich schmeiße das Handtuch in die Ecke, streife mir vor Ekel und Panik die Arme und Hände ab und blicke hektisch umher. Ich erkenne nur wie mein Gast um die Ecke ins Bad huscht und der Okie war ebenfalls GROSS. Vorsichtig blicke ich um die Ecke ins Bad, in dem Moment durchströmt mich ein Gefühl der Erleichterung und gleichzeitig ein Gefühl größten Ekels. Es handelt sich zum Glück nicht um einen Skorpion, sondern um eine Weizenspinne. Wie wild rennt sie durch mein Zimmer und ich schmeiße mit meinem Schuh nach ihr. Nachdem ich sie nach mehreren Versuchen nicht erwischt habe, nimmt sie direkten Kolisionskurs auf meinen Fuß. Ich halte kurz ein, ziele und "KNACK!" Volltreffer. Ich hebe mein Bein und sehe, wie sie noch kurz zuckt, dann aber keinen Mucks mehr macht. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit auf einem Bild den Größenvergleich zu machen. Ich lege meine Hand neben die Spinne und schieße einige Fotos. Mit ausgestreckten Beinen ist sie so groß wie meine Hand, wenn nicht sogar größer. Da jetzt Haustier Nr 6? Ich hab schon ganrichtmehr mitgezählt, entfernt ist, kann ich endlich zur Ruhe kommen.
Somit ein sehr erholsames gute Nacht Namibia, Julian.
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