Sonntag, 6. Dezember 2009

Mein Urlaub in Windhoek

Auf dem Weg nach Windhoek

Es wird ruhiger und ruhiger und mein Urlaub rückt immer näher. Björn kann es kaum noch erwarten und kann von nichts anderem mehr reden. Jeden Tag will er früher losfahren, am Anfang war es noch 8 Uhr, mittlerweile sind wir bei 6 Uhr angekommen. Hier an der Lodge habe ich an manchen Tagen auch schon halben Urlaub, da sie mich z. B. nicht an der Rezeption brauchen, dann hab ich den ganzen Tag frei und muss erst um 18 Uhr zum Dinner anfangen. Da man bei so viel Freizeit auf dumme Ideen kommt ist vorprogrammiert. Mein Komplize, Ronny mein Kollege von der Rezeption. Unser Vorhaben, Vögel schießen! Aber nicht mit einem Gewehr, sondern mit einer der beliebtesten Waffen hier im Land, der Steinschleuder. Scheinbar hat hier so gut wie jeder als Kind eine Steinschleuder gehabt, dementsprechend kann Ronny auch schießen. Vielleicht liegt es bei ihm auch in den Genen, da er zur Hälfte vom Buschmannstamm abstammt (zur anderen Hälfte ist er Nama). Ich bekomm die Schleuder von Jörg (hier heißt es Ketti schießen). Jörg gibt uns den Auftrag die schwarzen Stare und die Mausvögel abzuschießen, da es von diesen hier zu viele gibt und diese alles vollscheißen. Ronny und ich machen uns also auf die Jagd. Leider dürfen wir nur im Privatbereich jagen, da die Gäste nicht sehen sollen, dass wir auf Vögel schießen. Auf einer großen Tanne sehen wir 3 Stare, unsere ersten Ziele. Meine ersten Versuche sind kläglich gescheitert, Ronny hingegen hat sie immer nur um haaresbreite verpasst. Einen hat er dann entweder getroffen oder so knapp verfehlt, dass der Vogel vom Schock gestorben ist, da nun einer der Stare kopfüber mit einem Bein im Ast verfangen nach unten hängt. Durch den Wind baumelt das ganze Ding nun im Baum wie eine Christbaumkugel. Als Jörg das sieht, muss selbst er lachen, sowie alle anderen, die es mitbekommen haben.

Wir gehen weiter und Ronny sieht ein neues Opfer, diesmal aber keiner der abschussfreien Vögel. Ronny will ihn trotzdem schießen, gesagt getan. Es hat sich dann rausgestellt, dass es ein Kolibri war, was Jörg nicht so gefallen hat, da das hier einer der schönsten Vögel ist. Das krasse war, wie er den Vogel geschossen hat, aus ca 2 Meter Entfernung ... der Vogel ist natürlich sofort umgefallen lag aber noch auf dem Ast. Kurz darauf sehe ich, wie ein Tropfen Blut aus dem Schnabel kommt, als Ronny den anderen den Vogel zeigt sagen alle nur "Oh shame Ronny!" Doch unsere Jagd geht weiter, ich will schließlich auch noch was treffen. Jörg meint wir sollen noch etwas weiter gehen, da hinter den Häusern der Parkplatz ist, nicht, dass wir noch ein Auto treffen. Wir stellen uns an den Rand der Lodge und feuern in die Bäume außerhalb, hier können wir nichts falsches treffen. 20 Meter vor uns landet eine Taube auf dem Boden. Ronny meint ich soll versuchen sie zu treffen. Nach einigen Versuchen verfehle ich die Taube immer nur knapp und man sieht wie die Steine im Staub neben der Taube einschlagen wodurch sie immer wild fladdert und ein Stück weiterfliegt. Ronny trifft sie leider auch nicht und dann wird unsere Jagd unterbrochen, da Ronny's Schleuder gerissen ist. Wir beenden unsere Jagd, aber bald gehts wieder weiter.

Doch jetzt steht unser Urlaub vor der Tür. Der letzte Abend ist angebrochen, achja mittlerweile ist Abfahrt auf 5 Uhr morgens gesetzt. Packen ist also wieder angesagt, diesmal soll ich ,Björn nach, alles mitnehmen, da ich dann alles waschen lassen kann, praktisch. Wir nehmen auch 2 Flaschen Weiswein mit, als kleines Geschenk für Björn's Vater und Mutter. Den Wecker auf 4 Uhr gestellt leg ich mich zu Bett und freu mich unheimlich. RRRRRING, der Handyalarm ertönt und ich realisiere, das ist der Weckruf zum Urlaub! Schnell duschen und dann schlepp ich meine ganzen Sachen zu Björn's Zimmer. Björn hat mich extra gewarnt ich soll pünktlich sein, sonst fährt er ohne mich los. Um halb 5 steh ich ich wie vereinbart vor seiner Tür, doch alles ist stock dunkel. Ich klopfe und klopfe bis sich endlich was regt. Er öffnet die Tür, mit verwüsteten Haaren, geschwollenen Augen und nur in Boxershort sagt er zu mir, "es ist erst 4 Uhr was machst du schon hier?" Ich antworte nur, dass er auf seine Uhr schaun soll, mit einem Schreck war er dann wach, da er erkannt hat, dass er komplett verpennt hat. Hastig macht er sich fertig und wir kommen schließlich um viertel 6 los. In kompletter Dunkelheit fahren wir los, dem Sonnenaufgang entgegen. Der erste Teil der Strecke ist mir noch bekannt, dann biegen wir auf eine neue Strecke ab. Wir müssen über einen Pass fahren und hoffen, dass wir bis Sonnenaufgang ganz oben sind. Der Weg nach oben ist schonmal unfassbar. Ob man hier überhaupt mit einem normalen Wagen hochkommt ist fraglich, gelgentlich mal ein Stück gepflastert, sonst nur Staub und Geröll. Doch dieser Weg sollte sich lohnen. Ganz oben ist eine Aussichtsplattform und man schaut runter ins Thal, bis alles im Morgennebel verschwimmt. Im Rücken geht die Sonne auf, klettert langsam über die Bergspitze und flutet das ganze Thal mit goldenem Licht. Doch hier in Namibia geht nicht nur die Sonne auf, sondern auch der Mond. Wenn hier der Vollmond aufgeht, kann man jeden Sonnenuntergang und -aufgang in die Tonne treten, das scheint nämlich nicht von dieser Welt zu sein. Der Mond kommt ganz langsam über dem Naukluftgebirge hoch, da er direkt am Horizont ist, nimmt man ihn doppelt so groß wie gewöhnlich wahr. Hinzu kommt, dass er richtig orange farben ist. Sowas bekommt man in Deutschland leider niemals zu sehen.

Doch zurück zu unserer Fahrt. Nachdem wir uns am Ausblick satt gesehen haben, was kaum möglich ist, fahren wir weiter. Vor uns liegen noch 300 Km reinster Staub. Die Teerstraße fängt hier leider erst kurz vor Windhoek an. Doch die Qualen der Fahrt vergisst man, wenn man die Umgebung betrachtet. Alles scheint der Umgebung zu ähneln, die ich auf der Fahrt zur Farm damals gesehn habe, aber bei genauerer Betrachtung ist es doch etwas komplett anderes. Man sieht wieder andere Tiere auf dem Weg und neue Pflanzen, was allerdings bleibt ist die unverwechselbare Weite, die den zu bewältigenden Weg unendlich erscheinen lässt. Hinter jedem Hügel kommt eine neue Fläche, bis wir zum letzten Hügel kommen. Diesen bewältigt erstreckt sich endlich ganz Windhoek vor unseren Füßen. Von einer Sekunde auf die andere steht man plötzlich an einer Kreuzung und hunderte Autos fahren an einem vorbei. Nach mehreren Minuten wilden Abbiegens durch die Stadt stehen wir schließlich vor Björns Haus. Ein elegantes Eisentor öffnet sich auf Knopfdruck und 2 Hunde begrüßen uns herzlichst. In der Einfahrt stehen bereits 3 Autos, dh ich bin schon auf das Haus gespannt, Björns Familie scheint wirklich Geld zu haben. Björn Senior heißt uns ebenfalls willkommen, mich natürlich mit "Guten Tag Deutschland!!!" Nun zeigen sie mir erstmal das Haus und mein Zimmer. Da es hier ja keine Platzprobleme im Land gibt, wir selten mehrstöckig gebaut, dafür ist der eine Stock umso größer und verzweigter. Zu meinem Missgunsten, da ich mich am ersten Tag ständig verlaufe und überlegen muss wo ich jetzt genau hinlaufen muss. Nachdem sie mir alles im Haus gezeigt haben, gehen wir nach Draußen. Eine super Sache ist, dass das Haus fast Übergangslos ins freie geht, dh es gibt keine Wand und keine Tür nach Draußen, sondern der letzte Teil ist einfach nur überdacht. Angekommen finde ich eine Lapa vor, also eine Fläche, die mit einem Grasdach überdacht ist. Darunter befindet sich ein Steinofen, ein Grill und eine Barecke. Hier kann man wirklich entspannen! Dann kommen wir als letztes zu meinem Schlafzimmer. Zimmer kann man nicht sagen, da es komplett von der Hauptwohnung ausgeschlossen ist, also ein richtiger Gästetrakt mit eigener Toilette und Dusche und einem rießigen Doppelbett, das zum ausruhen einlädt.

Doch Ausruhen steht noch nicht auf unserem Zeitplan, denn zunächst ist Einkaufen angesagt. Wir fahren los Richtung Stadtmitte, auf dem Weg muss ich feststellen, dass Björn sehr ungeduldig mit anderen Verkehrsteilnehmern ist und sich die komplette Fahrt nur aufregt. Jetzt versteh ich auch, warum er sagt, dass er es in Windhoek nichtmehr aushält. Die Taxifahrer hier und auch sämtliche andere fahren wirklich dermaßen schlecht, dass man sich fragt, wie diese ihren Führerschein bekommen haben. Genervt kommen wir endlich an der Mall an und schaun in die ersten Geschäfte. Björn braucht Schuhe, ich brauch Fellis (typisch namibische Schuhe aus Rooben- oder Kuduleder) für meinen Vater und mich, außerdem halt ich noch Ausschau nach Klamotten, da hier Markenware billiger sein soll. Leider stell ich fest, dass das nur bei manchen Marken der Fall ist. Am Ende habe ich dann aber doch noch ein paar Sachen bekommen, für die ich in Deutschland über das Doppelte gezahlt hätte.

Nun geht es zurück nach Hause, endlich relaxen, denn so langsam wird man doch etwas müde, wenn man um 4 Uhr morgens aufsteht. Auf dem Sofa vor dem Tv angekommen ploppt dann auch der erste Kronkorcken von der Bierflasche. Das Fernsehen hier ist wirklich der Hammer. Es ist 2 Uhr Nachmittags und wir schauen "Bat Man the Dark Knight", danach kam dann "Stirb langsam 4.0". Gegen Nachmittag kam dann auch Björns Mutter Charleen und Björns Bruder Kim nach Hause. Sie spricht nur englisch, Kim kann deutsch, doch irgendwie wird doch immer alles gemischt, mal englisch, mal deutsch und dann auch wieder mal afrikaans. Im Hintergrund meldet sich dann noch jemand. Gerry, der neue Vogel, den sie sich angschafft haben. Gerry ist noch sehr jung und unbeholfen, aber sau komisch. Wir setzen ihn ins Wohnzimmer auf seinen Kletterbaum. Ständig versucht er zu fliegen, aber sie haben ihm die Federn gestutzt, damit er nicht davonfliegen kann, wodurch er als Ventilator dient. Eine lustige, aber auch nervende Sache ist, dass er ständig Paddys drückt, dh er muss ständig kacken. Aber nicht normal, sondern immer schön flüssig. Deshalb kann man ihn auch kaum auf die Schulter setzen, Björn hat es einmal gemacht und kurze Zeit später ist ihm die Soße über die Brust gelaufen. Daraufhin ist er natürlich wieder in den Käfig gekommen.

Nach dem ganzen Schreiben übers Kacken gehn wir jetzt mal zum Thema Essen über. Charleen hat uns wunderbares Abendessen gemacht, was nach diesem Tag dringend notwendig war. Danach gings wieder auf die Couch, heute nehmen wir uns nochmal eine Erholungspause, aber morgen geht dann Abends Party. Auf dem Tv laufen nebenbei wieder Filme wie "Harry Potter und der Orden des Phoenix". Lange halten wir heute allerdings nicht durch und gehen relativ früh schlafen, damit wir morgen fit sind.

Der nächste Morgen bricht an und ich bin erholt wie lange nichtmehr. Der Vergleich von diesem Bett hier zu meinem 80x1,90 Bett ist wie Tag und Nacht. Hier kann ich meine Arme ausbreiten, ohne an eine Wand zu schlagen und meine Füße hängen unten nicht heraus.
Wir brechen auf in die Stadt und machen noch einige Besorgungen bevor wir uns auf den Abend vorbereiten. Der Tag ging ruck zuck vorbei und Björn macht aus, wo wir mit wem hingehen. Die Wahl fällt auf Joe's Beerhouse. Endlich komm ich in die wohl bekannteste Bar in ganz Namibia. Wir wollen uns mit Klyde treffen (auf dessen Farm wir waren) und scheinbar kommen ein paar andere Freunde später noch nach. Gleich am Eingang schon ein erstklassiges Schild "Unser Hauswein ist Jägermeister" dh es kann nur gut werden! Ich lauf weiter und der Boden ändert sich von Teer zu Kieselsteinen. Wir laufen an vereinzelten Tischen vorbei und stehen dann im Zentrum. Man kann sich die ganze Bar wie ein kleines Dorf vorstellen. Alles ist unter freiem Himmel, bis auf einige Hütten, die mit Grasdächern gedeckt sind. In der Mitte ist ein größerer Teich mit Fischen und einer Windmühle. Alles ist mit Jägermeisterflaschen dekoriert und unheimlich viele kleine Details verleihen dem Ganzen eine beeindruckende Atmosphäre. Etwas abgetrennt vom Hauptteil ist dann noch ein Abteil, das komplett rund ist. Außen an der Wand sind Tische, an denen man Essen kann, wieder überdacht mit einem Grasdach und in der Mitte ist eine rießen Feuerstelle, in der Abends Feuer gemacht wird. Die erste Stunde bin ich garnicht zum Trinken gekommen, weil man überall wieder etwas neues entdeckt. Als Klyde dann dazukam haben wir mit der Bestellung angefangen. Später kam dann noch Kalli und seine Freundin und noch einige weitere Bekannte von Björn. Wir bestellen immer eine Runde Bier gefolgt von einer Runde Jägermeister, der halbe Liter Bier vom Fass kostet hier übrigends nur 1,40€ und das in der bekanntesten Bar, dh es geht noch günstiger. Nach und nach verlassen uns die ersten, im Gegensatz zu uns müssen die anderen am nächsten Tag immerhin arbeiten. Am Ende sind nur noch Klyde Björn und ich übrig. Nachdem der Barkeeper dann die letzte Runde ausgerufen hat rufen wir Björns Vater an, dass er uns holt. Dann kam das Merkwürdige, als wir gehen wollten, konnte Björn plötzlich nichtmehr laufen. Klyde und ich mussten ihn dann, jeder an einer Schulter, bis zum Auto hinaustragen. Wir schmeißen ihn ins Auto und fahren nach Hause, wo ich ihn dann wieder aus dem Auto ziehen musste, weil er keinen Muckser mehr gemacht hat.

Am nächsten Morgen liegt Björn wie ein Sandsack in seinem Bett, blutrote Augen und kein Plan was gestern abging. Er vermutet, dass jemand seinen Drink gespiced hat, also irgend eine Pille oder Pulver reingekippt hat, da er von jetzt auf nachert nichtmehr laufen konnte und kurz vorher haben wir uns noch normal unterhalten. Das kommt hier scheinbar öfters vor, um dann der Person Sachen zu klauen woran sie sich dann am nächsten Tag nichtmehr erinnern kann. Komischerweise hat Björn an dem Abend auch sein Handy verloren. Da ich auch einiges getrunken habe, habe ich auch mit ein bisschen Barberlas (Kater) zu kämpfen. Dementsprechend verbringen wir den Tag über dann auch nur auf dem Sofa. Björn geht es Abends immernoch nicht gut, dh er möchte nichts trinken. Da es mir aber wieder gut geht und es Freitag Abend ist, schlägt er vor, dass er den Fahrer spielt. Wir fahren also in einen nahegelegenen Club, in dem wir uns wieder mit den anderen treffen. An diesem Abend sind aber alle da. Dh ich treffe alle von Klyds Farm und auch alle von gestern Abend wieder. Nachdem ich alle begrüßt habe wird die erste Runde bestellt, diesmal allerdings Whisky Cola. Björn hingegen bleibt tapfer bei seinem Wasser. Es macht rießen Spaß sich wieder mit allen unterhalten zu können und nach mehreren Wochen wieder mit gleichaltrigen Party zu machen. Gegen 2 Uhr verlassen wir dann den Nachtclub und machen uns auf den Heimweg. Ich will Björn ja nicht all zu lange quälen ...

Endlich ist der Samstag angebrochen, heute ist die MX Freestyle Worldchampionship in Windhoek und wir haben TICKETS!!!! Heute ohne Barberlas komm ich um 12 Uhr aus meinem Zimmer, Björn kommt mir entgegen und sagt" Bist du fertig ? Wir fahren gleich los" ich wusste nicht was er meint bis er mich aufklärt. Wir treffen uns mit Klyde, seiner Mutter und Hendrik zum Lunch, dh ich habe nicht nur die Freunde von Klyds Farm wieder getroffen sondern auch Andrea und Hendrik, also ALLE. Als wir dann im Supermarkt ankommen frag ich mich warum wir genau hier her kommen. Dann meinen alle hier gibt es die besten Brötchen und als ich sehe, was Klyde ist, kann ich meinen Augen kaum trauen. Hier gibt es METTBRÖTCHEN MIT ZWIEBELN !!!!! und Bier dazu ... noch deutscher gehts wohl kaum, ich bestell mir natürlich sofort eins und es schmeckt wirklich gut. Das Bier um halb 1 dazu bringt einen dann auch gleich in gute Stimmung für das bevorstehende Event. Doch das hier sollte nicht der einzige Stop gewesen sein. Es geht weiter zu Joe's Beerhouse, denn es ist Samstag und da wir mit dem Mettbrötchen Deutschland ein Stück näher gekommen sind, machen wir richtig deutsch weiter. Samstag bei Joes's Beerhouse bedeutet Frühschoppen, ja du liest richtig, die werben mit Frühschoppen! Gut der Inhalt des Frühschoppens ist nicht gerade wie in Deutschland, da dieser hier erst um 12 Uhr anfängt. Schoppen gibts dann auch nicht, sondern Jägermeister mit Live Musik im Hintergrund. Schaut man sich dann in der Bar um, denkt man, dass die Leute hier nichts besseres zu tun haben, als Samstag Mittag zu saufen. Die Bar ist gerammelt voll, alle mit Bier oder Schnaps in der Hand und der Mittelpunkt des Frühschoppens war dann die "Beat the Knuckle Competition". 8 Auserwählte Teilnehmer waren an einem Tisch gesessen, jeder hat ein Eisbein bekommen, also ca 1 Kg Fleisch, ein bisschen Soße dazu und ein Maß (Ja ein richtiger Maßkrug!!!!) Bier. Nun ging es darum, wer als erster mit allem fertig war. Unter den Teilnehmern waren 2 Freunde von Björn, die am Anfang nur Mist gemacht haben. Einer der beiden nimmt diesen rießen Knochen mit dem KG Fleisch und knallt ihn dem anderen erstmal auf die Schulter woraufhin der seine Hand in die Soße taucht und dem anderen eine Schelle gibt. Beide sehen also bevor sie angefangen haben zu essen schon aus wie die größten Schweine. Je näher sie dem Ende kommen desto mehr Leute versammeln sich um den Tisch. Zum Endspurt hin feuern sie dann den angehenden Sieg an bis er alles komplett vertilgt hat. Zweiter wurde dann einer von Björns Freunden. Sein Preis, 6 Flaschen Jäger, mit wem trinkt er das? Mit uns natürlich! Es geht also schon Samstag Mittag weiter. Gegen 14 Uhr kommt man dann kaum noch bis zu den Toiletten durch. Auf meinem Weg dort hin seh ich plötzlich einen Grill aufgebaut mit dem Schild "Rostbratwürste zu verkaufen", jetzt dachte ich, dass ich wieder in Deutschland bin!

Nun wird ein Jägermeister nach dem anderen ausgeschenkt und die Stimmung steigt. Wie es aussieht gehen von hier aus sehr viele zu dem MX Event. Aus diesem Grund brechen wir dann auch um halb 4 auf und machen uns auf den Weg. Wir fahren mit Hendriks Landcruiser mit dem wir damals schon die Dünenfahrt gemacht haben. Da vorne nur ein Platz für Andrea ist, fahren Klyde Björn und ich hinten auf der Ladefläche mit (das ist wohl auch nur in Namibia legal auf der Hauptstraße bei 100 Sachen auf der Ladefläche zu stehen). Schließlich kommen wir am Eingang an und müssen uns erstmal einen Parkplatz suchen. Leider ist alles vollgeparkt doch Hendrik hat eine Idee. Er fährt bis zum Eingang des Geländes, wo natürlich kein Parkplatz frei sein dürfte. Hendrik erblickt einen Erdhaufen und fährt darauf zu. Um den Haufen herum sind kleine Büsche, wo natürlich keiner geparkt hat. Doch wir haben einen 4x4 Landcruiser, dh nun wird auf Namibiaart geparkt. 4x4 rein und schon gehts rückwärts den halben Hügel hoch durch die Büsche. Wir steigen aus und schaun uns das ganze von vorne an. Das Heck ragt in die Luft, es sieht aus als ob der Wagen gleich umkippt, aber wir haben einen der besten Parkplätze bekommen. Die Leute schauen zum Teil entsetzt, zum Teil lächelnd zu uns herüber. Als ob nichts gewesen wäre gehen wir dann auf das Gelände und suchen uns einen Platz, von dem wir gut sehen. Kurz darauf geht es dann auch schon los. Die ersten Fahrer fahren vor und machen sich für die Sprünge bereit. Dann kommt der erste angeschossen, über den Hügel und durch die Lüfte. Mit Backflips kombiniert mit sonst was fliegen die Fahrer über die Hügel und landen teilweise freihändig. Um sowas zu machen muss man glaub ich einfach durchgeknallt sein oder irgendwas muss falsch sein, denn was die hier machen ist einfach unglaublich. Man kennt es immer nur aus dem Tv aber das mit eigenen Augen zu sehen ist irre. Das blöde war, dass wir scheinbar etwas spät gekommen sind, denn wir haben nur das Finale mitbekommen. Dh die ganze Veranstaltung hat um 14 Uhr Mittags begonnen, aber sich bei der Mittagshitze hier rauszustellen ist ehrlich gesagt sau dumm, da haben wir lieber Frühschoppen gemacht. Die Sprünge waren dann so gegen halb 8 schon zu Ende, dh die Sonne war noch nicht mal untergegangen, obwohl es "Night of the Jumps" geheißen hat. Dann ging es zur Aftershow Party über, das Problem war, dass eigentlich nichts geboten war. Das letzte mal hat Scooter gespielt, da muss dann die Hölle losgewesen sein, doch dieses mal war leider nichts. Aus dem Grund haben die Menschen auch nach kurzer Zeit den Heimweg angetreten. Dem sind wir dann auch gefolgt und wir sind zu Björn nach Hause gefahren, da Andrea Björns Mutter wieder mal sehen wollte.

Wir hingegen haben uns den Bauch vollgeschlagen, da wir seit 12 Uhr außer Flüssignahrung nichtsmehr hatten und es mittlerweile schon 21 Uhr war. Da der Abend noch jung war, haben wir beschlossen wieder in den Club zu gehen. Dort angekommen war ich zunächst geschockt, da vielleicht 20 Leute im ganzen Club waren. Doch nach und nach sind dann alle vom MX Event auch hier in den Club gekommen, wodurch dann doch noch geile Stimmung aufkam. Da Alkohol ja bekanntlich die Hemmungen lockert hab ich erstmal etwas Sulzthal auf die Tanzfläche gebracht. Im Tanzstil aller Daniel Diez habe ich die Tanzfläche durchstreift (einige von euch können sich jetzt genau vorstellen wie lustig das ausgesehen hat) Es hat richtig gut getan den ganzen Stress der Arbeit rauszutanzen und es hat rießen Spaß gemacht.
Gegen späterer Stunde habe ich dann Hendrik auch im Club getroffen. Wir standen neben einem Tisch auf dem 2 Polster befestigt waren. Wie geschaffen um Armdrücken zu machen. Ich hatte natürlich von Beginn an keine Chance gegen ihn, da er den Körper einer Maschine hat! aber er wollte wissen wie stark ich bin. Wir fangen an und ich geb von der ersten Sekunde an alles, wodurch ich mich in der Mitte halten kann. Hendrik gibt zu, dass er überrascht ist von mir, doch nach ca einer Minute konnte ich nichtmehr dagegenhalten. Mit unserem Armdrücken haben wir dann etwas angezettelt, seit dem Moment wo Hendrik und ich Armdrücken gemacht haben war dieser Tisch nichtmehr leer gestanden. Plötzlich haben wildfremde Leute gegeneinander Armdrücken gemacht.

Es wurde später und später und langsam wurde ich müde und der Club leerte sich. Björn hat sich die ganze Zeit mit einer Freundin unterhalten und war scheinbar am überlegen ob er sie mit heim nehmen sollte. Da er sich scheinbar nicht entscheiden konnte drängte ich ihn langsam, dass wir nach Hause gehen. Es war bereits 4 Uhr morgens und auch der Dj hat durchgesagt, dass nun die letzte Runde ausgeschenkt wird. Endlich verlassen wir den Club, doch nun ist die Frage wie wir heim kommen. Björns Ersatzhandy ist leer, dh wir müssen laufen, doch um die Uhrzeit zu zweit durch halb Windhoek zu laufen ist wohl nicht die beste Idee. Glücklicherweise habe ich die Handynummer von Björns Mutter eingespeichert, sie ist nun unsere letzte Möglichkeit. Björn ruft sie von meinem Handy aus an, ich möchte nicht wissen wie viel mich dieser Anruf gekostet hat... doch es hat sich gelohnt, sie ist gekommen und hat uns geholt. Am nächsten morgen hab ich mich erstmal bedankt, da das nicht selbstverständlich ist. Als Björn mich sieht meint er nur " gestern ist noch was passiert", das kann nichts Gutes bedeuten. So war es auch, er erzählt mir, dass Klyde überfallen wurde, als er vor dem Club gestanden hat. 5 Schwarze haben ihn scheinbar zu Boden geschmissen und dann Schuhe Handy Geldbeutel, einfach alles, was etwas wert war geklaut. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, denn das hätte auch sehr böse ausgehen können. Wären wir heim gelaufen, wär uns das vermutlich auch passiert, aber hier geht es eben etwas anders zu wie in Deutschland.

Dieser Sonntag hat ja schonmal gut angefangen. Da man Sonntags in der Stadt nichts machen kann, beschließen wir nach dem ganzen Feiern und Ereignissen nochmal zu relaxen, damit man nicht total gemolken zur Arbeit zurück kommt. Ich leg mich draußen unter die Lapa in einen der Liegestühle und genieße das Wetter. Viel mehr ist dann auch nichtmehr passiert und wir müssen daran denken, dass es morgen schon wieder zurück geht. Doch wir müssen noch Fleisch für die Lodge mitnehmen. Wir fahren also am nächsten Tag beim Headoffice vorbei und laden das Fleisch auf die Ladefläche. Während dessen habe ich mich mit Michael verabredet ( der Sohn von dem Kollegen meins Vaters, durch die ich das hier überhaupt erst machen konnte). Dieser hat das Paket meiner Eltern erhalten, in dem mein Fussball und meine Laufschuhe sind. Jetzt kann ich für mich endlich etwas trainieren.
Nachdem ich von Michael alles erhalten habe und das Fleisch auf den Jeep geladen war, treten wir unsere Rückreise zur Lodge an. Die Fahrt ist reibungslos verlaufen und der Höhepunkt war erneut die Spitze des Passes. Diesmal waren wir aber gegen Nachmittag dort, dh durch die Lichtverhältnisse war die Aussicht nochmals komplett anders und fast noch schöner!

Der interesannte Teil der Fahrt war dann diesen Pass heil runter zu kommen. Fehlende Leitplanken und fehlender Straßenbelag lassen ein leicht mulmiges Gefühl aufkommen. Doch mit dem Jeep von Björn war das kein Problem und wir sind heil unten angekommen. Nach einiger Zeit haben wir dann auch schonwieder die versteinerten Dünen von weitem gesehen und wussten, jetzt ist unser Uralbu vorbei. Am Tor angekommen ist Dawid der erste der uns willkommen heißt. Nun noch schnell das Fleisch in den Kühlraum bringen, dass es nicht schlecht wird und dann ist auch schon bald wieder Zeit fürs Abendessen. Als ich dann Abends draußen sitze und in den Sternenhimmel blicke, ist es irgendwie auch wieder schön raus aus dem Stress der Stadt und zurück auf der Lodge zu sein. Ich genieße noch meinen freien Abend, das köstliche Abendessen und ein abschließendes kühles Blondes. Dann geht es Richtung Zimmer, zurück in mein Miniaturbett und zu meinem Haustier Gerry den Gecko. Diesen halte ich mir seit kurzem in meinem Zimmer, damit er alle Spinnen und Krabbelzeug frisst. Seit heute heißt er Gerry, der gleiche Name wie Björn Seniors Vogel.
Nun ist es aber Zeit zum schlafen, die Arbeit steht wie gewohnt morgen wieder um die Ecke vor der Tür.

Somit ein wunderschönes gute Nacht nach einem wunderschönen Urlaub Namibia, Julian.

November

November.

Montag Morgen, Urlaub zu Ende und die Arbeit steht wieder vor der Tür und das buchstäblich, da es ja gerade mal 20 Meter bis zur Rezeption sind. Mittlerweile ist es schon November und die Zeit scheint hier zu rennen. In Deutschland geht es schon schwer auf Winter zu, hier rücken die großen Ferien und das Badewetter näher. Da es hier dann einfach zu heiß wird ist bald auch das Ende der Reisesaison erreicht, wodurch es hier um einiges ruhiger wird. Zur Zeit ist aber noch ordentlich zu tun und Ende November bricht es dann ab, meint Michael.
Nun ja nun muss ich wieder Gäste willkommen heißen und immer schön Grinsen. Scheinbar hab ich das sehr gut drauf, da mir vor kurzem ein Gast gesagt hat, dass ich eine unglaublich liebevolle Ausstrahlung besitze und den Check In sehr gut gemacht habe. Anja hat das mitgehört und mit einem Grinsen sagt sie nur, "na also, ist doch ein schönes Gefühl oder?" Das ist es allerdings, das 2., was der Gast zu mir gesagt hat war jedoch etwas merkwürdig. Sie meint zu mir, dass mir niemals jemand ins Gesicht schlagen wird, wenn ich lächle. Mit einem fragenden Gesicht gehe ich dann weiter und bin etwas verwirrt, aber ich denke es war nur positiv gemeint.

Nachdem ich nun wieder meine erste Woche gearbeitet habe ist Pius, unser Restaurant Manager, in Urlaub gegangen. Ein Tag zuvor kommt Anja auf mich zu und sagt mir direkt ins Gesicht, " also Julian nachdem Pius jetzt für 3 Wochen im Urlaub ist, bist du für die Zeit der neue Restaurant Manager!" Mir hat es komplett die Sprache verschlagen und ich frage nochmal nach, ob sie das ernst meint. Es war ihr voller Ernst, scheinbar hab ich sie durch meine Bemühungen hier einen guten Eindruck hinterlassen, wodurch ich nun ihr volles Vertrauen habe. Mit starren Blick gehe ich zu meinem Zimmer und lass mir durch den Kopf gehen, was das nun bedeutet. Ich bin hier als Praktikant hergekommen, arbeite 2 Monate und darf nun alle Kellner einteilen, bin dafür verantwortlich, dass das Dinner reibungslos abläuft und werde Restaurant Manager genannt. Zwar nur für 3 Wochen, aber ich kann es kaum glauben, ich bin 20 Jahre alt und der nächst jüngere Kellner ist 24 ... und Anja gibt mir die Verantwortung. Zum einen bin ich geschockt, verängstigt, nervös, doch zum anderen unheimlich stolz, da es wohl keine bessere Bestätigung für meine Anstrengungen gibt und ich freu mich, mich an dieser neuen Herausforderung zu messen.

Dann ist auch schon der erste Abend gekommen, an dem ich als Restaurant Manager zum Dinner gehe. Ich weise jedem Kellner seine Tische zu, begrüße die Gäste, führe sie zum Tisch und achte, dass jeder seine Bestellungen und Speisen bekommt. Anja kommt später und fragt, ob ich hier alles unter Kontrolle habe. Alles ist glatt gelaufen und ich konnte mit einem sehr zufriedenen und stolzen "JA!" antworten. Das komische Gefühl dabei war nur, dass genau ich diese Position machen darf. Da alle anderen Kellner viel länger als ich dabei sind, hinzu kommt noch, dass alle anderen schwarz sind, dh. vielleicht denken sie, dass ich das nur bin, weil ich weiß bin. Diese Gedanken teile ich auch Anja mit, doch sie sagt, dass sie mir die Aufgabe gegeben hat, weil sie sieht, dass ich weiterkommen will und nicht wie die anderen kein Interesse zeige. Zum Glück haben es die anderen Kellner auch angenommen, dass ich nun der Supervisor bin und somit läuft jeder Abend reibungslos ab.

Ein paar Tage später dann die nächste Überraschung. Agnes kommt zu mir an die Rezeption und fragt mich, wie man meinen kompletten Namen schreibt. Fragend schreib ich es ihr auf ein Stück Papier. Sie grinst mich an und sagt nur, " for your pocket money". Meine Hoffnungen haben sich bestätigt! Ich bekomm etwas Taschengeld. Den Tag über hab ich mir vorgestellt, wie viel es wohl sein wird und dann meint Agnes, ich soll ihr ins Office folgen. ZAHLTAG! Sie legt mir einen Zettel vor die Nase und sagt, dass ich nur unterschreiben muss. Ich lese mir alles durch und sehe die Zahlen. 3x1000 N$. Ich habe also nachträglich 1000 N$ pro Monat bekommen. Rechnet man es um wären es ca. 100 Euro pro Monat, was sich nicht viel anhört, hier in Namibia gleicht das allerdings dem Gehalt eines Kellners. Somit habe ich 3000N$ Bar auf die Hand bekommen. Mit einem rießen Batzen Geld in der Hand und strahlenden Augen gehe ich wieder an die Rezeption. Dafür, dass ich mich damit abgefunden habe, dass ich hier umsonst arbeite, war das eine unglaubliche Überraschung. Als ich später am Tag Anja über den Weg laufe, grinst sie mich an und fragt, ob ich mein Taschengeld erhalten habe. Ich nicke und frage nur warum aufeinmal ? Sie sagt erneut, dass sie sieht, wie ich mich anstrenge und das muss belohnt werden. Nun bin ich also Restaurant Manager auf Zeit und habe einen Lohn bekommen. Mit diesen Aussichten war es dann nicht all zu schwer nach dem ersten Urlaub weiterzuarbeiten.

Da alle guten Dinge bekanntlich 3 sind, fehlt noch die 3. Überraschung. Diese bekomm ich von Björn überbracht. Björn bekommt Ende November 6 Tage frei und fährt nach Windhoek, die Überraschung war, dass Anja von sich aus gesagt hat, dass ich mit darf, damit ich die Stadt mal richtig sehe. Ich komm garnicht mehr vom Freuen weg, doch nach all den schlechten Nachrichten vor einiger Zeit musste irgendwann ja wieder was Gutes kommen.
Ich werde dann also bei Björn zu Hause wohnen und mit ihm die Stadt unsicher machen. Bis dahin sind es aber noch einige Tage und deshalb bleib ich erstmal im Hier und Jetzt. Björn hingegen zählt schon die Tage, bis wir wieder Party machen können. Er fragt mich ständig , "bist du recht? Denn wir gehn sauuuufen, dass das gut geht". Er stellt schon einen kompletten Zeitplan zusammen, an welchem Tag wir in welchen Club gehen, wann wir einkaufen und wann ausruhen. Neben dem Saufen gehen wir auch maaaaß einen wegchillen meint er. " Wir legen uns in Boxershort vor den Tv, Bier in der Hand und machen einfach NICHTS und Abends gehn wir dann in n Club und ordentlich Party machen!" Je mehr er erzählt, desto mehr freue ich mich auf den nächsten Urlaub.

Doch wie gesagt, kommen wir in die Gegenwart zurück. Weil wieder ein neuer Fahrer angestellt wurde, hab ich zur Zeit kaum noch die Möglichkeit eine Dünenfahrt zu machen. Doch vor 3 Wochen hatten wir den Tourguide Maja mit ihrer Gruppe bei uns. Sie hat einen Morning Drive gebucht. Das war meine Chance wieder mal rauszukommen, da ich zu dieser Uhrzeit noch frei habe. Leider darf ich hier nur als Gast mit, da die Strecke durch die Dünen zu schwer für mich als "offroadanfänger" ist. Also setz ich mich zu den Gästen hinten auf den Jeep und los gehts. Als ich mir so die Gesichter der restlichen Gäste anschaue, wird mir klar, dass ich den Altersdurchschnitt auf unserem Jeep deutlich senke! Alle werden um die 60-70 sein, zu meiner Überraschung aber sehr abenteuerlustig. Ich komm mit einer Dame ins Gespräch und erfahre, dass sie mit ihren 2 Brüdern hier im Urlaub ist, die ebenfalls auf unserem Jeep saßen. Ich fand das verdammt cool, in dem Alter einfach nochmal alle zusammentrommeln und gemeinsam Urlaub machen.

Wir fahren dieses mal nicht die gewöhnliche Route, sondern in die entgegegesetzte Richtung. Für mich also auch Neuland und was für eins sag ich dir. Ich dachte die Sicht, die man auf der normalen Dünenfahrt hat ist einmalig, aber verglichen mit diesem Weg .... Pfff. Je weiter wir fahren, desto mehr Bäume erstrecken sich im Thal bis zu den Bergen am Horizont. Jetzt der krasse Gegensatz, dreh ich meinen Kopf nach Links, erstreckt sich das komplette Flussbett, gespickt mit unzähligen Bäumen bis zu den rießigen Naukluftmassiv. Drehe ich meinen Kopf nach Rechts verläuft mein Blick den goldenen Grasteppich entlang, bis er die kupferroten Dünen erreicht. Doch in diesem Teil des Parks sind die Dünen um einiges gewaltiger wie die Dünen, die ich kenne. Wie ein Gebirge bilden sie rießige Spitzen und verlaufen ineinander wie ein einziger Komplex. Jede Düne ist mit grünen Grasbüschel bedeckt, wodurch es ein wunderschönes Farbenspiel ergibt. Doch genug von der Distanz, nun geht es mitten rein. Nun versteh ich, warum sie nicht wollten, dass ich fahre. Jeder Hügel wird zur Herausforderung, da hier die komplette Padd nur aus feinstem Sand besteht. Mit Gefühl und der Kraft des Landcruisers erklimmen wir jede Düne (wir sitzen immerhin auf 4,5 Liter V6!). Ich kann garnichtmehr aufhören zu Grinsen, da selbst das mitfahren Spaß macht, die Gäste genießen die Fahrt allerdings nicht so wie ich. Jedes mal, wenn es eine Düne hinunter geht, schaun sie nach oben in den Himmel und warten, bis jemand sagt, dass wir unten sind.

Einige Dünen rauf und runter später sind wir nur noch von Dünen umgeben und stehen nun vor einer Monsterdüne, jetzt muss sogar der lower 4x4 eingeschaltet werden, dh es wird steil. Mit jaulendem Motor, kreischenden Gästen und einem grinsenden Julian kämpft sich der Jeep die Düne hoch und sdchafft es letztendlich über den Kupp, auf dem wir dann auch halten und aussteigen. Der Grund? Noch nicht bekannt, aber Jörg wird schon wissen warum. Nun heißt es erstmal das letzte Stück hochklettern. Für mich kein Problem, für die Rentnerfraktion war es dann doch schon etwas anstrengender. Noch ein paar Meter und ich steh auf der Spitze und jetzt wurde mir klar, warum wir gehalten haben. Zuerst vom Ausblick fast erschlagen, dann besorgt, dass keiner der übrigen Gäste einen Herzstillstand bekommt steh ich mit offenen Augen, offenem Mund und geschlossenem Hosenstall vor diesem makellosen Vorzeigebeispiel eines Landschaftsbildes. Ich weiß, dass ich schon öfters so etwas geschrieben habe, aber vergesst alles, was ihr bis jetzt gelesen habt über unglaubliche Aussichten. Das hier, kann man nicht beschreiben. Nun gut, weil ich so lieb bin versuch ich dir das Bild in deinen Kopf zu malen. Jetzt vermischt sich quasie der Kontrast, den ich oben beschrieben habe zu einem vollkommenen Bild. Man blickt zuerst die Sanddüne hinunter über die Spitzen der kleinere Dünen. Ein einmaliges rot prägt sich in die Augen, gelgentlich die saftig grünen Grasbüschel, blickt man weiter vermischt sich das Grün und Rot mit dem Gelb des Steppengrases. Der Blick geht noch weiter, bis zum Flussrevier, nun kommt das Braun der Bäume und Sträucher hinzu. Die Augen gehen weiter und weiter, bis ans Ende des Thals, bis man den Fuß des Gebirges erreicht, nun geht es nach oben. Das durch die Morgensonne herrschende Licht und Schattenspiel im zerklüfteten Stein gibt verschieden Grau-, Schwarz- und Beigetöne, die sich durch die Schluchten des Gesteins bis zu den Spitzen ziehen. Lässt man den Blick dann noch etwas nach oben rutschen, erkennt man den kristallklaren, blauen Himmel, der sich über dieses ganze Bild wie ein Dach spannt und mit seinem Blau die letzte Krönung der Farben bringt. Zählt man nun alle Farben zusammen, die man hier mit einem Blick wahrnimmt, kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass man mitten in der Wüste steht.

Nachdem alle ihre Bilder gemacht haben erklärt Jörg noch einiges zur Geschichte der Dünen und dann gehts weiter auf den Jeeps. Nach einigen weiteren steilen Auf und Abs kommen wir dann wieder auf die normale Strecke, die wir auch mit den anderen Gästen fahren. Unser Ziel ist die bekannte Sundownerdüne, auf der wir dann die Snacks haben werden. Als kleine Überraschung haben wir Sekt dabei und jetzt gibt es erstmal Sektfrühstück auf der Düne. Mittlerweile ist es 11 Uhr, dh wir sind seit 3 1/2 Stunden unterwegs, was sich an meinen Armen bemerkbar macht. Diese sind bereits feuerrot ... obwohl ich mich eingecremt habe ... der Sonne hier ist das scheinbar egal. Endlich haben alle ausgetrunken und wir können Richtung Lodge fahren. Doch nicht auf dem normalen Weg, sondern erneut ein Spezialweg, dh ich muss noch etwas länger in der Sonne aushalten. Dann sehen wir endlich die roten Dächer der Lodge, meine Arme schimmern bereits im gleichen Rot. Gegen 12 Uhr kommen wir dann an der Lodge an, dh ich kann gleich in die Rezeption und arbeiten. Trotz schmerzender Arme und der direkten Übergabe in die Arbeit hat sich die Fahrt voll und ganz gelohnt und ich habe wieder unglaubliche Bilder bekommen.

Bleiben wir gleich beim Thema Dünenfahrten, denn in letzter Zeit durfte ich wieder einige selber fahren. Dabei habe ich jedes mal einen anderen Jeep genommen, um herauszufinden, welcher der Stärkste ist. Ich gehe zu den Stellplätzen der Jeeps und schau mir die Schriftzüge der Wagen an, wie viel Liter sie haben usw. und da ist mir ein Jeep ins Auge gefallen. Zunächst musste ich mich kaputt lachen als ich ihn gesehn habe. Warum? Tja, dieser Jeep sieht so aus wie aus einem Spielfilm geklaut. Die Form ist schon einmalig, da es ein sehr altes Modell ist, dann kommt die Krönung, er besitzt kein Dach und keine Türen, an Sicherheitsgurte darf man garnicht erst denken. Sitzt man "drinnen", was ja im Prinzip schon fast draußen ist, muss man sich entweder sehr gut an dem Lenkrad festhalten, das wie ein rießiges Traktorlenkrad aussieht oder man verklässt sich auf eine kleine Eisenkette, die man provisorisch für die fehlenden Türen schließt um nicht herauszurutschen. Kurz gesagt, das Ding sieht aus wie ein Jeep von irgendeiner Rebellengruppe. Das positive an diesem Gefährt ist, dass man direkten Kontakt zu den Gästen hat, bei den anderen Jeeps sagen wir immer zu den Gästen, dass sie aufs Dach klopfen sollen, wenn sie ein Bild machen wollen. Hier können sie dir entweder auf die Schulter klopfen oder direkt auf den Kopf. Mein erster Gedanke als ich diesen Schatz gefunden habe war "dich muss ich fahren!" Gedacht, getan. Dieser Jeep kommt nur zum Einsatz, wenn alle Autos benötigt werden, aber heute war dies der Fall, dh ich durfte den Jeep vorfahren. Reinsetzen danke fehlender Türen schonmal kein Problem. Das Lenkrad ist einfach weltstark, nicht nur, weil es, von vorn betrachtet, zur Hälfte über die Motorhaube des Jeeps ragt, sondern weil es mich an meinen geliebten Golf 2 erinnert. Es ist genauso schlicht und man muss sich im Stand genauso tod kurbeln, dass sich diese rießen Schlappen vorne bewegen. So nun die Handbremse lösen. Naja erstmal suchen ... das muss sie sein! Links unter dem Lenkrad ist eine lange Stange, die einen Richtung Bauch zeigt. Kurz ziehen, drehen und das komplette Ding mit Gewalt nach vorne knallen. Nun die Zündung, erster Versuch zu starten ... fehlgeschlagen. Wie bei meinem Golf muss man hier mit Gefühl, Geduld und guten Worten vorgehen. Nach einem weitern Versuch hats dann geklappt und der Opa's Motor blubbert vor sich hin. Die Gänge sind auf einer Tafel vor dem Beifahrersitz beschrieben, da man auf der Gangschaltung nichts mehr erkennen kann.

Nun vorsichtig ausparken und dann kanns losgehen (die Kupplung ist auch ein Fall für sich). Endlich kann ich Gas geben und schaun, was der Alter drauf hat. Mit Erstaunen, zieht er von unten rauf dermaßen an, dass ich erneut nur grinsen kann. Mit wehendem Haar im Wind und ettlichen Fliegen im Gesicht fahr ich dann zur Rezeption, ich hab noch nicht erwähnt, dass die Windschutzscheibe ebenfalls nicht vorhanden ist. Angekommen erfahr ich dann von den anderen Fahrern, dass dieser olle Jeep hier am meisten Kraft hat. Ist zwar nicht der Schnellste, aber die Fahrer meinen immer, dass dich das Ding im Standgas die Sundownerdüne hochzieht. Mit Gästen möchte ich dieses Ungetüm allerdings nicht fahren, erstens, weil ich danach vermutlich einen Sonnenstich habe und weil man ständig geblendet wird. Da setz ich mich lieber wieder in meinen 3L Hilux mit Direkteinspritzung, dieser ist zwar nicht so stark wie der 4,5L V6 Landcruiser, dafür hat er aber Klimaanlage (einer der beiden Hilux, die AC haben, alle anderen müssen leiden). Springen wir einen Tag weiter, an diesem Tag hatten wir 72 Gäste für die Dünenfahrt gebucht, dh alle verfügbaren Autos mussten raus, diesmal auch Jörgs umgebauter Privatjeep. Zum Glück war er nicht da, sonst wär er ausgeflippt, weil er nicht möchte, dass diesen jemand fährt. Wie es das Schicksal will, muss ich am Ende Jörg's Auto fahren, weil keiner Schuld sein will, wenn was damit passiert. Das Auto an sicht ist erste Klasse, die Fahrerkabine ist mit bequemen Sitzen ausgestattet, die mit einem roten Zottelstoff überzogen sind (so 80er Jahre Stil... voll Porno !). Das Highlight für die Gäste sind die 3 Sitzreihen. Sie haben nicht simple Bänke mit etwas Polster rum, sondern immer einzelne Sitze zu einer Reihe zusammengebaut (die Sitze sehen aus wie aus einem uralten Flugzeug ausgebaut, grün und mega gepolstert, Fahrkomfort garantiert!). Die Fahrt an sich ist super verlaufen ohne Probleme, zurück an der Lodge park ich dann Jörgs Auto wieder an seinen gewohnten Platz. Da der Stellplatz aber durch einen Baum schwer anzufahren ist, steh ich beim ersten Versuch recht krumm in der Lücke. Ich setze also zurück um besser zu stehen. Beim Zurücksetzen kann ich nicht ganz einschätzen wie weit ich noch bis zum Busch hinter mir habe, dann plötzlich ein Knall. Ich bin auf eine Eisenstange gefahren, die im Busch steht. Ich fahr wieder vor, park den Wagen und schau ob irgendwas verbeulst ist. Doch die Stange war so lose im Boden gesteckt, dass ich sie einfach umgeschubbst habe und an der Stoßstange war auch nichts zu sehen. Ich geh also zurück zum Restaurant und dann ins Bett.

Am nächsten Morgen klopft es plötzlich an meiner Tür. Björn und Michael standen vor der Tür. Da Michael dabei stand hatte ich irgendwie ein komisches Gefühl, das sich nur verstärkt hat als er sagte, "Jörg möchte mit dir sprechen". Darauf ist mir das Herz in die Hose gerutscht und ich überlegte, ob vielleicht doch etwas am Auto zu sehen war. Wir gehen Richtung Jörgs Auto und ich wurde immer nervöser. Am Auto angekommen jagen meine Augen von Links nach Rechts über die Stoßstange um die Delle zu erkennen, doch dort war nichts. Dann meint Michael, " komm hier rum", ich lauf weiter und schaue auf die Seite des Autos an der eine rießen Delle klafft. Der komplette Eisenramen, an dem die Leiter immer angestellt wird, ist soweit eingedrückt, dass auch das Blech des Autos eingedrückt wurde. Neben dem Auto das passende Loch and der Ecke der Wand. Da ich der letzte war, der das Auto gefahren hat, musste ich wohl der Übeltäter sein. Mit aufgerissenen Augen stehe ich vor dem Auto und kann mir nicht erklären wie ich das geschafft haben soll. Ich kann mich auch nicht daran erinnen, dass ich irgendwas gemerkt habe, denn so eine Delle reinzufahren hätte man merken müssen! Zu allem Überfluss kommt nun auch noch Jörg. So stinksauer und wütend habe ich Jörg noch nie erlebt. Er fängt an zu fluchen und warum wir das Auto überhaupt benutzt haben usw. Ich war sooo klein mit Hut und konnte im nur sagen, dass ich mich weder an einen Aufprall erinnern kann, noch kann ich mir erklären wie ich das geschafft haben sollte. Jörg war das natürlich egal, er wollte wissen, wer das gemacht hat. Dann schießt mir der Knall durch den Kopf, den ich gestern gehört habe und dachte, ob das vll nicht die Eisenstange war, sondern die Ecke? Ich geh zurück in mein Zimmer und kann an nichts anderes mehr denken, immerwieder gehe ich genau durch, wie ich eingeparkt habe und wie ich ausgestiegen bin und geschaut habe, aber nichts erkannt habe. Die Geschichte verfolgt mich bis zum Dinner, das ganze Dinner hindruch und dann musste ich mich an Jörgs Tisch setzen, was ein ungutes Gefühl hervorrufte. Seltsamerweise lässt sich Jörg nichts anmerken und redet ganz normal mit mir. Dann halt ich es nicht mehr aus und meine zu Jörg, dass ich mich wohl schuldig erkennen muss und mich entschuldigen möchte, aber ich kann mir trotzdem nicht erklären, wie ich das geschafft habe. Dann meint Jörg, "du musst es dir nicht erklären, weil du es garnicht warst, es stimmt du warst der letzte, der mit dem Wagen gefahren ist, aber die Delle ist anders verursacht worden". Am Ende hat sich dann rausgestellt, dass ein Mitarbeiter beim Müllwegfahren mit dem Lkw an das Eisengestell der Leiter gefahren ist. Da das Gestellt sehr stabil ist und der Mitarbeiter aus welchem Grund auch immer mehr Gas gegeben hat, hat er das komplette Heck des Jeeps mit einem Ruck so heftig an die Mauerkante gedrückt, dass diese Delle entstanden ist. Als Jörg mir das mitgeteilt hat, ist mir fast das Essen wieder aus dem Mund gefallen und ich hätte Jörg am liebsten umarmt. Wär das nicht rausgekommen, hätte ich ernsthaft an meinem Verstand und an meiner Fahrfähigkeit gezweifelt. Mit einem Grinsen meint Jörg dann nur, aber er ist nur hingefahren, weil du das Auto so kack geparkt hast.

Genüsslich kann ich mein Abendessen beenden, nachdem mir der rießen Stein vom Herzen gefallen ist und guten Gewissens mach ich mich dann auf den Heimweg zu meinem Zimmer.

Erleichter fall ich in mein Bett und wünsche eine gute Nach Namibia, Julian.